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(coco) #1

ersten Januar 1801 durch sein Fernrohr, als er an einem
Sternenatlas arbeitete. Ceres fiel ihm durch seine Bewe-
gung am Himmel relativ zum Fixsternhintergrund auf. Im



  1. Jahrhundert wurden dann die meisten Asteroiden mit
    Hilfe von Fotoplatten entdeckt. Dazu lichtete man im
    Abstand von einigen Dutzend Minuten oder einigen Stun-
    den mehrmals ein und dieselbe Himmelsregion ab. Zeig-
    ten sich auf den Fotoplatten desselben Gebiets Lichtpunk-
    te, die innerhalb der kurzen Zeit immer weiter wanderten,
    waren dies Kandidaten für Asteroiden.
    Mittlerweile stehen für die optische Beobachtung
    Digitalkameras zur Verfügung. Mittels spezieller Compu-
    terprogramme lassen sich die genaue Position und der
    Bewegungsverlauf neu entdeckter Asteroiden ermitteln.
    Um deren Bahn hinreichend genau zu bestimmen, muss
    man allerdings die Position des Objekts in der Regel über
    mehrere Tage hinweg verfolgen. Ist die Umlaufbahn be-
    kannt, lässt sich daraus auch der Abstand zur Erde bestim-
    men und beurteilen, ob es sich um einen NEA handelt.
    Anhand der Entfernung können wir zudem die Größe
    des Objektes abschätzen, wenn wir seine so genannte
    Albedo berücksichtigen – also das Maß, wie stark es Licht
    zurückwirft. Die Albedo liegt typischerweise zwischen
    4 und 40 Prozent. Angenommen ein Asteroid reflektiert im
    Mittel 14 Prozent des einfallenden Sonnenlichts. Das
    1-Meter-Teleskop der ESA auf Teneriffa kann dann ein nur
    ein Meter großes Objekt in Mondentfernung (384 000 Kilo-
    meter) bei einer Belichtungszeit von 30 Sekunden erken-


nen. Jedoch sind Asteroiden in der Regel weniger als
einen Tag lang so nahe bei uns. In einer Entfernung von
30 Millionen Kilometern müsste der Felsbrocken schon
40 Meter groß sein, damit man es beobachten kann. Wäre
ein derartiges Objekt auf Kollisionskurs, dann könnten wir
es rund drei Wochen vor seinem Aufschlag aufspüren,
vorausgesetzt wir blicken im richtigen Moment in die
richtige Richtung.
Vor einigen Jahren leistete das Weltraumteleskop
NEOWISE einen wichtigen Beitrag zur Größenbestimmung
von Asteroiden. Es misst die Helligkeit von Objekten in
zwei Wellenlängenbereichen im infraroten Bereich des
Spektrums. Daraus erhält man die Temperatur des Asteroi-
den. Sie hängt davon ab, wie viel Licht seine Oberfläche
absorbiert. Je dunkler das Objekt, umso wärmer ist es.
Kombiniert man diese Messungen nun mit der visuellen
Helligkeit, lässt sich die Albedo des Asteroiden ermitteln
und damit die Größe viel genauer bestimmen.

Asteroidenerkundung –
vom Foto bis zur Materialprobe im Labor
Kommt ein Asteroid der Erde näher als ein paar Millionen
Kilometer und steht er in der richtigen Richtung am Him-
mel, können ihn auch die von der NASA finanzierten
Radarsysteme erfassen. Derzeit sind die Goldstone-Anten-
ne in Arizona und das 300 Meter große Arecibo-Radiotele-
skop für solche Beobachtungen im Einsatz. Leider stimmt
die Geometrie nur in wenigen Fällen, so dass sich bisher
nur wenige hundert NEAs auf diese Weise beobachten
ließen. Gelingt dies aber, lässt sich beispielsweise die
Größe des Objekts auf wenige Meter exakt bestimmen.
Auch kann man die Oberflächenzusammensetzung dann
recht genau untersuchen und insbesondere erkennen, ob
es sich um einen Eisenasteroiden handelt.
Ergänzend verrät uns das Spektrum noch mehr Details
über die mineralogische Zusammensetzung des Objekts,
etwa ob die Oberfläche, wenn nicht aus Eisen, aus Olivin
oder Pyroxen besteht. Das Material sagt zum einen etwas
über die Entstehungsgeschichte des Asteroiden aus. Zum
anderen gibt es Aufschluss über die Dichte des Objekts,
und die ist wiederum bei der Asteroidenabwehr wichtig.
Denn ein Eisenasteroid ist viel schwerer und damit gefähr-
licher als ein Gesteinsasteroid derselben Größe. Aller-
dings lassen sich spektroskopische Untersuchungen ledig-
lich mit größeren Teleskopen durchführen, wie sie für die
Asteroidenbeobachtung nur selten zur Verfügung stehen.
Die beste, aber auch teuerste Methode, einen Asteroi-
den zu erforschen, ist, eine Raumsonde zu ihm zu schi-
cken. So besuchte die Mission NEAR Shoemaker der
NASA im Jahr 2004 den NEA Eros. Die Bilder von ihm
zeigen eine mit Einschlagskratern übersäte, mondähnliche
Oberfläche.
Viel lieber als gute Fotos oder die Möglichkeit, Asteroi-
den oder auch Kometen vor Ort zu erkunden, hätten
Wissenschaftler gerne eine Materialprobe dieser Himmels-
körper in ihrem irdischen Labor. Denn auch wenn die
Sonde Rosetta und der Lander Philae gut ausgestattet
waren: Auf der Erde verfügen wir nach wie vor über Mess-
geräte, welche die Qualität von Instrumenten auf Satelliten

Zu Besuch bei Asteroiden


1991: (951) Gaspra Vorbeiflug der Galileo-Raumsonde

1993: (243) Ida Vorbeiflug der Galileo-Raumsonde

1997: (253) Mathilde Vorbeiflug der NEAR-Shoemaker-
Sonde

1999: (9969) Braille Vorbeiflug von Deep Space 1

2000–2001: (433) Eros Erkundung des ersten NEAs durch
NEAR Shoemaker

2002: (5535) Anne­
frank

Vorbeiflug der Stardust-Sonde

2005: (25143) Itokawa Erkundung des NEAs durch die
japanische Hayabusa-Sonde;
Bodenberührung und Proben ent-
nahme. 2010 Rückkehr zur Erde
mit ca. 1500 Staubteilchen des
Asteroiden

2008: (2867) Šteins Vorbeiflug durch Rosetta

2010: (21) Lutetia Vorbeiflug durch Rosetta

2011–2012: (4) Vesta Erkundung durch die Dawn-Sonde

2012: (4179) Toutatis Vorbeiflug an diesem NEA durch
die chinesische Chang‘e-2-Sonde

2015 bis jetzt:
(1) Ceres

Erkundung durch die Dawn-Sonde
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