riten? Verglichen damit erschienen anthropogene Einflüsse
unbedeutend und flüchtig.
Tatsächlich liegt die Messlatte, um einen neuen geo
chronologischen Zeitabschnitt zu definieren, ausge
sprochen hoch. Nur wenn Experten der Internationalen
Kommission für Stratigrafie (ICS) voll und ganz davon
überzeugt sind, dass der Mensch den Verlauf der Erdge
schichte grundlegend verändert, ist es möglich, als neue
Epoche das Anthropozän festzulegen. Geologische Be
zeichnungen wie Jura, Kreide oder Holozän sind nicht
bloß Etiketten; sie sind genau definierte Unterteilungen,
die erst nach jahrzehntelanger Datenerhebung und Dis
kussion akzeptiert wurden und als Bestandteile einer
grundlegenden geologischen Zeitskala beschreiben, wie
sich die Erde in den zurückliegenden 4,6 Milliarden Jahren
entwickelt hat.
Das Anthropozän muss diesen wissenschaftlichen Be
wertungsprozess weitgehend noch durchlaufen. Mit Paul
Crutzen hat ein hochgeachteter Wissenschaftler den Begriff
populär gemacht, doch Crutzen ist Atmosphärenchemiker
und Umweltforscher – und kein Experte für Gesteinsschich
tenkunde (Stratigrafie), der bewerten könnte, ob das An
thropozän formal als Epoche gelten kann. Trotzdem wurde
der Begriff in Veröffentlichungen zunehmend so verwen
det, als handle es sich tatsächlich um eine solche. Dies er
kannten die Wissenschaftler der Stratigrafischen Kommis
sion der Geologischen Gesellschaft von London 2008 an
und beschlossen, die Entwicklung näher unter die Lupe zu
nehmen. Eines ihrer Mitglieder, der Geologe Philip Gibbard,
regte die Gründung einer Arbeitsgruppe an, die seither
dieser Frage nachgeht. Im August 2016 bestätigte sie auf
dem Internationalen Geologischen Kongress in Kapstadt die
Thesen von Crutzen und Stoermer. Als Nächstes wird es
nun darum gehen, eine charakteristische Veränderung in
den Sedimenten zu suchen, an der sich der Beginn des
Anthropozäns fest machen lässt.
Damit das Anthropozän formal als eigenständige Epo
che anerkannt werden kann, müssen Forscher nachwei
sen, dass die menschlichen Einflüsse klare Spuren in
Gesteinsschichten zurücklassen, die in dutzenden oder
hunderten Millionen Jahren noch nachweisbar sind. Der
Fokus auf Gesteinsschichten ist dabei von wesentlicher
Bedeutung. Schicht für Schicht lagern sich Sedimente und
Vulkanite (vulkanische Ergussgesteine) übereinander ab;
je tiefer also eine Schicht liegt, umso länger ist die Epoche
her, in der sie entstand. Eine so genannte Stufe – die
Grundeinheit der Chronostratigrafie, die einem definierten
Abschnitt der Erdgeschichte entspricht – muss sich klar
von darunter und darüber liegenden Stufen unterscheiden:
etwa durch das weltweit erste Auftreten bestimmter
Pflanzen oder Tierarten, erkennbar an deren Fossilien;
durch Anomalien in der Element oder Isotopenverteilung;
durch Umkehr der magnetischen Polarisierung und so
weiter. Nur wenn das Anthropozän diese Voraussetzung
erfüllt, ist es eine eigene chronostratigrafische Einheit.
Doch trifft dies tatsächlich zu? Auf jeden Fall gibt es
hierfür einige gute Argumente.
Ein wichtiger Bestandteil der Gesteine sind Metalle. In
natürlicher Form liegen sie fast immer in Verbindungen
Spektrum der Wissenschaft
Chefredakteur: Prof. Dr. phil. Dipl.-Phys. Carsten Könneker M. A. (v.i.S.d.P.)
Redaktionsleiter: Dr. Hartwig Hanser
Redaktion: Mike Beckers (stellvertr. Redaktionsleiter), Robert Gast, Dr. Klaus-Dieter
Linsmeier (Koordinator Archäologie/Geschichte), Dr. Christoph Pöppe, Dr. Frank
Schubert, Dr. Adelheid Stahnke
E-Mail: [email protected]
Art Direction: Karsten Kramarczik
Layout dieses Hefts: Sibylle Franz
Schlussredaktion: Christina Meyberg (Ltg.), Sigrid Spies, Katharina Werle
Bildredaktion: Alice Krüßmann (Ltg.), Anke Lingg, Gabriela Rabe
Assistenz des Chefredakteurs: Lena Baunacke
Redaktionsassistenz: Barbara Kuhn
Verlag: Spektrum der Wissenschaft Verlagsgesellschaft mbH, Postfach 10 48 40,
69038 Heidelberg
Hausanschrift: Tiergartenstraße 15–17, 69121 Heidelberg, Tel. 06221 9126-600,
Fax -751; Amtsgericht Mannheim, HRB 338114
Redaktionsanschrift: Postfach 10 48 40, 69038 Heidelberg, Tel. 06221 9126-711,
Fax 06221 9126-729
Geschäftsleitung: Markus Bossle, Thomas Bleck
Herstellung: Natalie Schäfer
Marketing: Annette Baumbusch (Ltg.), Tel. 06221 9126-741,
E-Mail: [email protected]
Einzelverkauf: Anke Walter (Ltg.), Tel. 06221 9126-744
Übersetzer für dieses Heft: Dr. Markus Fischer, Dr. Claudia Hecker,
Dr. Rainer Kayser, Dr. Susanne Lipps-Breda, Elke Reinecke, Dr. Michael Springer,
Dr. Sebastian Vogel
Leser- und Bestellservice: Helga Emmerich, Sabine Häusser, Ute Park,
Tel. 06221 9126-743, E-Mail: [email protected]
Vertrieb und Abonnementverwaltung: Spektrum der Wissenschaft Verlagsge-
sellschaft mbH, c/o ZENIT Pressevertrieb GmbH, Postfach 81 06 80, 70523 Stuttgart,
Tel. 0711 7252-192, Fax 0711 7252-366, E-Mail: [email protected]
Vertretungsberechtigter: Uwe Bronn
Die Spektrum der Wissenschaft Verlagsgesellschaft mbH ist Kooperationspartner
der Nationales Institut für Wissenschaftskommunikation gGmbH (NaWik).
