SdWSBMH0217

(Martin Jones) #1

Genetische Veränderungen
der ersten Generation


In den 1980er Jahren entwickelten Wissenschaftler die ersten
gentechnisch veränderten Nutzpflanzen. Um neues Erb-
material in die Pflanzenzellen einzubringen, nutzten sie ent-
weder biologische Mittel wie Agrobacterium oder physikalische
Methoden – so genannte Genkanonen, die DNA in Zellen
hineinschießen. Das übertragene Erbmaterial stammte von
fremden Arten (Trans genese) oder von verwandten, kreuzbaren
Spezies (Cisgenese).


Genetische Veränderungen
der zweiten Generation: Genome Editing
Mit Präzisionstechniken wie Zinkfingernukleasen, TALENs und
CRISPR/Cas können Biologen ganz bestimmte Orte innerhalb
des zellulären Genoms anpeilen. Sie können beispielsweise ein
spezifisches Gen inaktivieren (siehe unten) oder es durch andere
ersetzen. Die dabei eingebrachte neue DNA kann von einer art-
fremden Spezies stammen (Transgenese) oder von einer ver-
wandten, kreuzbaren (Cisgenese). Obwohl CRISPR/Cas9 sich so
programmieren lässt, dass es spezifische Stellen im Genom ganz
gezielt angreift, macht sein Schneidwerkzeug, die Endonuklease
Cas9, gelegentlich unerwünschte Schnitte auch an anderen
Orten, so genannte »off-target cuts«. Diese kommen nach bishe-
rigen Erkenntnissen aber in Pflanzenzellen nur selten vor.

JEN CHRISTIANSEN / SCIENTIFIC AMERICAN MÄRZ 2016; BEARBEITUNG: SPEKTRUM DER WISSENSCHAFT

integriertes,
vorteilhaftes Gen

Unerwünschtes Gen
wurde deaktiviert.

vorteilhaftes Gen
kann von einem ver-
wandten Organismus
stammen (cisgene
Kreuzung) oder von
einem artfremden
(Transgenese)


derzeitige
Kultursorte
erwünschte
Fruchteigen-
schaften,
aber anfällig
für Mehltau

vorteilhaftes
Gen

Agrobacterium-Methode
Das vorteilhafte Gen wird
in ein ringförmiges DNA-
Molekül (Plasmid) der
Mikrobe Agrobacterium
tumefaciens eingebaut.
Anschließend infiziert
man Pflanzenzellen
mit dem modifizierten
Bakterium, wobei dieses
sein Plasmid ins pflanzliche
Genom integriert.

Bakterium

Pflanzenzelle

Pflanzenzelle

DNA-Transfer mittels Genkanone
Metallpartikel, die mit DNA-Stücken beschichtet sind, wer-
den in Pflanzenzellen der jeweiligen Kultursorte geschossen.
Diese bauen die DNA in ihr eigenes Genom ein.

Zellen, die das neue Erbmaterial in ihr Genom eingebaut haben,
teilen sich und entwickeln sich zu Pflanzen.


Zellen mit der modifizierten DNA teilen sich und entwickeln
sich zu Pflanzen.

neue Kultursorte
mehltauresistente
Pflanze mit er-
wünschten Frucht-
eigenschaften


genomeditierte Pflanze
mehltauresistente
Pflanze mit erwünsch-
ten Fruchteigenschaften

derzeitige
Kultursorte

unerwünschtes Gen

CRISPR/Cas-Werkzeug
enthält eine Leit-RNA, die zur Ziel-
sequenz auf dem DNA-Strang kom-
plementär ist (und deshalb an sie bindet),
sowie ein DNA-schneidendes Protein, in
der Regel die Endonuklease Cas9

CRISPR/Cas9 bindet sich an die Ziel -
sequenz, und Cas9 schneidet beide DNA-
Stränge. Wenn die Zelle den Doppel-
strangschnitt repariert, kommt es dort
häufig zu zufälligen Veränderungen in
der Abfolge der Basenpaare, was meist
das gesamte Gen ausschaltet (»knock
out«). Schleust man zusätzlich fremdes
Erbmaterial ein, kann dieses unter bestimmten
Voraussetzungen beim Reparieren des Doppelstrang-
schnitts eingefügt werden. Dadurch lassen sich hunderte
oder tausende neuer Basenpaare ins Genom integrieren.

Pflanzenzelle

Leit-RNA

Cas9

Schnittstelle
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