Modell Aviator August 2017

(sharon) #1

58 08/2017


Technik | Workshop (www.modell-aviator.de)
Tragflächen reparieren

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wir die Verklebung der beiden Teile vor. Dazu werden
alle relevanten Bereiche der Helling mit Trennmittel
geschützt, dann wird Langzeitharz angerührt und mit
Baumwollflocken auf die Konsistenz von Joghurt ein-
gedickt. Nun werden die Bruchflächen beidseitig mit
dem Harzgemisch bestrichen und zusammengepresst.
Überquellendes Harz wird sofort entfernt und danach
kommt die Tragfläche in unsere Helling. Ein Streifen
Klebeband zieht die Flächenteile zusammen und
Gewichte sorgen dafür, dass die Teile 24 Stunden lang
bis zur Aushärtung in ihrer Position verbleiben.

Verstärkende Maßnahmen
Mit dieser ersten Klebung wird nur die korrekte Aus-
richtung der Einzelteile zueinander sichergestellt.
Damit die Tragfläche aber später den Belastungen
im Flug standhält, ist sie zusätzlich zu verstärken.
Je nachdem wo der Bruch entstanden ist, muss ein
mehr oder weniger kräftiger Hilfsholm integriert
werden. Diese Hilfsholme bestehen aus Sperrholz,
welches hochkant in die Tragfläche eingebaut wird.
Da die Belastung der Tragfläche von der Wurzel-
rippe nach außen hin abnimmt, muss auch der
Holm entsprechend der Lage des Bruchs ausgelegt
werden. In unserem Fall haben wir Sperrholz mit
2,5 Millimeter (mm) Dicke verwendet, weil die Flä-
chenbrüche relativ weit außen am Flügel liegen. Im
Bereich der Wurzelrippe dürfen es auch Holme mit
5 bis 6 mm Dicke sein. Für diese Verstärkung sollte
nur mehrfachverleimtes, hochwertiges Sperrholz
zum Einsatz kommen. Ebenfalls wichtig ist die
Länge des Holms. Diese sollte pro Seite zirka 100 bis
150 mm, im Bereich der Wurzel auch gerne 200 mm,
über die Bruchstelle hinausgehen.

Sobald die Hilfsholme bereit liegen, können wir in
die Tragflächen von der Unterseite her entspre-
chende Schlitze einarbeiten. Die beste Position in
Bezug auf die Profiltiefe her ist der Bereich, an dem
das Profil am dicksten ist. Ebenfalls wichtig ist es,
dass die Aussparungen bis zur oberen Beplankung
reichen, es darf kein Styropor mehr dazwischen
sein, um eine optimale Krafteinleitung sicherzustel-
len. Die Schlitze sollten einerseits nicht zu groß sein,
andererseits sollten sich die Holme ohne Spannung
einschieben lassen. Die Höhe der Holme passt man
am besten erst an, nachdem Länge und Breite pas-
sen. Jetzt wird wieder eingedicktes Harz angerührt
und die Aussparung im Flügel damit großzügig aus-
gestrichen, ebenso werden die Holme mit Harz be-
netzt, sodass eine vollflächige Verklebung gewähr-
leistet wird. Nun werden die Holmstummel in die
Aussparungen eingeschoben und heraustretendes
Harz entfernt. Wer die Holmhöhen gut eingepasst
hat, kann im selben Arbeitsgang auch gleich den
Bereich des Bruchs und der Hilfsholme mit einem
großflächigen Stück Glasgewebe verstärkten. Je
nach Lage der Bruchstelle kommen hier Gewebe mit
Flächengewichten von 45 bis 80 Gramm pro Quad-
ratmeter (g/m²) zum Einsatz; in unserem Fall reicht
ein dünnes Gewebe aus. Nach einer weiteren Nacht
der Durchtrocknung wird die Flügeloberseite im Be-
reich der Bruchstelle nochmal sauber verschliffen
und ebenfalls mit einem Gewebe verstärkt.

Für die Schönheit
Die Festigkeit der Tragfläche ist nun wieder herge-
stellt, jetzt geht es darum, den Bruch auch optisch
(nahezu) ungeschehen zu machen. Zu diesem
Zweck wird der mit Gewebe verstärkte Bereich glatt
geschliffen, sodass die Gewebestruktur nicht mehr
sichtbar ist. Dann wird der Übergang zwischen

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4
Als verstärkende
Maßnahme erhält
jede Tragflächen
zwei Holme aus
mehrfach verleimtem
Sperrholz (4)

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Die Holme werden
mit eingedicktem
Harz von unten
in den Flügel
eingeklebt, darüber
kommt ein Lage
Glasgewebe (5)

6
Nun werden die
Übergänge von Furnier
zu Gewebe und andere
Unebenheiten mit
Zweikomponenten-
Spachtel egalisiert (6)

Die meiste Spachtel-
menge wird wieder
weggeschliffen.
Der Vorgang des
Spachtelns und
Schleifens ist solange
zu wiederholen, bis
die Tragfläche wieder
eine perfekt glatte
Oberfläche besitzt (7)
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