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(coco) #1

hinzu, und die IFC will schon bald zwei weiteren Ländern
Zugang zu dem Programm gewähren. Insgesamt sollen in
den ersten fünf Jahren Anlagen mit einer Leistung von
1000 Megawatt entstehen.
Doch all der erzeugte Strom ist nutzlos, wenn er nicht
zum Kunden gelangt. Dem Kontinent fehlen stabile Strom-
netze und Überlandleitungen, die große Leistungen inner-
halb eines Landes und über dessen Grenzen hinaus trans-
portieren könnten.
Der Mangel wiegt schwer – und bietet zugleich Chan-
cen. Wo es eine umfangreiche Infrastruktur und die damit
verbundenen wirtschaftlichen Interessen nicht gibt, steht
sie auch einem raschen und zweckmäßigen Ausbau des
Netzes nicht im Wege. Ähnlich war es bei der Telekommu-
nikation: Das Mobilfunknetz wuchs auch deswegen so
schnell heran, weil es kein nennenswertes Festnetz gab.
Nach Meinung von Experten wird die Stromversorgung
Afrikas in der Zukunft deutlich anders aussehen, als wir es
gewohnt sind. Einige Kunden werden ihren Strom über
das Netz erhalten; Menschen in ländlichen Gegenden oder
städtischen Slums werden auf kleine Sonnen- und Wind-
energieanlagen und Mininetze zurückgreifen, weil sie eine
Netzanbindung nicht bezahlen können.


QUELLEN
Africa Progress Panel (Hg.): Power, People, Planet. Seizing Africa’s
Energy and Climate Opportunities, 2015
http://www.africaprogresspanel.org/publications/policy-papers/
2015-africa-progress-report/
IRENA (Hg.): Africa Power Sector: Planning and Prospects for
Renewable Energy, 2015
http://www.irena.org/documentdownloads/Publications/IRENA_
Africa_Power_Sector_synethesis_2015.pdf
Wu, G. et al.: Renewable Energy Zones for the Africa Clean Energy
Corridor. International Renewable Energy Agency (IRENA) und
Lawrence Berkeley National Laboratory (LBNL), LBNL-187271, 2015
http://mapre.lbl.gov/download/859

© Nature Publishing Group
http://www.nature.com
Nature 539, S. 20–22, 3. November 2016

Für den Ostteil Afrikas haben die Autoren von IRENA und
LBNL kleinräumig die verfügbare Sonnen- und Windenergie
kartiert. Die Zahlen sind Jahresdurchschnittswerte.


Sonne und Wind in Afrikas Osten Gleichwohl bleibt das klassische Stromnetz sowohl für
Stadtbewohner als auch für die industrielle Entwicklung von
entscheidender Bedeutung, so Ibrahim. Und damit erneuer-
bare Energien zu einer wichtigen Säule der Energieversor-
gung werden können, muss das Versorgungsnetz so ausge-
baut werden, dass es mit der typischen Unbeständigkeit
von Sonne und Wind zurechtkommt. Dazu könnten sich die
afrikanischen Länder anschauen, wie beispielsweise
Deutschland und Dänemark solche Probleme gelöst haben.
Es gibt im Wesentlichen drei Möglichkeiten: Wasserkraft-
werke an Stauseen füllen die Lücken, die bei Windstille und
bedecktem Himmel entstehen; man gleicht den Mangel an
einem Ort mit Überfluss an einem anderen aus, indem man
Strom bei Bedarf weiträumig umverteilt; und zu Spitzenlast-
zeiten reduziert man die Stromlieferung an viele Kunden um
eine kleine, unmerkliche Menge (»Lastmanagement«).
Solche innovativen Methoden erfordern allerdings eine
intelligente Steuerung und Fernleitungen zum Stromaus-
tausch. Derartige Verbindungen sind bislang in Afrika
noch sehr lückenhaft. Vier große Überlandtrassen mit
insgesamt 16 500 Kilometern neuer Leitungen sind ge-
plant, zu einem Preis von mehr als 17 Milliarden Euro, sagt
Ibrahim. Auch die regionalen Stromnetze vieler Länder
müssten zu diesem Zweck nachgerüstet werden.
All das macht die Entwicklung der Energiewirtschaft in
Afrika zu einer Herausforderung. Prosper Amuquandoh ist
Inspekteur der Ghana Energy Commission und Vorstands-
vorsitzender der Smart and Green Energy Group, eines
Energiemanagement-Unternehmens in Accra. In Ghana,
so sagt er, »gehen demnächst viele Kraftwerke ans Netz«.
Das Land plane, im Rahmen des West African Power Pool
einen Elektrizitätshandel mit seinen Nachbarn aufzubauen,
doch das derzeitige Netz sei nicht in der Lage, bei Bedarf
große Mengen an Strom durchzuleiten. Aber diese He-
rausforderungen können Amuquandohs Begeisterung
nicht bremsen: »Die Aussichten sind großartig!«
Mit sinkenden Kosten für erneuerbare Energien breitet
sich dieser Optimismus in Afrika immer weiter aus. Die
Elektrifizierung des Kontinents sei für jeden ein moralischer
Imperativ, sagt Charafi: »Wir können uns im 21. Jahrhun-
dert doch nicht damit zufriedengeben, dass viele hundert
Millionen Menschen ohne Strom dastehen.«


195 – 230
231 – 240
241 – 250
251 – 260
261 – 270
271 – 325

Sonnen-
einstrahlung
in Watt pro
Quadratmeter
horizontaler Bodenfläche

Windleistung
in Watt pro
Quadratmeter
2 – 200
201 – 225
226 – 250
251 – 275
276 – 300
301 – 350
351 – 400
401 – 1594 INTERNATIONAL RENEWABLE ENERGY AGENCY (IRENA) / LAWRENCE BERKELEY NATIONAL LABORATORY (LBNL), 2015

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