Der Stern (2022-02-24)

(EriveltonMoraes) #1
Fotos: ZDF | Interview: seec

Interview


„Körperlichkeit


und Musik“


Carol Schuler, bekannt als Ermittlerin im „Tatort“ aus


Zürich, schwärmt von ihrem Seitenwechsel: in der


neuen Episode der ZDF-Kultreihe „München Mord“


Italiens durchdekliniert. Haben Sie
italienische Bezüge?
Ich habe tatsächlich italienische
Wurzeln. Mein Urgroßvater war
richtiger Italiener, die sind dann in
die Schweiz gekommen. Meine Oma
hat noch einen richtigen italieni-
schen Namen, Marcella Aurelia. Ich
mag Italien sehr, Rom ist eine meiner
Lieblingsstädte. Wenn ich da spie-
len und Italienisch könnte, wäre ich
schon hingezogen, leider ist mein
Italienisch so ein Schulitalienisch.

Sie werden optisch oft gern
mit Amy Winehouse verglichen.
Kommt das auch musikalisch hin?
Na ja. Amy ist eine Göttin. In der
Schulzeit hatte ich meine erste Band
gehabt und immer parallel Musik
gemacht. Die letzten Jahre ist das
Pendel mehr zur Schauspielerei aus-
geschlagen. Ich hoffe, dass wir bald
wieder live mehr spielen dürfen.
Jetzt hocke ich die meiste Zeit alleine
zu Hause und spiele auf dem Piano
für mich. Musik ist die Konstante in
meinem Leben, die Stimme ist mein
erstes Instrument. Ich bin keine
virtuose Instrumentalistin und habe
das Glück, von tollen Musikern um-
geben zu sein (u.a. in der Soulband „El
Cartel“ – Anmerkung der Redaktion).
Dadurch lastet nicht der Druck auf
mir, auf einem Instrument richtig
gut sein zu müssen. Dafür schreibe
ich meine Texte selbst.

Was hören Sie selbst?
Ich höre sehr viel Janis Joplin, Jimi
Hendrix, Led Zeppelin, aber auch
gerne Jazz. Ich hatte eine 20er-Jah-
re-Jazzband und konnte da meine
Verehrung für Dinah Washington
oder Billie Holiday ausleben.

Das starke Stammpersonal von
„München Mord“ (v.l.): Christoph
Süß, Marcus Mittermeier, Bernadette
Heerwagen und Alexander Held

â Bereits ab . Februar in der Mediathek

Sa
.
ZDF

München Mord: Dolce Vita
Am .. gibt es wieder einen
neuen „Tatort“ aus Zürich

Kommissar Harald Neu-
hauser (Marcus Mitter-
meier) und Kollegen
suchen den Mörder
eines Mafiabosses. Auf
wen es die wandelbare
Killerin Maria (Carol
Schuler, l. und r.)
abgesehen hat,
bleibt lange im
Dunkeln

Und wie denken Sie über Ihre Rolle
als Killerin Maria?
Das ist etwas ganz anderes als die
„Tatort“-Kommissarin. Ich mag es,
die Seiten zu wechseln, und diese
Figur ist spannend, weil sie so mys-
teriös daherkommt. Man weiß nicht,
woher sie kommt, wohin sie geht.
Sie ist einfach da und eine akute Be-
drohung. Was mich sehr gereizt hat,
ist, dass sie in der Rolle viele andere
Rollen spielt. Sie hat mal eine Perü-
cke an, dann spricht sie andere Spra-
chen, verwandelt sich in eine ande-
re Person. Das ist ein Traum, wenn
man in einer Rolle noch mal andere
Rollen spielen kann. Sozusagen ein
Schauspielerfest.

Geboren wurde Carol Schuler in Winter-
thur, zu Hause ist sie in Berlin, wo sie
zu den Stars der „Schaubühne“ gehört.
Seit 2020 spielt sie zudem die Kommissa-
rin Tessa Ott im „Tatort“ aus Zürich. In
„München Mord: Dolce Vita“ sehen wir
die 35-Jährige nun als gnadenlose Kille-
rin. Wir sprachen mit Carol Schuler über
ihren Spaß am Seitenwechsel, ihr zweites
Standbein Musik und die unübersehbare
Ähnlichkeit mit einer Legende.


War Ihnen die Reihe „München
Mord“ vor dem Dreh ein Begriff?
Ich habe „München Mord“ nicht ge-
kannt. Dabei kennt das in München
und Bayern ja wirklich jeder. Ich
habe es mir angeguckt. Ich finde es
klasse, weil es ein ganz anderer Kri-
mi ist. Krimis gibt es ja zuhauf in
Deutschland ... Ich mag diese Heran-
gehensweise, dass die Cops keine
Waffen tragen, und der humoristisch
so schräge Ansatz gefällt mir total.


Was hat Sie noch gereizt an dieser
Maria-Rolle?
Maria hat den Hochstatus. Da gibt es
auch Stunts und Prügelszenen. Ich
bin eine körperliche Schauspielerin,
und wenn man da ein paar Dinge
ausprobieren kann – herrlich.

Was ist Ihr bisher gefährlichster
Stunt gewesen?
Gleich in meinem ersten Film
„Nachtlärm“ 2012 hatten wir eine
Nachtszene auf dem Motorrad auf
der Autobahn. Ich saß hintendrauf,
hatte aber keinen Helm auf. Eigent-
lich sollte das eine Stuntfrau über-
nehmen, weil es gefährlich war und
sogar eine Regenmaschine vor uns
hergefahren ist. Ich bestand darauf,
es lieber selbst zu machen. Der Fah-
rer hat mir hinterher gesagt, dass
wir über 100 km/h gefahren sind.
Versicherungstechnisch war das be-
stimmt eine Grauzone.

War diese Körperlichkeit früh
bei Ihnen erkennbar?
Ich mache viel Sport, und ich habe
getanzt, so lange ich denken kann.
Meine Tante hat eine Ballettschu-
le, die ich schon mit fünf Jahren
besucht habe – Stepptanz,
Street, Hip-Hop. Irgend-
wann habe ich für ein The-
aterstück sogar Poledance
gelernt, wir hatten so eine
Stange auf der Büh-
ne. Ich drücke mich
in erster Linie mit
meinem Körper aus.
Als Zweites kommt
die Stimme, ich sin-
ge gern. Körperlich-
keit und Musik sind
meine zwei großen
Leidenschaften.

In „Dolce Vita“
wird München als
nördlichste Stadt



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