Modell Aviator August 2017

(sharon) #1

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Bei jedem Absturz oder einer deutlichen
Beschädigung des Modells gilt, erstmal die
Ruhe bewahren. Nicht sofort zur Unglücks-
stelle stürmen, wenn noch Betrieb auf dem
Platz herrscht, sondern dann Rückspra-
che mit anderen Piloten halten. Danach
sammeln wir wirklich alle (!) Teile des
Flugzeugs fein säuberlich ein. Zum einen
verhindert dies, dass zum Beispiel Flug-
zeugteile in die Nahrungskette von Tieren
gelangen. Zum anderen verhindern wir
dadurch auch eine dauerhafte Verunreini-
gung des Bodens und des Grundwassers.
Es wäre nicht das erste Mal, dass man erst
beim Einräumen am Auto feststellt, dass
beim Absturz der Akku oder Empfänger
mit herausgeschleudert wurden. Diese
Teile dann später an der vermeintlichen
Absturzstelle wieder zu finden, kann im
Nachhinein zu einer sehr langwierigen
Aufgabe ausarten. Nicht zuletzt vereinfacht
es aber auch sehr oft die Reparatur, wenn
man alle Puzzleteile beisammen hat.


Die Analyse
Zu Hause werden die Teile dann erst
einmal gesichtet und falls notwendig, vom
Schmutz befreit. Im nächsten Schritt gilt es,
eine Bestandsaufnahme zu machen und
festzustellen: Welche Teile sind unbeschä-
digt, welche sind stärker beschädigt oder
gar hoffnungslos demoliert. Besonders bei
heftigeren Abstürzen sind gerade die nicht
offensichtlich beschädigten Teile sehr genau
zu inspizieren. Sehr oft lösen sich bei derlei
Krafteinwirkungen zum Beispiel im Rumpf
verklebte Servobretter oder andere Spanten
und dies fällt dann erst auf, wenn das Flug-
zeug nach der Reparatur wieder geflogen
wird. Durch so einen Fehler ist der nächste
Absturz dann leider vorprogrammiert.


Bei der überaus harten Landung
wurden beide Tragflächen stark in
Mitleidenschaft gezogen. Die Flügel
sind komplett durchgebrochen (1)


1 2

Im Fall unserer Alpina waren beide Tragflächen durchgebrochen, einmal dort, wo der
Holm endet und auf der anderen Seite noch etwas weiter außen. Der Rumpf war soweit in-
takt, lediglich im Gelcoat im Bereich des Leitwerksträgers hatten sich ein paar Haar-Risse
gebildet, die Stabilität war jedoch gegeben. Die Leitwerke waren ebenfalls intakt. Die RC-
Komponenten werden ebenfalls geprüft, bei den Servos sollten besonders die Getriebe
auf etwaige „Zahnrad-Karies“ untersucht werden.

Die Vorarbeiten
Da von der Tragfläche keine Negativ-Styrokerne existieren, müssen wir uns eine Art Hel-
ling bauen, um die beiden Flächenstücke in korrekter Flucht miteinander zu verkleben.
Ein gerades Baubrett dient als Auflage. Um die Tragflächengeometrie exakt nachzubilden,
wurden die Flächenteile an Nasenleiste und Endleiste mit am Baubrett verschraubten
Aluwinkeln entsprechend ausgerichtet.

Steht die Helling, so wird im nächsten Schritt die Bügelfolie entfernt. Wir haben uns
entschieden, die Tragflächen auf beiden Seiten ab dem Übergang von den Wölbklappen
zu den Querrudern neu zu folieren. Wer nur einen einseitigen Bruch zu richten hat, der
kann natürlich auch nur großzügig das Stück Folie um die Bruchkante herum entfernen
und später ein Folienstück ansetzen. Wer es perfekt mag, der zieht die Folie am ganzen
Trag flügel ab und bügelt komplett neu.

Wenn die Tragfläche, wie in unserem Fall, schon vor längerer Zeit aufgebracht wurde,
dann passiert beim Ablösen der Folie folgendes: Die klare Schicht der Folie lässt sich re-
lativ gut und großflächig abziehen, jedoch verbleibt die Farb- und Kleberschicht auf dem
Furnier. Diese Schichten müssen mühsam abgekratzt werden, da sie sich nicht mehr als
zusammenhängende Flächen entfernen lassen. Löst man die Folie jedoch an einer Ecke
etwas an und erwärmt dann den zu entfernenden Bereich vorsichtig mit dem Heißluft-
Föhn, dann gelingt es, relativ große Folienteile mit beiden Schichten abzuziehen. Der Rest
muss dann leider in mühsamer Kleinarbeit entfernt werden.

Aus zwei mach eins!
Sind die gebrochenen Bereiche von der Folie befreit, wird die Bruchkante genauer unter die
Lupe genommen und gegebenenfalls von schräg stehenden Furnierstücken befreit. Das Ziel
ist, die beiden Bruchstücke wieder 1:1 zusammenzusetzen. Haben wir das geschafft, bereiten

Praxistipp
Um das Tragflächenfurnier nicht zu beschädigen sollte man übrigens die Folie nicht mit einem Cuttermesser an-
beziehungsweise abschneiden. Man würde dabei unweigerlich auch das Holzfurnier anritzen und dadurch schwächen.
Denn diese Ritze wirkt wie eine Abbruchkante, an dem das Teil früher oder später bei schon kleinster Belastung abscheren
wird. Viel besser ist es, an der Schneidekante entlang ein Stahllineal zu legen und die Folie mittels Lötkolben abzutrennen.

Nach dem Entfernen der Folie
werden die Tragflächenstücke
mit Hilfe von Aluwinkeln
aneinander gesetzt (2)

In dieser Helling werden die
Tragflächen im ersten Schritt nur
stumpf aneinander geklebt, um
sicherzustellen, dass die Geometrie
und der Anstellwinkel exakt passen (3)

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