Fotos: Kay Nietfeld/dpa, Peter Rigaud/FOCUS-Magazin
EDITORIAL
das Wort von der „Zeitenwende“
hat Olaf Scholz in seiner weltweit
beachteten Rede drei Tage nach
dem Überfall Putins nicht zufäl-
lig in den Mund genommen. Er
braucht die Wucht dieses Begriffs
allein schon, um die 180-Grad-
Wende bei der Lieferung von Waf-
fen an die Ukraine und die massi-
ve Aufrüstung bei seiner SPD und
bei den Grünen durchzusetzen.
Seither ist wenig Wende und viel
Klein-Klein zu sehen: So ging es
bei der Klausurtagung des Kabi-
netts in Meseberg in dieser Woche um
die bessere Durchsetzung von Sanktionen
gegen Oligarchen, die Kiew-Reise von
Friedrich Merz, das Erdöl-Embargo der
EU gegen Russland.
Damit wird die Ampelkoalition der
Größe der Aufgabe nicht annähernd ge-
recht. Eigentlich hätte in Meseberg nichts
Geringeres auf der Tagesordnung ste-
hen müssen als eine Generalrevision des
Koalitionsvertrages. Denn die eigentliche
Zeitenwende besteht in der dauerhaften
Vertreibung aus dem Paradies preisgüns-
tiger Energie. Benzin und Strom werden
wohl nie wieder so preiswert sein wie vor
dem 24. Februar 2022 (und schon da hat-
ten wir in Deutschland mit die höchsten
Preise weltweit).
In ihrem Koalitionsvertrag vom 7. De-
zember 2021 ging die Ampel noch davon
aus, dass moderne Gaskraftwerke und
damit russisches Erdgas die Brücke in
die CO 2 -freie Zukunft sind. Diese Brücke
hat das Kriegsbeben in der Ukraine hin-
weggefegt. Gas wird es auch in Zukunft
geben, aber eben zu erheblich höheren
Preisen als bisher. Die Tatsache, dass
Deutschland bis zum vollen Ausbau der
erneuerbaren Energien in erheblichem
Ausmaß zum Import von Energieträgern
oder Strom gezwungen sein wird, bedeu-
tet de facto den Import von Inflati-
on, also Wohlstandsverlust für die
Bürger und Wachstumseinbußen
für die Wirtschaft.
Herzlich Ihr
und politischen Grundlagen müss-
ten auch einen Neustart der Steuer-
politik und der Standortpolitik nach
sich ziehen.
Nur ein Beispiel ist da die Notwen-
digkeit, den Einkommensteuer-
tarif der Inflationsrate anzupassen,
also zu senken – wie ich vergangene
Woche an dieser Stelle vorschlug.
Höchstpreise für Energie, hohe In-
flation, unattraktive Steuertarife und
fehlgeleitete Investitionsanreize – es
gäbe viel zu tun für den Anpack-
Scholz aus dem Wahlkampf. Leider
gewinnt man den Eindruck, dass die
Ampel nach einem geopolitischen
Tsunami weiter mit ihrem alten Navi
auf Straßen und Brücken unterwegs ist,
die es gar nicht mehr gibt.
Und noch einmal „Zeitenwende“: Die
eigenen vier Wände, das eigene Häusle
bauen ist der Traum von Millionen Deut-
schen. Die nüchterne Vernunft sprach in
den vergangenen Jahren für den Kauf
einer Wohnung oder eines Hauses, denn
Kredite waren billig und mit der
Wertsteigerung einer Immobilie
konnte keine andere Geldanlage
mithalten. Doch das Betongold
glänzt nicht mehr so golden wie
früher. Immobilienkäufer sehen
sich neuen Risiken ausgesetzt –
die Preise steigen, Kredite werden
teuer, und die Kosten für Baustoffe
explodieren geradezu und sind
deshalb schwer kalkulierbar. Und
noch eine Frage treibt Immobilien-
besitzer um – zumindest jene, die sich
für den Kauf eines Altbaus entschieden
haben: Lohnt sich eine klimagerechte
Sanierung oder ist ein Abriss günstiger?
Über den großen Traum, der für viele
Bürger zum Albtraum zu werden droht,
schreibt unser Autor Matthias Kowalski
in der aktuellen Titelgeschichte.
Von Robert Schneider, Chefredakteur
Liebe Leserinnen,
liebe Leser,
Deutschland braucht einen
neuen Regierungsvertrag
FOCUS 19/2022 3
Mai-Klausur Kanzler Olaf Scholz mit seinen Ministern
im Garten des Schlosses Meseberg
Eine Blitzwende bei der Energieversor-
gung der viertgrößten Industrienation der
Welt verbunden mit einem Inflationsschub
wie seit 40 Jahren nicht mehr sowie ein
Giga-Aufrüstungsprogramm sollte doch
Anlass genug sein für den Kanzler, sein
Regierungsprogramm grundlegend zu
überarbeiten. Denn diese massiven Ver-
werfungen der ökonomischen
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DER HAUPTSTADTBRIEF
SAMMELBILDCHENNon Fungible TokensInge Kloepfer über
Seite 5 Energiepreise und Inflation Seite 6TRAUMAFORSCHUNGJürgen Gaulke über
EXKLUSIVFOCUSABONNENTENFÜR Herausgegeben von Ulrich Deppendorf und Ursula Münch
- Mai 2022 | #
Wie die Vereinten Nationen einen Letzte Ho nungLetzte Ho nung
Wa enstillstand absichern könntenVon Winfried Böttcher Seite 2
Dieser Text
zeigt evtl. Pro-
bleme beim
Text an
*Capital, Fonds-Kompass 2022, Nr. 3/2022.
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