Fliegermagazin Juli 2017

(avery) #1
Für jeden was dabei: Die Piloten können sich für
eine von drei unterschiedlich anspruchsvollen
Kategorien entscheiden

Wie wenig der Kunstflug alter Flugzeuge
mit aktuellen Aerobatic-Wettbewerben zu
tun hat, wird beim Vergleich der eingesetz-
ten Muster deutlich. Beispiel Stampe SV.4:
Der Doppeldecker aus den vierziger Jahren,
mit dem in Stauning gleich vier gemelde-
te Piloten kommen, ist mit höchstens 140
PS motorisiert. Die Extra 300, heute Maß-
stab in der Unlimited-Kunstflugklasse, hat
einen 316-PS-Sechszylinder und ist mit ei-
ner Vne von 220 Knoten mehr als doppelt
so schnell.
Dynamik und hohe, womöglich so-
gar negative g-Kräfte aktueller Kunst-
flugprogramme sind den Oldtimer-
Piloten fremd: Die drei Kategorien,
zwischen denen die Teilnehmer in Stau-
ning wählen können, beinhalten aus-
nahmslos weiche, harmonische Figuren.
Neulingen im Kunstfluggeschäft, die mit
der Aresti-Schreibweise nicht vertraut sind,
erklärt Søren Dolriis deshalb: »Ecken sind
nicht als rechtwinklig zu verstehen, und ge-
punktete Linien, die wie ein Looping ausse-
hen, sind nur horizontale Umkehrkurven.«
Vor den Wettbewerb haben die Veran-
stalter »Teaching the Tricks« gesetzt. Ein
Programmpunkt, ganz im Geist der Vin-

tage Aerobatic World Championship: Pilo-
ten geben sich gegenseitig Tipps, wie man
eleganter oder präziser durchs Programm
kommt. Wer Lust hat mitzumachen: An-
meldungen sind noch möglich unter
http://www.vintageaerobatic.com

JosÉ Luis Aresti Aguirre
Aresti-KAtA-
Log heißt die Samm-
lung der Kunstflugfi-
guren, die der Spanier
(1917–2003) erstellte
und für die er eigens
eine Symbol-Kurzschrift
erfand. Seit 1961 setzt
sie den Standard bei
den Figurennamen sowie
deren grafischer Darstel-
lung, der Schwierigkeitsbewertung und ihrer Einteilung
in verschiedene Familien. 1988 kam es zum Rechtestreit
zwischen dem internationalen Luftsportverband FAI und
Aresti. Der Verband benutzte das Werk fortan nur noch
unter dem Namen »FAI-Katalog«. Erst 2005 einigte er sich
mit den Erben der Kunstflug-Legende, sodass nun wieder
der Name des Erfinders auftaucht.

Mensch & MAschine


ganisator und Wettbewerbsgründer Søren
Dolriis. Die Vintage Aerobatic World Cham-
pionship ist eben etwas ganz Besonderes:
weniger verbissener Wettkampf als soziales
Miteinander, bei dem Gleichgesinnte ihrer
Leidenschaft nachgehen.

1 | Rolling the Circle: Das anspruchsvollste der
drei Programme besteht aus Trudeln, einer umge-
drehten halben Kubanischen Acht, Goldfisch mit
Viertelrolle im Abwärtssegment, Turn mit Viertel-
rolle, 270 Grad Rollenkreis und Vier-Zeiten-Rolle.
2 | Dancing the Cloverleaf: 45 Grad Sinkflug, halbe
Kubanische Acht, Kleeblatt bestehend aus vier
Loopings mit vier Viertelrollen, Turn, langsame
Rolle. Das Kleeblatt ist eine Figur in alle Him-
melsrichtungen, hier gilt es besonders, nicht die
Orientierung zu verlieren
3 | Looping the Loop: Das Einsteigerprogramm für
Piloten mit wenig Kunstflugerfahrung. Es kommt
ohne Rollen aus und besteht aus 45 Grad Sinkflug,
einem Wingover, Looping, einer Fassrolle und
einer horizontalen 180-Grad-Kurve

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26 http://www.fliegermagazin.de #7.2017
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