FOCUS 19/2022 111
FOCUS-
Genussmacher
Mirali
Dilbazi
Sie führten bis zu Beginn
des Krieges ein Fine-
Dining-Restaurant in Kiew.
Was passiert im Moment
in den Räumlichkeiten,
nachdem Sie das Lokal
schließen mussten? Es
werden Mahlzeiten für die
Menschen dort gekocht.
Derzeit ist die Situation etwas
besser. Aber viele Ukrainer
haben in den letzten Wochen
alles verloren und brauchen
Hilfe. Ich selbst konnte vor
sechs Wochen nur deshalb
wie meine Restaurantleiterin
und ein weiterer Kollege nach
Deutschland reisen, weil ich
aus Aserbaidschan stamme.
Als Ukrainer hätte ich dort
bleiben müssen. Ich bin zum
ersten Mal hier und habe groß-
artige Kollegen kennengelernt.
Mit deren Hilfe konnten Sie
einige Benefiz-Dinner orga-
nisieren. Wo überall kochen
Sie? Wir starteten in Berlin.
Über München und Hamburg
kommen wir am 10. Mai zurück
in die Hauptstadt und kochen
im 2-Sterne-Restaurant
„Horváth“ bei Sebastian Frank.
Ein weiteres Essen findet
am 15. Mai im „Weinsinn“
in Frankfurt statt. Mit den
Spenden versuchen wir, die
Gehälter des Restaurantteams
in Kiew weiter zu bezahlen.
Kehren Sie zurück? Ja, wir
möchten das Restaurant mög-
lichst bald wieder eröffnen.
Unser Ziel ist es, weiterhin
eine sehr gute regionale Küche
zu bieten. Allerdings wird
nichts mehr sein wie vorher.
Interview: Beate Schindler
Presseball in Zeiten des Krieges
Berlin
E
igentlich sollte der 69.
Bundespresseball schon
am 21. Januar stattfinden,
pandemiebedingt wurde er auf
den 29. April verschoben. Nie-
mand ahnte, dass inzwischen
ein Krieg in Europa die Nach-
richten bestimmen würde. Das
war auch der Grund, warum
Bundespräsident Frank-Wal-
ter Steinmeier und mehrere
Minister ihr Kommen absag-
ten. Dafür eröffnete Ukraines
Botschafter Andrij Melnyk den
Abend mit einem dramatischen
Appell: „Wenn ein Krieg lange
dauert, droht die Aufmerksam-
keit der Medien nachzulassen.
Ich bitte Sie daher, verlieren Sie
nicht das Interesse an dem, was
der Ukraine angetan wird!“, rief
er den Gästen zu.
Ukraines Botschafter
Andrij Melnyk eröffnete
den 69. Bundespresseball im
Hotel „Adlon“ mit einer Rede
Fotos:
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Spitzenkoch
aus der Ukraine
SPD-Chef Lars Klingbeil
mit Ehefrau
Lena-Sophie Müller
Philipp Amthor
mit Begleitung
Lothar
Wieler
mit
Ehefrau
Franziska
Giffey, SPD
Natalia
Klitschko
Wolfgang Kubicki mit
Annette Marberth-Kubicki
Der Schriftsteller
Wladimir Kaminer mit Frau Olga
Horst und Marie-Agnes Strack-
Zimmermann mit Andrij Melnyk
Claudia Roth mit Charlotte Merz und
CDU-Chef Friedrich Merz