Antike Welt - Nr5 2017

(Elliott) #1
ANTIKE WELT 5/

TITELTHEMA

zersprang. Meisterhafte Restauratoren­
hände haben dafür gesorgt, dass die­
ser immense Schaden heute kaum
mehr sichtbar ist.
Die Bedeutung der Tazza liegt vor
allem darin, dass sie ein mehrfigu-
riges Tableau zeigt, und noch dazu
kein einfacher, in seinem ursprüngli­
chen Verwendungszweck nicht näher
bestimmbarer Stein ist, sondern die
Form einer Schale (ital. tazza) hat.
Auch wenn sich nicht genauer sagen
lässt, wo, wie und zu welcher Gele­
genheit eine solche Schale tatsächlich
genutzt wurde, erweitert dies unsere
Kenntnis doch enorm.
Offenbar war es schon an den helle­
nistischen Königshöfen wie später bei
den Römern üblich, ganze Gefäße aus
derart kostbaren Materialien herzu­
stellen und sie obendrein mit Bildern
des Herrscherlobs zu verzieren. Der
im Innern der Schale sitzende bärtige
Mann ist eindeutig die Personifikation
des Fruchtbarkeit (Füllhorn) bringen­
den Nils. Zwei junge Frauen, wohl
Nymphen, genießen am rechten Bild­
rand die Gaben des Reichtums. Über
ihnen fliegen zwei Windgottheiten,
die für gutes Wetter stehen. Im Zent­
rum ist Triptolemos abgebildet, dem
die Menschheit als Geschenk der De­
meter das Getreide verdankt. Die Göt­


Abb. ͵
Ptolemäerkameo; ͵. Jh. v. Chr.; (. ͳͳ,ͷ cm,
B. ͳͳ,͵ cm; Sardonyx ȋWien, Kunsthistorisches
Museum, Antikensammlung, Inv.­Nr. IXa 81).
Die beiden dargestellten Personen sind das ge­
meinsam regierende Geschwisterehepaar
Ptolemaios II. und Arsinoe II.

Abb. Ͷ
Tazza Farnese; ʹ./ͳ. Jh. v. Chr.; Durchmesser
ʹͲ cm; Sardonyx ȋNeapel, Archäologisches
Nationalmuseum, Inv.­Nr. 27611). Die prunk­
volle Schale könnte einst im Herrscherkult
der Ptolemäer verwendet worden sein.

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