56 yachtrevue.at • 7|17
REGATTA • RED BULL YOUTH AMERICA’S CUP
melte Wissen und das entstandene Momen-
tum für weitere Kampagnen mitnehmen; die
Teilnahme am Youth America’s Cup soll kei-
ne Eintagsiege bleiben. „Der Zug fährt
schnell und wir haben die letzte Chance auf
diesen Zug aufzuspringen“, erklärt Teamma-
nager Roland Regnemer. „Wenn wir beim
nächsten Youth AC mitmischen wollen, müs-
sen wir jetzt die Grundlagen dafür schaen,
dass der Abstand zur Konkurrenz nicht noch
größer wird.“ Es führe, so Regnemer, kein
Weg an der Teilnahme an einer Rennserie
auf foilenden Kats vorbei, etwa der Red Bull
Foiling Generation, die für Nachwuchsseg-
ler zwischen 16 und 20 Jahren ausgeschrie-
ben ist, oder der Extreme Sailing Series.
Dabei stehe eine schlanke Organisation
im Vordergrund, betont Regnemer. „Wir ha-
ben keine Shore Crew und kein eigenes
Boot. Das brauchen wir auch nicht, wir wol-
len die Ressourcen nicht binden, sondern
mit anderen Teams in einer Trainingsge-
meinschaft zusammenarbeiten.“ Das habe
im Vorfeld des Youth America’s Cup mit
dem spanischen Team, mit dem man ge-
meinsam auf GC32 in Palma trainierte, be-
reits gut funktioniert, weitere Kontakte
konnte man vor Ort in Bermuda knüpfen.
Die Zukunft der österreichischen Initia-
tive wird aber auch vom schnöden Mam-
mon abhängen. Haupt sponsor Dieter
Schneider, Begründer der Dating-App Can-
didate, hat sich bereits für eine längerfristi-
ge Perspektive ausgesprochen: „Wir wollen
eine Alternative zum olympischen Segel-
sport schaen und eine Plattform für ambi-
tionierte, junge Segler bieten.“ Für den Auf-
bau von nachhaltigen Strukturen braucht
es aber das Engagement von weiteren Spon-
soren. Denn auch bei den AC-Jugend-Teams,
so munkelt man, bewegen sich die Budgets
im unteren einstelligen Millionenbereich.
Man darf gespannt sein, wie es für die Pro-
tagonisten von Land Rover BAR Academy
weitergehen wird, schließlich gilt der Youth
America’s Cup als wichtigstes Sprungbrett
für den „echten“ Cup. Neun Segler, die 2013
am ersten Red Bull America’s Cup teil-
genommen hatten, sind mittlerweile in AC-
Teams integriert, darunter Peter Burling,
der 26-jährige Steuermann von Emirates
Team New Zealand.
Durchlässigkeit herrscht auch bei den
Briten: Neil Hunter, Bugmann im aktuel-
len Jugendteam, wurde auch als Grinder
beim A-Team engagiert und war mit 22
Jahren der jüngste AC-Segler überhaupt.
Schwierig dürfte der Aufstieg für Annabel
Vose werden, die als einzige Frau im
Finale des Youth-AC mitmischte – schließ-
lich gibt es derzeit gar keine Seglerinnen
im AC.
Vose, die als Taktikerin einen entschei-
denden Beitrag zum Erfolg von Land Rover
BAR Academy leistete, zeigte sich dennoch
optimistisch: „Die Teilnahme am Youth
America’s Cup ist eine große Chance und
eine Erfahrung, die mir in jedem Aspekt
meines Lebens weiterhilft.“ Ein Optimis-
mus, der nicht unbegründet scheint: Die
22-Jährige kann ein abgeschlossenes
Bootsdesign-Studium vorweisen, hat ihre
Abschlussarbeit über foilende Katamara-
ne geschrieben und verfügt damit über
eine Expertise, die von jedem AC-Team
hoch geschätzt werden sollte ...
Kleine Brötchen
Von den professionellen Rahmenbedingun-
gen, wie sie den Jugendmannschaften der
AC-Syndikate zur Verfügung stehen, kann
das heimische Candidate Sailing Team nur
träumen. Weniger als ein Jahr Vorlaufzeit,
kaum Gelegenheit auf foilenden Katamara-
nen zu segeln, erstes Training auf AC45F erst
in Bermuda – die Österreicher mussten sich
nach einer kurzen Decke strecken. Um die-
ses Manko auszugleichen, bewies man Kre-
ativität: „Wir haben auf einer Plane das
Cockpit eines AC45 1:1 gezeichnet und eine
Woche lang in Attersee Trockenübungen
gemacht“, plaudert der sportliche Berater
Pascal Weisang aus dem Nähkästchen.
Auch das Wetterglück war nicht auf der
Seite der jungen Österreicher. Von den vor-
gesehenen sieben Trainingstagen vor Ber-
muda konnte das Candidate Sailing Team
nur drei nutzen, auf die Leichtwindbedin-
gungen in den sechs Quali©kationsrennen
war man nicht vorbereitet. Angesichts die-
ser Umstände schlugen sich die Burschen
tapfer und zeigten vor allem beim ersten
Rennen, bei dem mehr Wind herrschte, mit
einem ausgezeichnetem Start und einem
zweiten Platz an der ersten Boje, was mög-
lich gewesen wäre. Mit dem schwindenden
Wind traten die De©zite im Bootshandling
aber immer deutlicher hervor und so ver-
passten die Österreicher den Finaleinzug
und damit das vorab deklarierte Ziel. Den-
noch will man weitermachen, das angesam-
Druckabfall. Die AC45F brauchen mehr Wind als die ACC-Kats um sich auf die Foils zu heben
„Wir müssen den Schwung,
der jetzt da ist, mitnehmen.
Wenn wir 2019 dabei sein wollen,
müssen wir im Herbst mit den
Vorbereitungen anfangen.“
Roland Regnemer, Manager des Candidate
Sailing Teams
FOTO: HARRY KH
RESULTATE
- Land Rover BAR Academy 50
- NZL Sailing Team 48
- Team Tilt (Schweiz) 42
- Artemis Youth Racing 37
- Team France Jeune 35
- Spanish Impulse Team 34
- SVB Team Germany 33
- Team BDA (Bermuda) 33
yare1707_AC Jugend.indd 56 22.06.17 15:37