SdW0517

(coco) #1

LYSOSOMALE


SPEICHERKRANKHEITEN


Mit Hilfe spezialisierter Enzyme verdauen Lysosomen zellfremdes
Material und helfen der Zelle dabei, beschädigte Proteine und
Zellorganellen wiederzuverwerten. Wenn sie nicht mehr richtig
funktionieren, etwa weil die Gene ihrer Enzyme mutiert sind,
können lysosomale Speicherkrankheiten entstehen.

Das endoplasmatische Retikulum übernimmt wich-
tige Schritte beim Herstellen und Bearbeiten lyso-
somaler Enzyme, etwa die Proteintranslation, -faltung
und -qualitätskontrolle. Sind diese Arbeitsabläufe
gestört, können zahlreiche Enzyme ausfallen. Das ist
beim multiplen Sulfatasemangel der Fall.

Der Golgi-Apparat bearbeitet die
Enzyme weiter. Er sorgt beispiels-
weise dafür, dass sie korrekt ins
Lysosom überstellt werden, indem
er ihnen entsprechende »Adress-
etiketten« verpasst. Arbeiten seine
dafür zuständigen Moleküle nicht
mehr richtig, gelangen die Enzyme
nicht an ihr Ziel und es kann
sich etwa das Krankheitsbild der
Mukolipidose II ausprägen.

Endosomen transportieren Enzyme vom Golgi-
Apparat sowie Material von außen zum Lysosom.
Autophagosomen bringen beschädigte Orga-
nellen und defekte Proteine dorthin, damit sie auf-
bereitet werden. Beide benötigen ein bestimmtes
Protein, um mit dem Lysosom zu verschmelzen.
Ist es beschädigt, kann die Danon-Krankheit
entstehen.

Innerhalb des Lysosoms
zerlegen Enzyme das Material.
Sie wandeln Zucker, Proteine
und Lipide in einfachere mole-
kulare Bausteine um. Defekte
in den dafür zuständigen
Enzymen führen dazu, dass
sich unverdautes Material
in der Organelle ansammelt,
wie es beim Gaucher-Syndrom
und beim Morbus Hunter
geschieht.

Die molekularen Bausteine
werden vom Lysosom ins Innere
der Zelle freigesetzt und dort
wiederverwertet. Funktionieren
allerdings die hierfür verant-
wortlichen Transportproteine
nicht, können die Moleküle das
Lysosom nicht verlassen und
reichern sich darin an. Es
kommt zu Krankheitsbildern
wie der Cystinose oder der
Sialinsäure-Speicherkrankheit.

Zellorganelle, etwa
ein Mitochondrium

Staubpartikel, Viren
und anderes Material

molekulare
Bausteine
E

lysosomales Enzym

Lysosom

menschliche Zelle

Zellkern

Neue Therapieansätze

In den zurückliegenden 25 Jahren haben
Mediziner Behandlungen entwickelt, die die
Lebensqualität der Patienten verbessern.
Die meisten Verfahren zielen darauf ab, die
betroffenen Zellen zu reparieren, indem sie
in deren Stoffwechsel eingreifen. Eine Aus-
nahme sind Knochenmarktransplantationen,
bei denen der Patient eine vollständig neue
Stammzellausstattung erhält.

Gentherapien bringen intakte,
nicht mutierte Gene ins Zell-
genom ein, die beispielsweise
für korrekt arbeitende lyso-
somale Enzyme kodieren und
so die Ursache der lysosomalen
Speicherkrankheiten beseitigen.
Diese Technik ist allerdings
noch in Entwicklung.

Chaperon-Therapien stabili-
sieren die räumliche Faltung
mutierter Enzyme oder stellen
sie wieder her. Dies bewahrt
die Enzyme davor, im endoplas-
matischen Retikulum abge-
baut zu werden, und stellt
sicher, dass sie das Lysosom
erreichen.

A


B


A B


INFOGRAPHICS GROUP / DANIELA SCHARFFENBERG

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