Spektrum der Wissenschaft Spezial - Biologie Medizin Hirnforschung Nr3 2017

(Ann) #1

Experte für Energietechnik beim Energy Sector Manage-
ment Assistance Program der Weltbank in Washington.
Dass Afrika mit reichlich Sonneneinstrahlung gesegnet ist,
war nicht unbedingt eine Neuigkeit. Aber Wind? »Vor zehn
Jahren hätte einem jeder gesagt, es gebe doch gar keinen
Wind in Regionen wie Ostafrika.«
Inzwischen führt die Weltbank ihre eigenen Untersu-
chungen durch, bei denen in ausgewählten Gebieten eini-
ger Länder Windgeschwindigkeiten und Sonneneinstrah-
lung alle zehn Minuten erfasst werden. Sie wird die Regie-
rungen bitten, ihre eigenen Geodaten beizusteuern, und alle
Informationen in einem nutzerfreundlichen und leicht
verständlichen Format veröffentlichen. »Jeder kleine Sach-
bearbeiter in einem Entwicklungsland soll online gehen und
mit den Daten herumspielen können«, hofft Knight.


Wer privates Kapital hereinholen will,
muss den Investoren Sorgen nehmen
In der Halbwüste Karoo in Südafrika erhebt sich ein En-
semble weiß leuchtender Windkraftanlagen 150 Meter
über das hügelige Grasland. Mainstream Renewable
Power hat die Anlage im Juli 2016 in Betrieb genommen,
17 Monate nach Baubeginn. Die 35 Windräder erzeugen
80 Megawatt für Südafrikas Stromversorgung, genug für
70 000 Haushalte. Die Noupoort Wind Farm ist nur eine
von 100 Anlagen, die in den vergangenen vier Jahren in
Südafrika entwickelt wurden, als die Kosten für Strom aus
Wind und Sonne unter diejenigen der fossilen Konkurrenz
fielen und sich der Bau von zwei neuen großen Kohlekraft-
werken verzögerte. Südafrika ist für den schnellen Ausbau
der erneuerbaren Energiequellen gut gerüstet, nicht zu-
letzt, weil das Land in Daten investiert hat.
Die Umweltforscherin Lydia Cape arbeitet für das Council
for Scientific and Industrial Research (CSIR), ein nationales
Forschungszentrum in Stellenbosch. Sie und ihr Team haben
Karten für die Planung großer Windkraft- und Solaranlagen
und die Weiterentwicklung des Stromnetzes produziert. Sie
bewerteten die Qualität möglicher Standorte nicht nur nach
der dort verfügbaren Sonnen- oder Windenergie, sondern
auch nach Kriterien wie Nähe zum Abnehmer oder zumin-
dest zum vorhandenen Hochspannungsnetz, wirtschaftli-
chen Vorteilen für die Region und Umweltverträglichkeit. Die
Regierung Südafrikas folgte den Empfehlungen des CSIR
und wies acht besonders geeignete Zonen mit insgesamt
80 000 Quadratkilometern, deutlich mehr als die Fläche
Bayerns, als Vorzugsgebiete aus. Dort wurde das Prüfverfah-
ren zur Umweltverträglichkeit für Projekte im Bereich erneu-
erbaren Energie und den Bau von Stromtrassen gestrafft.
Doch damit die afrikanischen Nationen sich in großem
Umfang grünen Energiequellen zuwenden können, muss
viel Geld fließen. Allein um die Nachfrage nach Energie in
den Staaten südlich der Sahara zu befriedigen, sind nach
Schätzungen der Weltbank pro Jahr 38 Milliarden Euro
aufzuwenden. Aber das gesamte Bruttosozialprodukt des
Kontinents beträgt nur das 16-Fache dieser Summe. Aus
öffentlichen Kassen kommt allenfalls ein kleiner Bruchteil
des Notwendigen; umso wichtiger ist es, privates Kapital
herbeizuschaffen. In den Augen vieler Investoren gelten
afrikanische Länder jedoch als riskant, nicht zuletzt, weil


Vereinbarungen dort erst nach langen, komplizierten
Verhandlungen zu erzielen und die Kapitalkosten hoch
sind. »Es ist eine große Herausforderung«, sagt Daniel
Kammen, Sonderbeauftragter für Energie des US-Außen-
ministeriums und Energieforscher an der University of
California in Berkeley. »Die Kreditwürdigkeit vieler dieser
Länder wird nicht gerade hoch bewertet.«
Elham Ibrahim, Kommissarin für Infrastruktur und Ener-
gie der Afrikanischen Union, empfiehlt den Ländern daher
geeignete Schritte, um privaten Investoren die Sorgen zu
nehmen. Am wichtigsten sei es, dass ein Land eine eindeu-
tige Gesetzeslage zu Gunsten erneuerbarer Energien und
die jahrelange Einhaltung kommerzieller Vereinbarun gen

und Gesetze vorweisen könne. Südafrika geht mit gutem
Beispiel voran. 2011 führte das Land ein transparentes
Verfahren für Projektausschreibungen ein, das Renewable
Energy Independent Power Producer Procurement Pro-
gramme (REIPPPP). Das Programm hat bereits private
Investitionen von mehr als 13 Milliarden Euro herbeigeführt,
die ihrerseits Wind- und Solarkraftwerke mit einer Gesamt-
leistung von 6327 Megawatt finanzieren.
Mainstream Renewable Power hat den Zuschlag für
den Bau von sechs Windfarmen und zwei Fotovoltaikkraft-
werken erhalten. »Das Programm ist makellos«, lobt
O’Connor. »Sie veröffentlichen ihre Ergebnisse. Sie geben
staatliche Garantien. Sie verschleppen nicht über Gebühr.«
Obwohl der größte Netzbetreiber des Landes erneuerbare
Energien nur zögernd unterstützt, halte die Regierung an
dem Programm fest. »Ich würde sagen, das Risiko für eine
Investition in erneuerbare Energien ist in Südafrika gerin-
ger als in England.«
Für Länder mit weniger glänzenden Aussichten hat die
Weltbank im Januar 2015 das Projekt Scaling Solar aufge-
legt. Mit einer ganzen Reihe von Garantien verringert es
das Risiko für Investoren, erläutert Yasser Charafi, leitender
Investitionsbeauftragter für afrikanische Infrastruktur der
zur Weltbank gehörenden International Finance Corporati-
on (IFC) in Dakar. Die IFC bietet günstige Darlehen an, die
Weltbank garantiert, dass die Regierungen die produzierte
Energie abnehmen, und die ebenfalls zur Weltbankgruppe
gehörende Multilateral Investment Guarantee Agency
bietet Versicherungen gegen Kriege und Unruhen an.
In Sambia, dem ersten Land, das Zugang zu Scaling
Solar erhielt, wurden zwei Solarenergieanlagen mit zu-
sammen 73 Megawatt bewilligt. Senegal und Madagaskar
folgten mit Vereinbarungen zum Bau von Anlagen mit
200 beziehungsweise 40 Megawatt. 2017 kam Äthiopien

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