GELDMARKT
Heiße Sache
Bei Chipfirmen
wie Infineon
läuft die Ferti-
gung absehbar
noch länger auf
Hochtouren
Fotos: Frank Röth; Infineon
Börsenstars in der Boom-Branche
H
albleiter sind weltweit weiterhin
knapp. Erst stand wegen Coro-
na zeitweise die Produktion still.
Jetzt fehlt den Herstellern Neon, ein
Edelgas, das in großen Mengen in der
Ukraine hergestellt wird. Intel-Chef
Pat Gelsinger warnt deshalb bereits,
dass die Chipkrise kaum vor 2024 über-
wunden sein wird. Zuvor hatte der Kon-
zern noch mit einer Besserung der Lage
im kommenden Jahr gerechnet.
Gleichzeitig aber können die Chip-
konzerne aufgrund der hohen Nach-
frage Kostensteigerungen gut an ihre
Kunden weitergeben. Und längerfristig
steht die Branche ohnehin vor einer
goldenen Zukunft: Mit zunehmendem
technologischen Fortschritt steigt der
globale Umsatz der Halbleiterbranche.
1999 wurden mit Chips noch nur 149
Milliarden Dollar erwirtschaftet. 2021
dürften es schätzungsweise bereits
556 Milliarden bis fast 600 Milliarden
Dollar gewesen sein – Tendenz weiter
steigend.
Zu den Aktien, die auf den Kauflisten
der Analysten ganz oben stehen, gehö-
ren Infineon (ISIN: DE0006231004), der
niederländische Lithografie-Spezialist
ASML (ISIN: NL0010273215) sowie der
Chipanlagenbauer LAM Research aus
den USA (ISIN: US5128071082).
Halbleiter-Aktien
Deutscher Platzhirsch Infineon ist der einzige
inländische Chiphersteller mit Weltgeltung
Quelle: Finanzen100
Quelle: Finanzwoche
Pessimistische Anlageberater
D
ie professionellen Vermögensverwalter im
wichtigsten Kapitalmarkt der Welt, den USA,
sind gegenüber Aktien derzeit so negativ einge-
stellt wie zuletzt beim ersten Corona-Ausverkauf
2020 (Chart). Solch extremer Pessimismus führt
aber keineswegs automatisch zu Kursverlusten.
Er kann sogar als
Kontra-Indikator
gewertet werden.
Das heißt, die
Stimmung ist so
mies, dass sie sich
eigentlich nur noch
verbessern kann –
dann wird wieder
beherzt gekauft.
Börsenstimmung
D
iese Woche hat die
US-Währung gegen-
über dem Euro ein Fünf-
jahreshoch erreicht. Allein
auf Zwölfmonatssicht
hat der Dollar mehr
als 15 Prozent auf
gut 95 Eurocent
zugelegt. Das liegt
auch daran, dass
die US-Notenbank die
Inflation stärker bekämpft
als die EZB. Der „Green-
back“ wird somit seiner
Rolle als Krisenwährung
auch aktuell gerecht.
Deal der Woche
Starker Dollar
Die Finanz-Kolumne
von Georg Meck,
FOCUS-MONEY-
Chefredakteur
Die Nöte
einer Maklerin
Es lässt sich nur erahnen, welche
Schmerzen es Maklern bereitet, Sätze
wie den folgenden in ihre Tastatur zu
hämmern. „Wir können Ihnen das Objekt
nun zu einem reduzierten Kaufpreis
anbieten“, so schrieb uns diese Woche
eine Fachfrau von der Verkaufsfront. Mit
anderen Worten: Sie wird das Objekt
nicht so teuer los, wie sie es gerne hätte.
Die Preise für Immobilien sinken -
wann hat man das zuletzt erlebt?
Und das in München, Deutschlands
attraktivster und folglich teuerster
Stadt. Noch dazu im konkreten Fall
für den „Inbegriff des zeitgemäßen
Stadtlebens“, wie die Maklerin flötet,
„in traumhafter Lage“, das sowieso.
Vielleicht haben also doch jene
Experten recht, deren Prognosen vom
Ende des Immobilienbooms wir bislang
nur widerstrebend zur Kenntnis
genommen haben. Die Warnrufe aber
häufen sich. So hat die Deutsche Bank
gerade das Ende des Booms für das
Jahr 2024 ausgerufen, garniert mit
dem angedrohten „Risiko einer abrupten
Neubewertung im Häusermarkt“ im Falle
eines Zinsschocks. Manche sagen auch
Crash dazu, was gleich viel bedrohlicher
klingt. Gemeint ist: Drehen die Noten-
banken unter dem Eindruck zweistelliger
Inflationsraten die Zinsen schneller nach
oben als erwartet, könnte es über Nacht
haarig werden am Immobilienmarkt.
Die Kredite sind jetzt schon happig
teurer geworden, die Last wird immer
schwerer zu tragen. Das drückt die
Nachfrage mangels solventer Käufer,
zumal die Anleger mit steigenden Zinsen
Alternativen geboten bekommen.
Wie schrieb ein Börsenbrief unseres
Vertrauens? Immobilien verlieren an
Reiz. Aktien, Rohstoffe oder Gold sind
die bessere Idee. Wir bleiben wachsam.
Immobilien
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Inneon Technologies Euro
2010 12 14 16 18 20 2022
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60
2013 15 17 19 2021
Bullen minus Bären,
US-Anlageberater
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