Spektrum der Wissenschaft Spezial - Biologie Medizin Hirnforschung Nr3 2017

(Ann) #1
vor 2,6 Millionen Jahren zur Vergletscherung der Arktis
führten – zeitlich zusammenfallend mit dem Beginn des
Pleistozäns? Menschengemachte Veränderungen auf dem
Planeten spielen erst seit ein paar Jahrhunderten eine
maßgebliche Rolle; ist es da berechtigt, sie mit geolo­
gischen Umbrüchen zu vergleichen, die sich auf Zeitskalen
von Jahrmillionen abspielen?

Vermessener Anspruch des
Homo sapiens?
Dass dem tatsächlich so sein könnte und damit auch ein
neuer Epochenbegriff notwendig wäre – diese Idee kam
bereits während des 19. und im frühen 20. Jahrhundert
auf. Der italienische Geistliche Antonio Stoppani und der
amerikanische Naturforscher Joseph LeConte benutzten
Begriffe wie Anthropozoikum und Psychozoikum, stießen
hiermit jedoch auf Ablehnung seitens zeitgenössischer
Geologen. Wie könnte menschliche Aktivität, so spottete
man damals, sich je mit der Entstehung oder dem Unter­
gang ganzer Ozeane und Gebirge messen oder mit gewal­
tigen Vulkanausbrüchen und Einschlägen riesiger Meteo­

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AUF EINEN BLICK
NEUER ABSCHNITT
DER ERDGESCHICHTE

1


Die Menschheit verändert die Erde. Geologen erörtern,
ob das dauerhafte Spuren in Gesteinsschichten hinter­
lässt, die einen geochronologischen Abschnitt namens
Anthropozän zu definieren rechtfertigt.

2


Dafür spricht, dass die Ablagerung von Aluminium,
Plastik, Beton, Rußpartikeln und radioaktiven Substan­
zen mittlerweile ein flächendeckendes Phänomen ist.

3


Geologen suchen nach einer charakteristischen Verän­
derung in den Sedimenten, an der sich der Beginn des
Anthropozäns festmachen lässt. Wahrscheinlich kann
man sie für die Mitte des 20. Jahrhunderts belegen.

Die Menschheit verändert das
Landschaftsbild, bewegt mehr
Erdkruste als Flüsse und Wind
zusammen und hinterlässt ihren
Fußabdruck in den Gesteins-
schichten.

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