Bezugspreise: Einzelheft »Spezial«: € 8,90 / sFr. 17,40 /
Österreich € 9,70 / Luxemburg € 10,– zzgl. Versandkosten.
Im Abonnement € 29,60 für 4 Hefte, für Studenten gegen Studiennachweis €
25,60. Bei Versand ins Ausland werden die Mehrkosten berechnet. Alle Preise
verstehen sich inkl. Umsatzsteuer. Zahlung sofort nach Rechnungserhalt.
Postbank Stuttgart, IBAN DE52600100700022706708, BIC PBNKDEFF
Anzeigen: iq media marketing gmbh, Verlagsgruppe Handelsblatt GmbH;
Gesamtanzeigenleitung: Michael Zehentmeier, Tel. 040 3280-310,
Fax 0211 887-97-8550; Anzeigenleitung: Anja Väterlein, Speersort 1,
20095 Hamburg,Tel. 040 3280-189
Druckunterlagen an: iq media marketing gmbh, Vermerk:
Spektrum der Wissenschaft, Kasernenstraße 67,
40213 Düsseldorf, Tel. 0211 887-2387, Fax 0211 887-2686
Anzeigenpreise: Gültig ist die Preisliste Nr. 38 vom 1. 1. 2017
Gesamtherstellung: L. N. Schaffrath Druckmedien GmbH & Co. KG, Marktweg
42–50, 47608 Geldern
Sämtliche Nutzungsrechte an dem vorliegenden Werk liegen bei der Spektrum der
Wissenschaft Verlagsgesellschaft mbH. Jegliche Nutzung des Werks, insbesondere
die Vervielfältigung, Verbreitung, öffentliche Wiedergabe oder öffentliche Zugäng-
lichmachung, ist ohne die vorherige schriftliche Einwilligung des Verlags unzuläs-
sig. Jegliche unautorisierte Nutzung des Werks berechtigt den Verlag zum
Schadensersatz gegen den oder die jeweiligen Nutzer. Bei jeder autorisierten (oder
gesetzlich gestatteten) Nutzung des Werks ist die folgende Quellenangabe an
branchenüblicher Stelle vorzunehmen: © 2017 (Autor), Spektrum der Wissenschaft
Verlagsgesellschaft mbH, Heidelberg. Jegliche Nutzung ohne die Quellenangabe in
der vorstehenden Form berechtigt die Spektrum der Wissenschaft Verlagsgesell-
schaft mbH zum Schadensersatz gegen den oder die jeweiligen Nutzer.
Artikelnachweise: Unsere Evolution geht weiter SdW 6/2015 · Spenderorgane
aus Tieren SdW 6/2017 · Menschendesign durch die Hintertür SdW 4/2017 · Der
Methusalem-Effekt SdW 2/2017 · Reiche Welt – arme Welt SdW 3/2017 · Gespal-
tene Gesellschaft SdW 5 /2017 · Wie gesund ist der Mensch? SdW 1/2017 · Eine
vielschichtige Angelegenheit SdW 1/2017 · Die Stadt von morgen SdW 5/2015 ·
Energierevolution für Afrika SdW 5/2017 · Wollen wir ewig leben? SdW 6 /2017 ·
Lass das, Papa: nicht googeln! SdW 6 /2015 · Apokalypse oder Aufbruch? SdW
6 /2017
Bildnachweise: Wir haben uns bemüht, sämtliche Rechteinhaber von Ab bildungen
zu ermitteln. Sollte dem Verlag gegenüber der Nachweis der Rechtsinhaberschaft
geführt werden, wird das branchenübliche Honorar nachträglich gezahlt.
Für unaufgefordert eingesandte Manuskripte und Bücher übernimmt die Redaktion
keine Haftung; sie behält sich vor, Leserbriefe zu kürzen.
Auslassungen in Zitaten werden generell nicht kenntlich gemacht.
ISSN 2193-4452 / ISBN 978-3-95892-132-0
SCIENTIFIC AMERICAN
1 New York Plaza, Suite 4500, New York, NY 10004-1562,
Editor in Chief: Mariette DiChristina, President: Dean Sanderson,
Executive Vice President: Michael Florek