Der Stern (2022-02-24)

FOTOS: ULLSTEIN BILD; DDP (3); A-WAY!

hemden. Würde man ihn nach der

Farbe fragen, müsste er an sich her-

unterblicken. Reim ist gewiss nicht

vom Planeten Eitel.

Der Reporter muss an dieser Stelle

erwähnen, dass Matthias Reim und

er sich zum ersten Mal vor 30 Jahren

trafen, damals, als ganz Deutschland

über „Verdammt, ich lieb’ Dich“

staunte, das sich 16 Wochen in den

Charts hielt. Reim lebte zu dieser

Zeit mit seiner zweiten Frau in

Hamburg-Bergedorf und war am

Anfang einer Karriere, von der da-

mals nicht zu ahnen war, dass sie der

Beginn einer Achterbahnfahrt sein

würde. Oder, im Nachhinein be-

trachtet, vielleicht doch. Denn

„Matze“, wie sie ihn auch nennen,

aufgewachsen als Sohn eines Gym-

nasialschulleiters im hessischen

Homberg und kurzzeitiger Germa-

nistikstudent in Göttingen, ahnte

vielleicht schon damals, dass sein

Betriebsgeheimnis die himmelweit

geöffneten Tore seines Herzens sein

könnten.

Also ließ er alles rein und machte

sich zum leidenden Vorarbeiter der

Gefühls- und Hormonwelt. Damals

im guten Glauben an ein schönes,

reiches Leben. Er zog mit dem ers-

ten hohen Kontostand nach Florida,

kaufte sich ein Boot und so weiter,

ging ja nur bergauf, das viele Geld

verwaltete sein ehemaliger Mana-

ger. Doch dann, und da war Reim

damals schon wie Deutschland, kam

ein Absturz, den er mit einer Men-

ge Menschen teilte. Es waren die

90er-Jahre, und viele glaubten,

wenn sie den Osten Deutschlands

billig aufkauften, würden die Immo-

bilienraketen sie reich machen. Es

wimmelte von windigen Geschäfts-

ideen. Ende vom Lied: Nicht nur

alles Ersungene weg, er hatte auch

noch schätzungsweise 13 Millionen

Euro Schulden. Parallel maue Plat-

tenverkäufe, noch ein Konzert-

versuch in Dresden, große Halle, 13

Zuschauer. „Tiefer ging es eigentlich

nicht mehr“, sagt er heute.

A

ber er war ja schon einmal

von unten gekommen, da-

mals der Nobody mit nur

einem Song auf einem Demoband.

„Ich wusste, von da unten gibt es nur

einen Weg heraus: nach oben.“ Also

Reset, neues Management und die

Hilfe seines Bruders, der mit den

Banken verhandelte und ihm sehr

viel Geld lieh, damit er wieder ar-

beiten konnte. Aber wie arbeiten?

Noch mal „Verdammt...“ und solche

Sachen? Nein. „Beschreib dein Elend

doch in deinen Songs, rieten mir

meine Freunde. Erzähl einfach

deine Geschichte, so eine haben

doch andere auch. Und das hab ich

gemacht.“ 4

Der Anfang:

Reim mit seiner

zweiten Frau

Mago bei

„Wetten dass..?“

1992 (l.)

Zwei von dem-

nächst sieben:

Reim mit seinen

Kindern Romeo

und Romy und

seiner damaligen

Frau Sarah 2010

auf Mallorca (o.)

Reim mit Sänge-

rin Michelle 2011

in Dresden (o.l.)...

...und mit seiner

jetzigen Ehefrau

Christin Stark

und Florian

Silbereisen 2021

(o.r.)

„Ich wusste, von da unten

gibt es nur einen Weg

heraus: nach oben“

gibt es nur einen Weg

heraus: nach oben“

gibt es nur einen Weg

24.2.2022 73