Focus - ALE (2022-04-30)

(EriveltonMoraes) #1
NACHRICHTEN

Fotos: dpa, AP

20 FOCUS 18/


A


ngesichts der steigenden Inflati-
on mehren sich die Forderungen,
Verbraucher bei der Einkommen-
steuer stärker zu entlasten. „Gehälter
müssen mit der Inflation Schritt halten
können“, sagte Gitta Connemann,
CDU-Abgeordnete und Vorsitzende der
Mittelstands- und Wirtschaftsunion,
dem FOCUS. „Ein Lohnausgleich darf
nicht vom Staat wegbesteuert werden.“
Das Problem ist die kalte Progression:
Steigen als Reaktion auf die Inflation
die Löhne, bringt das Arbeitnehmern
kaum etwas, weil prompt ein höherer
Steuersatz fällig wird. Am Ende profi-
tiert einzig der Staat von höheren
Einnahmen. „Die Zeche zahlen Ar-
beitnehmer und Betriebe“, meint
Connemann. Die große Koalition
habe bei steigender Inflation stets
den Einkommensteuertarif in glei-

cher Höhe angepasst. „Jetzt sieht die
Ampel einfach zu und kassiert.“
Bundesfinanzminister Christian
Lindner (FDP) hat zwar ein Steuerent-
lastungsgesetz auf den Weg gebracht.
Das sieht eine Anhebung des Grund-
freibetrags vor – um 3,1 Prozent für
2021 und drei Prozent für 2022. Der Prä-
sident des Steuerzahlerbundes Reiner
Holznagel aber sagt: „Das reicht nicht.“
Der Krieg in der Ukraine lässt die Preise
stärker steigen als erwartet. Die Bun-
desregierung rechnet für 2022 bereits
mit einer Inflation von 6,1 Prozent.
Lindner will nach Angaben aus sei-
nem Haus im Herbst einen Vorschlag
vorlegen, wie sich die kalte
Progression ausgleichen lässt.
Den Steuertarif an die Infla-
tionsrate zu koppeln, lehnt er
aber schon jetzt ab. Dagegen
gebe es verfassungsrechtliche
Bedenken, unter anderem
würde damit in die Budget-
hoheit des Parlaments ein-
gegriffen, heißt es. cne/hw

Z


um Tag der Arbeit wächst der Druck
auf die Gewerkschaften, Verhand-
lungen über prozentuale Lohn-
erhöhungen zu verschieben. Führende
Wirtschaftswissenschaftler verweisen
dabei auf die Tarifvereinbarung in der
Chemiebranche. Arbeitgeber und die
Gewerkschaft IG BCE einigten sich dort
auf eine Einmalzahlung von 1400 Euro.
Über eine tabellenwirksame Lohnerhö-
hung soll erst später verhandelt werden.
Der Präsident des Münchner Wirtschafts-
instituts Ifo, Clemens Fuest, nannte die
Entscheidung „klug“, weil über Lohner-

höhungen erst verhandelt werde, „wenn
klar ist, wie die Ukraine-Krise weiter
verläuft“. Deutschland werde insgesamt
ärmer, und es werde eher einen Verlust
als einen Zuwachs zu verteilen geben.
Auch der Konjunkturexperte des Kieler
Instituts für Weltwirtschaft (IfW), Stefan
Kooths, bezeichnete Einmalzahlungen
für die nächsten Monate als besten Weg.
Später, „vielleicht sogar erst im nächsten
Jahr“ könnten richtige Verhandlungen
folgen. Dabei stehen regulär eigentlich
Tarifrunden für zehn Millionen Beschäf-
tigte in Deutschland an. hw

Zeugnistag
FOCUS bewertet die Macher
der Woche

2


1


2


Gute Nachricht
für Investoren

München Start-ups
und Militär sind zwei
Welten. Bisher. Die
Firma Helsing arbeitet
nun mit künstlicher
Intelligenz daran, in
Echtzeit ein Lagebild
aus Kamera- und Radar-
daten zu erstellen, das
die Aufklärung erleich-
tert. Das lockt Inves-
toren. Spotify-Gründer
Ek ist mit 100 Millio-
nen eingestiegen.

Gute Nachricht
für das Klima
Denkendorf Schluss
mit alten Dieselstin-
kern. Die Lösung nennt
sich Retrofitting. Die
Firma Pepper Motion
rüstet gebrauchte
Lkw und Busse auf
Elektroantrieb um. Gut
für die Umwelt, tech-
nisch machbar, aber
teuer: Die Kosten pro
Fahrzeug von etwa
300 000 Euro rechnen
sich nach zehn Jahren.

Gute Nachricht
für Verbraucher
Washington Das
könnte sich als Win-
win-Situation ent-
puppen. Um die hor-
rende Inflation zu
bekämpfen, will die
USA die Strafzölle auf
Importe aus China ab-
schaffen. Eingeführt
hatte sie Ex-Präsident
Donald Trump. Das
macht die Waren
billiger und entspannt
das Verhältnis der
Länder zueinander.

Andreas
Hager, 43
Geschäfts-
führer von
Pepper Motion

Janet
Yellen, 75
Finanz-
ministerin
der USA

Gundbert
Scherf, 40
Mitgründer
und Chef
von Helsing

Lohnerhöhungen verschieben


Tarifrunde 2022

Steuerzahler entlasten


Preisanstieg

Zwei unter Druck
Die steigende
Inflation belastet.
Kanzler Olaf
Scholz und
Finanzminister
Christian Lindner
sind gefragt

Gitta Connemann (CDU)
sagt, Gehälter müssten mit
der Inflation Schritt halten

Dervollelektrische


Ford Mustang Mach-E GT


In 3,7 Sekunden von 0–100 km/h.^1
Bis zu 860 Nm maximales Drehmoment.^2
500 km Reichweite pro Ladung.^3

*n. v. = Daten nicht verfügbar. Der Gesetzgeber arbeitet an einer Novellierung der Pkw-EnVKV und empfiehlt in der Zwischenzeit für Fahrzeuge, die nicht mehr auf Grundlage
des Neuen Europäischen Fahrzyklus (NEFZ) homologiert werden können, die Angabe der realitätsnäheren WLTP-Werte. Diese sind in der nachfolgenden Zeile zu finden.

(^1) Ford Testdaten basierend auf der Testmethodik mit 0,3-Meter-Rollout, d.h. von einem rollenden Start aus. (^2) Maximales Drehmoment bei Overboost, kurzzeitig verfügbar.
(^3) Gemäß Worldwide Harmonised Light Vehicles Test Procedure (WLTP). Es können bis zu 500 km Reichweite (beabsichtigter Zielwert nach WLTP) bei voll aufgeladener
Batterie erreicht werden – je nach vorhandener Serien- und Batterie-Konfiguration. Die tatsächliche Reichweite kann aufgrund unterschiedlicher Faktoren (Wetterbedin-
gungen,Fahrverhalten,Fahrzeugzustand,AlterderLithium-Ionen-Batterie)variieren.
Verbrauchswerte nach § 2 Nrn. 5, 6, 6 a Pkw-EnVKV in der jeweils geltenden Fassung: n. v.*
Verbrauchswerte nach WLTP: Stromverbrauch: 20,0 kWh/100 km (kombiniert); CO 2 -Emissionen: 0 g/km
(kombiniert).


NIE WAR

STILLE

LAUTER.LAUTER.LAUTER.
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