FOCUS - ALE (2022-05-07)

(EriveltonMoraes) #1

POLITIK UKRAINE


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0,71

0,67

20 15

14

13

(^810)
20
3,08
Ägypten
2,72
Indonesien
1,51
Bangladesch
1,24
1,00 Pakistan
Türkei
0,98
Tunesien
0,95
Marokko
Jemen
Libanon
0,63
Philippinen
400
300
200
100
0
Febr. März April 2022
2021/22 2022/23
Weizenpreis an der Pariser
Terminbörse in Euro pro Tonne
Exporteure von Weizen, Mehl und
Weizenprodukten weltweit 2020/21
in Prozent (gerundet)
Die wichtigsten Abnehmerländer
von Weizen und Mengkorn aus der
Ukraine nach Exportmenge
weltweit in Mio. Tonnen
(gerundet)
2/2019 2020 2021 2/2022
400
391
219
+7 9 %
300
200
100
32
20
0
Weizenpreis im globalen Handel
in US-Dollar pro Tonne (Hartweizen)
Weizenproduktion
in der Ukraine
in Mio. Tonnen
geschätzt
Die Ukraine könnte dieses Jahr
50 %
weniger Agrargüter
wie Mais und Getreide liefern.
Es fehlen Düngemittel und auch
Erntehelfer, weil viele Arbeiter an
der Front sind, manche Felder sind
vermint. Je nach P˜anzenart
rechnen Analysten mit einem
Rückgang zwischen 30 und
55 Prozent
33 Mio. Tonnen
Getreide und Ölsaaten
konnten nicht verschišt
werden, weil alle wichtigen
Häfen blockiert sind – das
sind rund ein Drittel der
Gesamternte 2021
eingegraben haben, um auch nach ihrer
Flucht unschuldige Menschen zu töten.“
Bei vielen Nachbarn schlugen Raketen
in die Weizenfelder ein. Es wird Monate
dauern, um die Geschosse zu räumen.
Dennoch hatten die Landwirte in Tscher-
nihiw Glück, weil es gelang, die Russen
aus dem Norden zurückzudrängen. Recht-
zeitig zur Aussaat. „Unser Cluster bei
Pryluky arbeitet mit voller Kraft“, freut sich
Lissitsa. „Wir säen gerade Sonnenblumen,
in ein paar Tagen ist der Mais dran.“ Die
Arbeitsbedingungen sind allerdings nicht
einfach. Weil die Lieferketten zusammenge-
brochen sind und ihm das Geld fehlt, muss-
te er die Düngung auf ein Drittel reduzieren.
Pflanzenschutzmittel kann er nur zwei statt
vier Mal im Jahr spritzen. Auf Ersatzteile für
defekte Maschinen muss er wochenlang
warten. „Wir müssen alle lernen, wie man
unter Kriegsbedingungen arbeitet“, sagt
der Chef.„In dieser Situation weiß niemand,
was die nächste Woche bringt, die Risiken
sind nicht kalkulierbar.“
Sparen statt Kredite
Nach außen versucht der Ukrainer, Zuver-
sicht zu vermitteln, doch er gibt zu: Die
Sorgen lassen ihn oft nachts nicht schla-
fen. Jetzt will er sich in Europa um Kredite
bemühen, die er von ukrainischen Banken
nicht bekommen kann. Doch auch das
hört sich einfacher an, als es ist: Die Rei-
se musste Lissitsa bereits mehrmals ver-
schieben, denn Männer unter 60 Jahren
dürfen das Land offiziell nicht verlassen.
„Die Regierung muss eine Art Sonderge-
nehmigung für Geschäftsleute ausstellen,
sonst gehen viele Unternehmen ein, die
auf internationalen Austausch angewiesen
sind“, fordert er.
Ohne Kredite ist deshalb weiterhin Spa-
ren angesagt. So ließ Lissitsa gerade die
Kiewer Dependance seiner Firma auflö-
sen. Die 50 Angestellten sollen vorerst
im Homeoffice bleiben wie während der
Corona-Pandemie. „Das Büro hat monat-
lich 35 000 Euro gekostet“, sagt er. „Mit
dem Geld kann ich Gehälter von 40 Leuten
bezahlen.“
Aufgeben ist für Lissitsa jedenfalls keine
Option. In den zehn Jahren, seitdem er
die Führung von IMC übernahm, hat er
aus einem veralteten Betrieb eine moder-
ne europäische, börsennotierte Holding
und eines der effizientesten Agrarunter-
nehmen der Ukraine geformt. Nun will er
die Krise überstehen, in die der russische
Überfall seine Firma und das ganze Land
gestürzt hat. „Russland wird diesen Krieg
niemals gewinnen“, sagt er. „Es wird hart,
aber wir Ukrainer sind zäh. Wir werden
Putins Vernichtungskrieg überleben.“n
Quelle: USDA/Statista
Quelle: UkrAgroConsult/Bloomberg
Quelle: UN Comtrade/Statistisches Bundesamt/Statista
Quelle: USDA/Statista
Quelle: Statista / Börse online
Teurer Tribut Seit Beginn des Krieges
am 24. Februar ist der Weltmarktpreis
für Weizen um die Hälfte gestiegen
Unerschwingliches Brot Wegen Dürreperioden,
steigender Nachfrage und Börsenspekulationen
verteuert sich Weizen weltweit seit Jahren
Drohender Hunger Viele Länder sind von Lieferungen aus der Ukraine abhängig, die nun ausbleiben
könnten. Deutschland bezieht Weizen vor allem aus Polen, Tschechien und Frankreich
Globaler Versorger Acht Prozent der
Weizenexporte stammen aus der Ukraine,
sie ist weltweit der sechstgrößte Lieferant
Faktenreport: Weizen
Mit ihren fruchtbaren Böden gilt die Ukraine als die Kornkammer Europas. Doch
der Krieg gefährdet die Ernte, die Preise auf dem Weltmarkt explodieren

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