FOCUS - ALE (2022-05-07)

(EriveltonMoraes) #1

WIRTSCHAFT


Millionen


Häusern und


Wohnungen


droht der Abriss


Sanieren wie am Fließband
„Energiesprong“ heißt eine
neue Methode zur Sanierung aus
den Niederlanden, die nun in
Deutschland in Musterobjekten
wie in Hameln ausprobiert wird:
Vorgefertigte Dach- und Fassa-
den-Elemente wie vom Hersteller
Knauf (Foto o.) sollen Tempo
bringen und Kosten reduzieren.
Den Vorher-nachher-Vergleich
(Bild l.) gibt es im niederländi-
schen Melick zu sehen.

Wahrscheinlich ist das Alters-Thema
im Wohnbereich noch viel größer: Nur
zehn Prozent aller Wohnungen in Deutsch-
land erfüllen laut Statistischem Bundes-
amt die drei Mindestkriterien an eine
Barrierereduzierung: keine Stufen oder
Schwellen, ausreichend breite Türen und
ausreichend breite Flure. Nur zwei Prozent
bieten alle Merkmale eines barrierearmen
Wohnens (genügend Raum in Küche und
Bad, ausreichend breite Wohnungs- und
Raumtüren sowie Flure, einen ebenerdi-
gen Einstieg zur Dusche und keine Stufen
oder Schwellen, die die Bewegungsfrei-
heit einschränken). Von den rund zwölf
Millionen Rentner-Haushalten ist nur eine
Million weitgehend barrierefrei. Analysen
von Fachfirmen wie Bulwiengesa lassen
den Schluss zu, dass pro Jahr mindestens
170 000 solcher altersgerechter Wohnein-
heiten geschaffen werden müssten, um
die sich auftuende Lücke aufgrund der
zunehmenden Alterung unserer Gesell-
schaft bis 2040 zu schließen.


Wann wird eine Sanierung sinnlos?


Dabei spielt wieder die Ausgangsfrage
„Sanierung oder Neubau?“ eine wesent-
liche Rolle. Dazu hat die ARGE aus Kiel für
das „Verbändebündnis Wohnungsbau“, zu
dem zum Beispiel der Deutsche Mieter-
bund, die IG Bau sowie der Zentralverband
Deutsches Baugewerbe zählt, einen neu-
en Forschungsbericht vorgelegt. Ergeb-
nis: Der Großteil der Älteren lebt in Woh-
nungen, „die vor 1979 errichtet wurden
und bei denen ein altersgerechter Umbau
dieser Wohngebäude nicht immer möglich
ist“. Als Folge bliebe nur „Bestandsersatz“,
vulgo: Abriss und Neubau.
Und das könnte noch viel mehr Alt-
bauten drohen. Von heute 19,2 Millionen
Wohngebäuden der Republik sind 16 Mil-
lionen Ein- und Zweifamilienhäuser, der
Rest Mehrfamilienobjekte. Davon wur-
den 11,6 Millionen vor 1979 gebaut. Das
Datum ist deshalb wichtig, weil es erst ab
dann überhaupt relevante Vorschriften zu
Energie- und Wärmeeffizienz gab. Viele
dieser Altbauten erfüllen nicht einmal


Musterprojekt
in Hameln
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