Antike Welt - Nr5 2017

(Elliott) #1
ANTIKE WELT 5/

IŶterŶaioŶale NaĐhriĐhteŶ

NACHRUF


Am 1. Juli verstarb in Florenz Giovann-
angelo Camporeale (Abb. 1), einer
der ďekaŶŶtesteŶ uŶd iŶterŶaioŶal
renommiertesten Etruskologen,

langjähriger Ordinarius für Etruskolo-
gie an der Universität Florenz und
seit fast 20 Jahren Präsident des alt-
ehrǁürdigeŶ Isituto NazioŶale di Studi
Etruschi e Italici (Florenz). Geboren
ϭ9ϯϯ iŵ apulisĐheŶ Molfeta studierte
er in Florenz vor allem bei Giacomo
Deǀoto uŶd Luisa BaŶi.
Er war Lucumone (Präsident) der
1726 gegründeten Accademia Etrusca
di Cortona, Mitglied der Acca demia
La Colombaria (Florenz), der Acca-
demia dei Lincei (Rom) und vieler
aŶderer iŶterŶaioŶaler AkadeŵieŶ
und Forschungseinrich tungen (wie des
DAI-Berlin). Zum Ehren bürger ernann-
te ŵaŶ ihŶ iŶ deŶ tradiioŶsreiĐheŶ
toskaŶisĐheŶ StädteŶ Volterra, Massa
Mariiŵa uŶd CortoŶa ;ǁo er ŶoĐh iŵ
Mai an den Feierlichkeiten zu seiner
Ernennung teilnahm).
Als Lehrer, WisseŶsĐhatler, Feld­
archäologe, Autor und echter Gentle-
man zeichnete er sich durch sein großes
ArďeitspeŶsuŵ, seiŶe Polyglotheit
uŶd ďeste iŶterŶaioŶale KoŶtakte aus.
Zudem organisierte er auch zahlreiche
AusstelluŶgeŶ, KoŶgresse uŶd TaguŶgeŶ.

Camporeale’s mehr als 300 Publika-
ioŶeŶ ďesĐhätigteŶ siĐh ǀor alleŵ
ŵit VetuloŶia, der ǀoŶ ihŵ ausgegra-
ďeŶeŶ etruskisĐheŶ SiedluŶg aŵ
Lago di AĐĐesa Ŷahe Massa Mariiŵa,
dem orvietaner Bucchero, der Jagd in
Etrurien sowie der etruskischen
Präsenz und den etruskischen Funden
außerhalb Etruriens. Besonders be-
kannt wurde sein 2000 erschienenes
HaŶdďuĐh Gli EtrusĐhi. Storia e Ciǀiltà
;κ. AulageͿ, das auĐh iŶs DeutsĐhe
übersetzt wurde (Die Etrusker.
GesĐhiĐhte uŶd Kultur, ϮϬϬϯͿ uŶd ŵit
ReĐht als NaĐhfolger der glorreiĐheŶ
EtrusĐologia ǀoŶ Massiŵo PalloiŶo
bezeichnet werden kann.
Der Tod Caŵporeale’s, der EŶde
Januar in Florenz noch einen inter-
ŶaioŶaleŶ WiŶĐkelŵaŶŶ­KoŶgress
mitorganisert und im Dezember 2016 in
maßgeblicher Rolle am jährlichen
Etrusker-Convegno in Orvieto teilge-
ŶoŵŵeŶ hate, ďedeutet eiŶeŶ herďeŶ
Verlust für die iŶterŶaioŶale Etrusker-
forschung.

Stephan Steingräber, Università Roma Tre

ÄGYPTEN

TUNNEL UNTER STADT
IN ALEXANDRIA

Das HelleŶiĐ ResearĐh IŶsitute of Aledž-
aŶdriaŶ CiǀilizaioŶ ;H.R.I.A.C.Ϳ ďegaŶŶ
ϮϬϬϳ ŵit deŶ AusgraďuŶgeŶ iŶ deŵ
Shallalat GarteŶ iŶ AledžaŶdria ;Aďď. ϭͿ.
Dieser Stadteil gehörte eiŶst zuŵ
köŶigliĐheŶ Viertel des ptoleŵäisĐheŶ

AledžaŶdria. EiŶeŶ HiŶǁeis darauf liefer-
te u. a. ϮϬϭς eiŶ großes GeďäudefuŶda-
ŵeŶt des ptoleŵäisĐheŶ )eitalters.
EiŶ ǁeiteres FuŶdaŵeŶt ǁurde iŶ
dieseŵ Jahr eŶtdeĐkt, aŶ deŵ siĐh eiŶ
ϳ,ρϬ ŵ iefer röŵisĐher SĐhaĐht aŶ-
sĐhloss. UŶterhalď desseŶ faŶd siĐh eiŶ
laŶger, kurǀeŶreiĐher TuŶŶel ;Aďď. ϮͿ.
Bisher ǁurdeŶ üďer ϭϬ ŵ freigelegt,
ǁelĐhe FeuerspureŶ eŶthüllteŶ. Weite-
re AusgraďuŶgeŶ ǁareŶ ŶiĐht ŵögliĐh,
da der folgeŶde Teil uŶter Wasser
staŶd uŶd ǀersĐhütet ǁar. Diese Arďeit
ǁurde auf die ŶäĐhste KaŵpagŶe
Oktoďer / Noǀeŵďer ϮϬϭϳ ǀersĐhoďeŶ.
Die WisseŶsĐhatler des H.R.I.A.C.
steheŶ der eiŶfaĐheŶ Wasseraube­
ǁahruŶg als FuŶkioŶ skepisĐh
eŶtgegeŶ. EiŶ VergleiĐh ŵit ähŶliĐheŶ
Geďäude koŵpledžeŶ ǁie deŵ des
Serapis Teŵpels, ǁelĐher eďeŶfalls
üďer eiŶeŶ aŶsĐhließeŶdeŶ TuŶŶel
ǀerfügt, lasseŶ kulisĐhe Aspekte iŶs
LiĐht rüĐkeŶ.
Calliope Limneos-Papakosta, Archäologin des
H.R.I.A.C.
Fotos: © H.R.I.A.C.

Abb. 1 G. Camporeale mit Kollegen in der Tomba
Cima von San Giuliano im April 2015.

Foto: StephaŶ SteiŶgräďer.


Abb. 1 Teil des Ausgrabunsgeländes. Abb. ͸  Blick in den gefluteten Tunnel.

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