Nr. 9 / 26.2.2022DER SPIEGEL 85
SPORT
GUT ZU WISSEN
Warum sind deutsche Kufen-
sportler so gut?
Neun von zwölf deutschen
Goldmedaillen gewann das
deutsche Team bei den Olym-
pischen Spielen in Peking im
Eiskanal. Die Kufensportarten
Rodeln, Skeleton, Bob waren
die Erfolgsgaranten.
Deutschland ist das einzige
Land, das über vier wettbe-
werbsfähige Bahnen verfügt –
mit den entsprechenden
Strukturen, Trainernetzwer-
ken, Betreuern, Technikern.
Wird diese Dominanz
bleiben? »Das würde ich nicht
blind unterschreiben«, sagt
Anja Selbach, Bundestrainerin
des Skeleton-Nachwuchses
beim Bob- und Schlittenver-
band. Bei den Olympiatrium-
phen sei auch »das Quäntchen
Glück« dabei gewesen. Im Bob
und beim Rodeln steht zudem
ein personeller Umbruch be-
vor: Zweierbob-Silbermedail-
lengewinnerin Mariama Ja-
manka hat angekündigt, dass
dies ihre letzten Spiele waren;
Rodelstar Natalie Geisenber-
ger, 34, lässt ihre Zukunft noch
offen; Rodel-Olympiasieger
Johannes Ludwig ist 36.
Die Kufensportler haben
wie die Aktiven vieler anderer
Sportarten in Deutschland Zu-
kunftssorgen. »In vier Jahren
sind wir noch medaillenfähig,
in acht bis zwölf Jahren wird es
eng«, sagt Christian Friedrich,
Sportwart der Bobabteilung
beim BSC Winterberg. Fried-
rich, 2011 Vizeweltmeister im
Viererbob, spricht für seine
Sportart von einem »dünnen
Fundament«.
Selbach, dreimalige Olym-
piateilnehmerin im Skeleton,
sieht ebenfalls Probleme für
die Zukunft. Es gebe bei den
Stützpunkten unbesetzte Trai-
nerstellen, weil die Jobs finan-
ziell nicht attraktiv genug sei-
en. Ohnehin sei es schwierig,
gute Leute als Trainer zu fin-
den, so Selbach. Das sei ein
Job, bei dem man es »schon
mögen muss, zehn Stunden am
Tag bei minus 20 Grad an der
Bahn zu stehen«.
Darüber hinaus habe die
Zerstörung der Kunsteisbahn
in Königssee durch ein Un-
wetter im Vorjahr für den Nach-
wuchs fatale Folgen. Die
Jugendlichen müssen jetzt zum
Training nach Innsbruck, ein
Aufwand, den viele scheuen.
»Ohne Königssee hätten wir
eine solche Medaillenbilanz
nicht«, sagt Andreas Minschke,
Präsident des Thüringer Schlit-
ten- und Bobsportverbands. In
Thüringen sieht man die Zu-
kunft gelassener. Die dortigen
Mitgliederzahlen seien in der
Coronazeit um zehn Prozent
gestiegen. Zudem seien, sagt
Minschke, die Trainergehälter
angehoben und dem Lehrer-
status angepasst worden,
so habe man »ein belastbares
Netzwerk« geschaffen. AHA
Russische Unternehmen gehören zu den großen Sponsoren des Weltsports. Der Energiemulti Gazprom, mehrheitlich in der Hand des russischen
Staates, pumpt Geld in den Fußball, und direkt oder über Tochterfirmen engagiert er sich auch beim Segeln, beim Schach und beim Handball.
Die staatliche Fluglinie Aeroflot ist bei Manchester United, das Bergbauunternehmen Uralkali beim Formel-1-Team Haas aktiv. Die Softwarefirma
Kaspersky sponsert die Fußballmannschaft von Eintracht Frankfurt und Ferrari im Motorsport.
Deutscher Viererbob in China
Problematischer Sponsor
* oder der einer Tochtergesellschaft
SGrafik
Millionen Euro lässt
sich Gazprom pro Jahr
seine Partnerschaft
mit der Uefa kosten.
Ein Höhepunkt dieses
Engagements wäre
das diesjährige
Champions-League-
Finale in Sankt
Petersburg gewesen.
Aufgrund des
russischen Angriffs
auf die Ukraine hat die
Uefa ihre Pläne
geändert.
Denise Imoudu, Volleyballspielerin des Schweriner
SC. Gazproms Tochtergesellschaft Nord Stream
ist Trikotsponsor des Bundesligateams.
Sportvereine und Sportwettbewerbe
mit Gazprom-Unterstützung*,
Auswahl
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Uefa
FC Schalke
Austria Wien Super Cup
Youth League
Nord Stream
Race
Champions
League
Fußball
EM
Schweriner SC
Nations
League
Handball-
verband
Europäischer
Nord Stream
RaceRace
Eissport-
verein
Zug
(Schweiz)
Bundesliga
Segel-
Deutsche
verband Fideschach-Welt-
Roter Stern Belgrad
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