Spektrum der Wissenschaft Spezial - Biologie Medizin Hirnforschung Nr3 2017

(Ann) #1

56 Spektrum SPEZIAL Biologie Medizin Hirnforschung 3.17


aktuellere Daten bislang
nicht verfügbar

Beton
Zwar nutzten schon die alten Römer dieses Material,
doch seit dem Zweiten Weltkrieg wird es in solch
enormen Mengen produziert, dass es sich als markan-
testes Merkmal der Moderne erweisen könnte.

Ruß
Dieses Nebenprodukt des Verfeuerns fossiler
Brennstoe überzieht Gesteins- ebenso wie
Eisoberflächen. Der Mensch setzt es schon
sehr lange frei, doch seit den 1960er Jahren
in steil ansteigender Menge.

Plutonium-239 und -240
Atomwaentests seit den 1940er Jahren haben Plutoniumisotope
in die Atmosphäre geschleudert, die sich um den Globus verteil-
ten, bevor sie sich wieder absetzten. Darunter Plutonium-239, das
in 100000 Jahren größtenteils zu Uran-235 zerfallen sein wird.

Kohlenstodioxid
Der atmosphärische Gehalt des wichtigsten Treibhausgases
nahm im Zuge der industriellen Revolution stetig zu. Vor
allem seit dem Zweiten Weltkrieg ist er deutlich angestiegen.

Methan
Einhergehend mit der In- und Extensivierung der Landwirtschaft ist
immer mehr von diesem Gas freigesetzt worden, vor allem von
Nutztierherden. Hinzu kommen seit einigen Jahrzehnten umfangreiche
Emissionen aus der Erdgasförderung und dem tauenden Permafrost.

Plastik
Moderne Polymere durchsetzen die Sedimente, aus denen
später einmal Gesteine hervorgehen werden. Die Kunststoe
zerfallen langsam; Flüsse und Meeresströmungen transpor-
tieren Bruchstücke davon über die ganze Erde.

7,5

0

2,5

Wertebereich 5,0
während des
Holozäns

20

10

0

0

1

2

250

300

350

400

0,5

1,0

1,5

2,0

0,3

0,2

0,1

0

Wertebereich
während des
Anthropozäns

Erdreich
Schicht für Schicht setzen sich Se-
dimente und Vulkanite übereinander
ab. Damit das Anthropozän als ei-
gener erdgeschichtlicher Abschnitt
gelten kann, müssen sich seine Sedi-
mente klar von zuvor abgelagerten
Schichten unterscheiden.

Eis
Auf den Landeisschilden
setzt sich Jahr für Jahr eine
neue Eisschicht ab. Darin
eingeschlossen werden kleine
Luftbläschen. Analysiert
man solche Lufteinschlüsse
in altem Eis, kann man
die Gaszusammensetzung
der Atmosphäre zu früheren
Zeiten ermitteln – teils
mehrere hunderttausend
Jahre zurück.

Holozän
(begann vor 11700 Jahren)

Anthropozän

1800 1850 1900 1950 20002015

weltweit produziert
(Milliarden Tonnen pro Jahr)

weltweit emittiert
(Millionen Tonnen pro Jahr)

globaler Fallout in Petabequerel
(Billiarden Bequerel)

atmosphärische Konzentration in ppm

(Teile pro Million)

Die Hinterlassenschaften des modernen Menschen sind so allgegen-
wärtig, dass Substanzen wie Plastik und Beton die sich heute bil-
denden Gesteinsschichten durchziehen. Außerdem werden anthropogen
freigesetzte Treibhausgase wie Kohlenstodioxid und Methan in
Luftbläschen in Eisschilden eingeschlossen.

Wann beginnt das Anthropozän?
Es häufen sich die Anzeichen dafür, dass wir einen neuen geochronologischen Abschnitt eingeläutet haben: das Anthropozän.
Wissenschaftler prüfen derzeit, ob und seit wann diese Epoche klar vom Holozän unterscheidbar ist, das vor 11700 Jahren
mit dem Rückzug der Gletscher am Ende der letzten Kaltzeit begann. Es spricht einiges dafür, als Grenze zwischen den beiden
Epochen das Jahr 1950 festzulegen. Kennzeichen des Anthropozäns sind mittlerweile rund um den Globus zu finden.

möglicher Übergang vom Holozän zum Anthropozän

SPUREN

DES MENSCHEN

56 Spektrum der Wissenschaft 1.17


GOLDEN SECTION GRAPHICS / CHRISTIAN EISENBERG, NACH: WATERS, C.N. ET AL.: THE ANTHROPOCENE IS FUNCTIONALLY AND STRATIGRAPHICALLY DISTINCT FROM THE HOLOCENE. IN: SCIENCE 351, S. 137-147, 2016, UND NACH: U.S. ENVIRONMENTAL PROTECTION AGENCY

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