Focus - ALE (2022-04-30)

(EriveltonMoraes) #1

FOCUS 18/2022 59


GELDMARKT

Fotos: Frank Röth; Adobe Stock

Die Finanz-Kolumne
von Georg Meck,
FOCUS-MONEY-
Chefredakteur

Vier Prozent Zins


von Volkswagen


Wenn jetzt ständig von einer „Zeiten-
wende“ die Rede ist, dann darf der
Begriff im Zusammenhang mit der
Geldpolitik nicht fehlen: Es gibt bald
wieder Zinsen, die Zinswende kommt!
Ein epochales Ereignis, nachdem die
Europäische Zentralbank zuletzt 2011
die Schlüsselzinsen angehoben hat. Im
Juli, spätestens im September ist es
wieder so weit. Der Markt, ungeduldig
wie er ist, wartet nicht darauf, bis Euro-
pas sture Notenbanker um Präsidentin
Lagarde endlich formell zur Tat schrei-
ten. Die Zinsen für Anleihen steigen
schon jetzt, und zwar so schnell wie
seit Jahrzehnten nicht mehr. Für uns
Privatanleger heißt dies: Es macht end-
lich wieder Spaß, auf die Renditetafeln
zu schauen – auch wenn die Freude
nur so lange währt, bis die nächsten
Horrorzahlen zur Geldentwertung ver-
öffentlicht werden. Trotzdem: Feiern
wir das Ende der unseligen Strafzins-
ära! Mit Staatsanleihen für Europas
Südländer, traditionell weniger kredit-
würdig und damit für Gläubiger attrak-
tiver, sind immerhin schon wieder zwei,
drei Prozent Rendite drin. Noch besser
sieht es für all jene aus, die Unterneh-
men Geld leihen. Es ist noch nicht lange
her, dass auch Konzerne – im Stile des
deutschen Finanzministers – Geld von
allen dafür verlangten, die ihre Schul-
den finanzierten. Diese Zeiten sind
vorbei. Die Kreditnehmer müssen wie-
der zwei, drei, vier Prozent Zins bieten,
wollen sie sich verschulden. Für Nach-
ranganleihen, etwa von Volkswagen,
wird noch ein Extra-Aufschlag fällig.
Bis zu knapp fünf Prozent Rendite
sind so drin – mit dem einzigen Risiko,
dass der VW-Konzern vor der Fälligkeit
pleitegehen könnte. Aber das glaubt
höchstens Elon Musk, oder?

Anleihen-Comeback

–20

0

+40

+60

+20

+80

iShares-Digital-Security-ETF %

2018 2019 2020 2021 2022

Entwicklung seit Fondsauage
in Prozent auf Eurobasis

5
0

10

15

20

25

2010 14 16 18 202022

Abgesagte Neuemissionen
in den USA

Dunkle Seite
Hacker dringen
millionenfach
in Firmen- oder
Privat-IT-Netze
ein, doch es gibt
Konterchancen

Cash mit der Cybercrime-Abwehr


A


lle 39 Sekunden: So oft greifen
Hacker weltweit IT-Systeme an
und häufig Daten ab. Das kann
ordentlich ins Geld gehen: Zwischen
2019 und 2023 sollen Cyberattacken
Firmen laut der Beratung Accenture ins-
gesamt 5,2 Billionen Dollar kosten. Das
trifft nicht nur den Geldbeutel, sondern
auch Aktien von börsennotierten Kon-
zernen. Im Schnitt fallen sie um 7,3 Pro-
zent, nachdem ein Unternehmen Opfer
einer Cyberattacke wurde.
Und Deutschland steht nicht gerade
gut da: Laut einer Studie des Tech-Kon-
zerns Cisco ist fast die Hälfte aller ein-
gesetzten Sicherheitstechnologien der
Bundesrepublik veraltet. Laut dem Digi-
talverband Bitkom könnte Deutschlands
Wirtschaft aufgrund von „Diebstahl,
Spionage und Sabotage“ jährlich ein
Schaden von 223 Milliarden Euro ent-
stehen. Vom zwingenden Investitions-
bedarf dürften daher profitieren:


  • Die großen etablierten IT-Sicherheits-
    firmen, vorwiegend aus den USA, wie
    Palo Alto Networks oder Datdog, die
    der iShares-Cybersecurity-ETF bün-
    delt (s. Chart, ISIN: IE00BG0J4C88).

  • Wer jüngere, agilere Branchen-AGs wie
    die südkoreanische Ahnlab bevorzugt,
    wählt den RIZE-Cybersecurity-and-
    Data-Privacy-ETF (IE00BJXRZJ40).


Internet-Schutz

Geballte Sicherheit Der iShares-Cybersecurity-
Börsenfonds bündelt Firmen des Segments

Quelle: Finanzen100

Quelle: Finanzwoche

Absagen bei US-Parkettgängen


D


ie Anzahl der Aktien-Neuemissionen in den
USA (Initial Public Offering, IPO), die konkret
auf den Weg gebracht, aber dann abgesagt wur-
den, ist auf einen Rekordwert gestiegen (Chart).
Das liegt vor allem daran, dass sich das Kapital-
marktumfeld aufgrund des Ukraine-Kriegs und
der angelaufenen
US-Zinswende ver-
düstert hat. Exper-
ten werten das als
positiven Kontra-
Indikator für die
Börse, da die bis-
lang überbordende
IPO-Euphorie nun
korrigiert wurde.

Börsenstimmung

Z


umindest etwas Gutes
könnte die ausufernde
Inflation in den USA mit
sich bringen: Finanz-
ministerin Janet
Yellen prüft, die
von Ex-Präsident
Donald Trump ab
2018 verhängten
Strafzölle gegen China
wieder abzuschaffen. Dass
soll die Preisentwicklung
in den USA dämpfen,
da so Produkte für die
Verbraucher unmittelbar
günstiger werden.

Deal der Woche

China-Zölle weg?

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