Yachtrevue – Juli 2017

(Ron) #1

yachtrevue.at • 7|17 57


Yachtrevue: Was unterscheidet den Red Bull
Youth America’s Cup von allen bisherigen
Veranstaltungen, an denen ihr teilgenommen
habt?
Lukas Höllwerth: Die mediale Aufmerk-
samkeit ist eine ganz andere. Das hat man
sonst nirgendwo, dass während des Ren-
nens der Hubschrauber über dem Kurs
kreist. Neu sind für uns auch die Presse-
konferenzen. Es ist schon ein besonderes
Gefühl, auf der gleichen Bühne wie die
America’s-Cup-Skipper zu sitzen.

YR: Wie ist der Kontakt zu den anderen
Jugendteams?
Stefan Scharnagl: Sehr gut. Es ist nett,
dass wir hier im Race Village unseren
eigenen Bereich haben. Wir kennen ja
einige Segler von früher und auch von der
gemeinsamen Trainingswoche.

YR: Inwiefern habt ihr von der Teilnahme am
Youth America’s Cup pro tiert?
Scharnagl: Wir haben von jedem Segeltag
etwas mitgenommen und uns gesteigert.

Die anderen Teams, die bereits beim Youth
AC 2013 dabei waren, konnten sich drei
Jahre lang vorbereiten. Wir hatten eine kur-
ze Vorlaufzeit von einem Jahr und merken
natürlich, dass es bei gewissen Bedingun-
gen einen Rückstand gibt. Wenn der Wind
so leicht ist wie an unseren beiden Renn-
tagen, dann tun wir uns schwer. Es war
das erste Mal, dass wir mit dem AC45F bei
Wind unter sechs Knoten gesegelt sind. Wir
haben zwar schnell umgestellt, aber der
Fokus war trotzdem sehr im Boot und nicht
im Umfeld.
Höllwerth: Unser Training hat sich am
oberen Windlimit abgespielt und da sind
wir nach einer Eingewöhnungsphase ganz
gut mitgefahren, mit zweiten und dritten
Plätzen. Leider hatten wir nur drei Trai-
ningstage – die anderen sind auf die dop-
pelte Trainingszeit gekommen. Wir haben
aber bei ganz banalen Sachen dazu gelernt.
Man glaubt gar nicht, wie viel man beim
Winschau˜egen falsch machen kann.
Auch sonst war die Lernkurve steil. Beim
Setzen des Gennakers haben wir uns um

„Wenn man Kleinigkeiten richtig


macht, wird man sofort belohnt“


Bilanz. Interview mit Skipper Lukas Höllwerth (24) und Stefan Scharnagl (21)
vom Candidate Sailing Team

Aushängeschilder für Österreich. Dem Candidate Sailing Team mit Lukas Höllwerth, Raphael Hussl, Konstantin Kobale, Martin Neidhardt, Helmut Schulz,
Stefan Scharnagl, Matthäus Hofer und Maximilian Stelzl wurde in Bermuda eine große Bühne geboten

15 Sekunden verbessert. Auch in der Kom-
munikation gab es enorme Fortschritte.
Wir kommen alle aus olympischen Klassen
und plötzlich waren wir zu sechst auf
einem großen, schnellen und auch gefähr-
lichen Segelboot. Wenn man Kleinigkeiten
richtig macht, wird man sofort belohnt.
Aber wenn man etwas falsch macht ... Passt
eine Halse nicht ganz, liegt man gleich 250
Meter zurück.

YR: Wie geht es für das Candidate Sailing
Team weiter?
Höllwerth: Es gab von Beginn an das Ziel
eine längerfristige Perspektive zu schažen.
Alle wollen, dass es weiter läuft. Aber das
hängt natürlich auch von den Ÿnanziellen
Rahmenbedingungen und den Plänen des
Cup-Gewinners ab.
Scharnagl: Wir möchten das, was wir ge-
lernt haben, an andere weitergeben und
einschlägiges Know-how in Österreich auf-
bauen. In zwei Jahren wären die meisten
von uns noch jung genug, um wieder mit
dabei zu sein. ■

FOTOS: DAVID PICHLER / WWW.DAPIC.ROCKS

yare1707_AC Jugend.indd 57 22.06.17 15:37

Free download pdf