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as muss Liebe sein. Was
sonst? Mit dünnen weißen
Stoffhandschuhen strei-
cheln die Alfa-Romeo-Mit-
arbeiter die Karosserie und
den feinen Lack, den ein
Roboter Schicht für Schicht
aufgetragen hat. Sie fahren sanft über
das in die Front eingelassene Emblem
mit dem roten Mailänder Kreuz und dem
Drachen Tarantasio, tasten die Motor-
haube ab, die Türen, Front- und Rück-
leuchten und spüren den Spaltmaßen
nach, obwohl die längst von sehr kom-
plexen Messgeräten und deren Sensoren
geprüft worden sind. Aber so ein auto-
mobiles Kunstwerk darf man nicht den
Algorithmen überlassen, das muss man
haptisch erleben. Und darum geht es bei
Alfa Romeo: Das ist mehr als ein Auto,
es ist ein Gefühl. Wenn auch manchmal
ein recht ambivalentes.
Jean-Philippe Imparato, der neue CEO
der legendären italienischen Marke, steht
am vierten und letzten Qualitätskontroll-
punkt der Fertigungsstraße im Stellantis-
Werk in Pomigliano d’Arco nahe Neapel.
Imparato, 55, trägt einen dunkelblauen
Anzug und dazu ein Lächeln, als er sei-
ne Leute dabei beobachtet, wie sie das
jüngste Mitglied der Familie pedantisch
prüfen. Nach fünf Jahren bringt Alfa
Romeo mit dem Tonale wieder ein neues
Neues Auto, neuer Chef – neue Hoffnung? Jean-Philippe Imparato hat schon Peugeot saniert,
jetzt will er Alfa Romeo aus dem Koma erwecken und zur globalen Premium-Marke machen
Der Traumfänger
TEXT VON MARKUS GÖTTING
WIRTSCHAFT
Die Game Changer
Der nach einem Alpenpass
benannte Alfa Romeo
Tonale soll Maßstäbe in
Qualität und Profit setzen.
Das verspricht Markenchef
Jean-Philippe Imparato