Spektrum der Wissenschaft - Oktober 2017

(Tuis.) #1
Inflation

URKNALL

erste Sterne
(100 Millionen Jahre nach dem Urknall)

kosmische
Hintergrundstrahlung

Die größten primordialen Schwarzen
Löcher bildeten eine Milliarde Jahre
nach dem Urknall Keimzellen
für supermassereiche Schwarze
Löcher und Galaxien.

Die kosmische Inflation – eine explosive
Ausdehnung des Universums unmittelbar
nach dem Urknall – könnte winzige Quanten-
fluktuationen zu primordialen Schwarzen
Löchern aufgebläht haben.

Das Inflationsmodell der Autoren (rot) postu-
liert, anders als die einfachere übliche Theorie
(lila) einen breit gestreuten Bereich kleiner und
großer Dichtefluktuationen, die zu Clustern
von primordialen Schwarzen Löchern zwi-
schen einem Hundertstel und dem 10 000-Fa-
chen der Sonnenmasse anwuchsen.

1 Milliarde
Jahre

Zeit (nicht maßstabsgerecht)

8 Milliarden
Jahre

380 000
Jahre

Die übrigen Schwarzen Löcher lauern
heute unsichtbar als Dunkle Materie
in Galaxien beziehungsweise als Halos
um sie herum.

klein groß

Fluktuationsamplitude
groß

Skala der Fluktuationen

übliches Inflationsmodell

Modell der Autoren

Künftige Indizien
durch Gravitationswellen
Detektoren wie das Advanced LIGO in den USA und
Advanced Virgo in Italien dürften bald weitere
Verschmelzungen Schwarzer Löcher aufspüren. Eine
unerwartet große Anzahl solcher Ereignisse wäre ein
Hinweis auf einen Ursprung aus der Anfangszeit des Alls.

Unmittelbar vor ihrer Verschmelzung erzeugen die
Schwarzen Löcher die stärksten Gravitationswellen.
Danach klingt das Signal rasch ab.

Während sich die Schwarzen Löcher
immer enger und schneller umkreisen, steigt die
Frequenz der Gravitationswellen.

Wenn sich zwei Schwarze Löcher umeinander-
drehen, versetzt das die Raumzeit in regelmäßige
Schwingungen – Gravitationswellen entstehen.

Ein Gravitationswellendetektor misst die winzige
Längenänderung zweier senkrecht aufeinander-
stehender Arme eines Interferometers.

LIGO-Signal

0,

Zeit (Sekunden)
0,30 0,35 0,40 0,

beschleunigte Expansion des Alls

Zeit

Dichtefluktuationen

10 –
Sek.

Verschmelzung

13,7 Milliarden
Jahre (heute)

Schwarzes Loch 1 Schwarzes Loch 2

Annäherung

Schwarze Löcher umkreisen sich

Dichtefluktuationen formten im Lauf der Zeit
Schwarze Löcher.

Auslenkung am Detektor

16 Spektrum der Wissenschaft 10.


Primordiale
Schwarze Löcher

Keime


(^12) kosmischer Strukturen
1
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INFOGRAPHICS GROUP / CHRISTIAN EISENBERG; MITTE NACH: NASA; UNTEN NACH: GEORGE RETSECK (DICHTEFLUKTUATIONEN) UND JEN CHRISTIANSEN / SCIENTIFIC AMERICAN JULI 2017
URTÜMLICHE
PRODUKTE DES URKNALLS
Schwarze Löcher sind vielleicht schon im ersten Sekundenbruchteil des Kosmos
entstanden, als die Inflation – eine kurze Phase extremer Ausdehnung – subatomare
Dichteschwankungen auf gigantische Ausmaße aufblähte. Solche »primordialen«
Schwarzen Löcher hätten die späteren Strukturen im Universum nachhaltig ge-
prägt. Sie wären heute Kandidaten für die mysteriöse Dunkle Materie. Moderne
Gravitationswellendetektoren könnten helfen, sie bald aufzuspüren.

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