SdWSBMH0217

(Martin Jones) #1
GETTY IMAGES / ALL CANADA PHOTOS / JOHN E. MARRIOTT

Eine Orca-Familie vor Britisch-Kolumbien (Westkanada). Forscher erkennen die Individuen unter an-
derem an der Größe und Form ihrer Finne, dem »Schwert«. Das der Bullen (Tier in der Mitte) ist
riesig – bis zu zwei Meter hoch – und meist fast dreieckig, das der Kühe kleiner und leicht krumm.


tes Schwimmen direkt unter der Wasseroberfläche derart
starke Wellen, dass die Eisinsel ins Schwanken gerät,
dabei kräftig überspült wird und das Opfer ins Wasser
rutscht.
Eine wiederum völlig andere Strategie verfolgen die
Fische fressenden Typ-1-Wale bei Island und Norwegen
mit ihrem raffinierten Fresskarussell (»carousel feeding«).
Zu ihrer Hauptnahrung zählen Heringe. Im Trupp umzin-
geln sie einen Schwarm regelrecht von allen Seiten und
drängen die Fische zu einem dichten Haufen nahe der
Wasserober fläche zusammen, so dass diese nicht nach
unten entkommen können. Dann schwimmen einzelne
Wale mitten ins Gedränge hinein und setzen die Beute mit
Schlägen der Fluke (Schwanzflosse) außer Gefecht.


An die Jagdstrategie angepasste Lautgebung: Wenn
Schwertwale auf Robbenfang schweigsam werden
Hochinteressant sind ganz besonders die kulturellen
Muster der akustischen Kommunikation von Schwertwa-
len. Wie andere Delphine (zu denen auch die Orcas gehö-
ren) verwenden sie drei verschiedene Kategorien von
Laut äußerungen. Zur Echoortung produzieren sie Klicks,
mit denen sie sich orientieren und Beute aufspüren. Unter-
einander kommunizieren sie mit gepulsten Rufen und
Pfiffen, die sich nicht nur von Region zu Region unter-


scheiden, sondern auch von Ökotyp zu Ökotyp, sogar
wenn diese Ökotypen in derselben Region leben. Und
selbst wie oft und intensiv die Tiere Laut geben, ist grup-
penspezifisch verschieden.
Letzteres dürfte eng mit der jeweiligen Beutesorte
zusammenhängen. Denn Orcas, die Meeressäuger jagen,
also andere Wale oder Robben, müssen damit zurecht-
kommen, dass diese über ein vorzügliches Gehör verfü-
gen, das ihnen gerade auch im Wasser bestens dient.
Solche Beutetiere würden die herannahende Gefahr an
ausgetauschten Rufen und Pfiffen sowie Echoklicks ihrer
Feinde frühzeitig erkennen und sich schleunigst davon-
machen. Das berücksichtigen Schwertwale offensichtlich.
So sind der nomadische, auf Säuger spezialisierte Ökotyp
im Nordpazifik und der Säugetiere fressende »Typ 2« im
Nordatlantik mit Lautgebung höchst sparsam. Die meiste
Zeit verhalten beide sich sogar ganz still, machen sich
beim Schwimmen oder Jagen somit akustisch unsichtbar.
Verglichen damit wirken Fische erbeutende Orcas richtig
geschwätzig und lärmig. Typischerweise haben sie sich
andauernd etwas mitzuteilen, und auch von der Echo-
ortung machen sie ausgiebig Gebrauch, wenn sie herum-
schwimmen oder Beute verfolgen.
Viele der Rufe und, wie ich zeigen konnte, ebenso
manche der Pfiffe können wir Forscher deutlich unter-
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