Spektrum der Wissenschaft - Oktober 2017

(Tuis.) #1

SPEKTROGRAMM


ASTRONOMIE
BILD EINES
RIESENSTERNS


Astronomen haben
erstmals ein detailliertes
Bild von Antares angefertigt.
Der Stern ist etwa 700-mal
so groß wie die Sonne, 550
Lichtjahre von der Erde ent-
fernt und der markanteste
Punkt im Sternbild Skor-
pion. Der Rote Überriese ist
am Ende seiner Lebenszeit
angekommen und daher
stark angeschwollen. Früher

oder später wird er in einer
Supernova explodieren.
Trotz seiner enormen
Größe ist Antares zu weit
entfernt, als dass man mit
einem einzelnen Teleskop
detaillierte Bilder seiner
Oberfläche machen könnte.
Keiichi Ohnaka von der
chilenischen Universidad
Católica del Norte und zwei
Forschern vom Max-Planck-
Institut für Radioastronomie
in Bonn ist dies nun trotz-
dem gelungen. Sie nutzten
das Very Large Telescope
Interferometer (VLTI) in

Chile für ihre Beobach-
tungen – es kom biniert das
Licht von drei 1,8-Meter-
Teleskopen. Dadurch er-
reicht die Auflösung der
Bilder die eines Riesentele-
skops mit 82 Meter Spie-
geldurchmesser.
Anschließend spaltete
das Team die vom VLTI
aufgefangene Infrarotstrah-
lung in einzelne Spektral-
bänder auf und konnte so
nachvollziehen, in welche
Richtung sich einzelne
Regionen der Sternoberflä-
che bewegen. Wegen des

Dopplereffekts erscheint
Licht von heißem Gas, das
sich auf uns zubewegt,
leicht ins Blaue verschoben,
die Strahlung von sich
entfernenden Gebieten wird
dagegen röter.
Aus diesen Daten fertig-
ten die Astronomen eine
Karte des Sterns an, welche
die Strömungsrichtungen
auf der Oberfläche und in
der Atmosphäre des Gi-
ganten wiedergibt. Aus ihr
rekonstruierte das Team
schließlich ein verschwom-
menes Bild von Antares –
so oder so ähnlich müsste
der Überriese auf einer
gewöhnlichen Teleskopauf-
nahme erscheinen.
Demnach ist die Stern-
atmosphäre des Riesen
unregelmäßiger und weiter
ausgedehnt als erwartet.
Vermutlich sind hier Pro-
zesse im Gang, die über die
von unserer Sonne be-
kannte Konvektion hinaus-
gehen.
Nature 10.1038/nature23445, 2017

ESO/K. OHNAKA (WWW.ESO.ORG/PUBLIC/GERMANY/IMAGES/ESO1726A/) / CC BY 4.0 (CREATIVECOMMONS.ORG/LICENSES/BY/4.0/LEGALCODE)

OHNAKA, K. ET AL.: VIGOROUS ATMOSPHERIC MOTION IN THE RED SUPERGIANT STAR ANTARES. IN: NATURE 548, S. 310-312, 2017, FIG. 1 A-D


In der Hülle von Antares geben Kohlenmonoxidmoleküle Infrarotlicht ab. Die Forscher
analysierten diese Strahlung bei verschiedenen Wellenlängen. Auf den Aufnahmen 3 und 4
sind deutlich zwei helle Flecken und die ausgedehnte Sternatmosphäre zu sehen.
1 2 3 4

Der Rote Überriese
Antares zählt zu den
hellsten Sternen am
Nachthimmel. Wegen
seiner rötlichen Farbe
wird er oft mit dem
Planeten Mars verwech-
selt. Eigentlich ist der
Stern zu weit weg, um
Details seiner Oberfläche
zu erkennen. Astronomen
haben nun aber mit Hilfe
mehrerer Teleskope ein
Bild seiner Oberfläche
rekonstruiert. Darauf
kann man zwei helle
Flecken erahnen sowie
eine turbulente Atmo-
sphäre.
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