Modell Aviator August 2017

(sharon) #1

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sagen die drei Weight-Watchers zu mir? Zu schwer.
Also musste ich einem Sandwich weichen, aufwändig
in einer Holzform laminiert und zuvor nach der FEM-
Methode berechnet. Als Belastung für den Landestoß
wurden 3 G angenommen, was einer Belastung von
75 kg beziehungsweise zirka 750 Newton (N) für
beide Fahrwerksschenkel bedeutet. Als Material für
die Oberfläche kam bewusst GFK und kein CFK zum
Einsatz, da Fahrwerke aus Kohle wesentlich steifer
sind und die Modelle beim Landen dadurch eher zum
Springen neigen. Glasfaser steht da im Vergleich mit
einer besseren Federwirkung da. Während die benö-
tigte Anzahl an Gewebelagen mit der FEM-Methode
unter Berücksichtigung der Schalenstärke noch gut
berechnet werden konnte, hielt sich der Kern aus
Airex-75 noch etwas bedeckt. Also ran an die Werk-
bank und ein „Versucherle“ bauen.

Aus gefrästen Sperrholzplatten entstand eine
Negativform, in der das Laminat nebst Airex-Kern
eingelegt werden konnte. Der erste Belastungstest
mit einer Lage 80er-Glasgewebe und 10 Stück
2400 TEX Glasrovings auf der Oberseite und 8
Rovings auf die Unterseite – wegen den unterschied-
lichen Belastungen auf der Ober- und Unterseite


  • waren ernüchternd. Schon bei 150 N knickte der
    Stützstoff am gebogenen Übergang ein. Und wenn
    die Schale erst einmal eine Beule hat, dann kommt
    schnell der Bruch, da kennt die Statik so gar keine
    Gnade. Ein festerer Stützstoff und zwei zusätzliche
    Lagen Glasgewebe mussten her. Das Resultat aus
    10-mm-Balsa-Stirnholz als Stützstoff und drei Lagen
    80-g/dm²-Glasgewebe hielt einer Belastung von
    400 N stand – bei nur 175 Gramm Eigengewicht.


Clever statt Kohle
Die Auslegung der Bauteile für ein Modell dieser Grö-
ßenordnung darf kaum noch nach „Gefühl“ erfolgen.
Zugegeben, statische Berechnungen sind komplex,
aber wenn man die Grenzen des Machbaren auslotet
und nicht mit einem flauen Gefühl in der Magenge-
gend fliegen möchte, dann führt kein Weg daran vor-
bei. Der Taschenrechner war also ständiger Begleiter,
ebenso wie ein wachsames Auge auf das Budget. Es
ist nur zu leicht, bei einem solchen Projekt unnötig viel
Geld für Kohle(faser) zu verbrennen. Die Idee war da-
her, mit Materialen leicht zu bauen, die in der Summe
das Budget nicht explodieren lassen. Styrofoam und
Holz im Verbund, das waren die Wunschkandidaten.

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Der zweite Versuch
mit Balsa-Stirnholz als
Stützstoff, zwei Lagen
80er-Glasgewebe und 10
beziehungsweise 8 Glas-
Rovings. Gewicht zirka
175 Gramm inklusive
Alu- Einlegeteil für die
Aufnahme der Achse.
Erst bei 75 Millimeter
Verformung und etwa
40 Kilogramm Belastung
versagten die Rovings
auf der Druckseite (1)

Durch solche
Drucktests wurde
besonders die Neigung
zum Ausknicken
des 100 mm langen
Probestabs geprüft.
Bis zum Bruch wurden
20 × 20-Millimeter-
Styrofoamträger
mit verschiedenen
Beplankungen getestet.
Gewonnen hat für
diesen Anwendungsfall
1,5-Millimeter-Balsa (2)

Die Styroträger
mussten sich auch
dieser Drei-Punkt-
Biegeprüfung mit
einer Stützweite
von 300 Millimeter
unterziehen (3)

Spannweite 5.010 mm
Rumpflänge 3.480 mm
Höhe 1.080 mm
Flächenbelastung 58 g/dm²
Fluggeschwindigkeit min. 36 km/h
Empfangsanlage ACT Duett 20 Kanal
Servos 14 Stück
Propeller 36 × 24 Zoll (920 × 610 mm)
Motor Torcman NT765-30
Regler YGE 160-HV
Akku 14s2p-LiPo 30C, 5.800 mAh
(gesamt 11.600 mAh)
Strom max. 125 A
Getriebe 2,33:1 Zahnriemen, Eigenbau
Flugzeit 25 Minuten (solo, 80% der
Akku-Kapazität)
Schlepps 25-kg-Segler 4 × auf
300 m Ausklinkhöhe

Technische Daten


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