Fliegermagazin Juli 2017

(avery) #1

strom für mobile geräte


Power für


unterwegs


Nicht einmal für einen einzigen Flug reicht manchmal
die Akkuladung eines Tablet-PC mit Navigations-App.
Bei dessen Stromversorgung kommt es auf Details an

TexT Thomas Borchert
FoTos Christof Brenner

K

aum zu glauben, dass es noch
in den siebziger Jahren völlig
normal war, in einem Klein-
flugzeug mit seiner sensiblen
Avionik zu rauchen. Aber das
ist tatsächlich der Grund, dass sich in vie-
len älteren Maschinen nicht nur Aschenbe-
cher, sondern vor allem Zigarettenanzün-
der finden. Deren Steckdosen-Norm hat
bis in moderne Zeiten überlebt – als Strom-
quelle für portable Elektronik, die der Pilot
zu seiner Unterstützung mitbringt.
So haben tragbare GPS-Navis meist ein
Zigarettenanzünder-Ladekabel. Mit dem
Trend zur Navigation per Tablet-PC voll-
zieht sich allerdings ein Wandel: zum USB-
Anschluss, mit dem iPad & Co. geladen wer-
den. Manche Neuflugzeuge werden folglich
bereits mit USB-Steckern ausgestattet; auch
eine Nachrüstung ist dank neuer Vorschrif-
ten (siehe Seite 34) relativ einfach möglich.
Ist das Flugzeug mit einer funktionie-
renden Zigarettenanzünderdose ausge-
stattet, können Piloten aus einer Fülle von
USB-Adaptern im Elektronikhandel wählen.
Doch dabei gibt es einige Stolperfallen.
Die erste: Hat das Flugzeug eine Bord-
spannung von 24/28 Volt, kann diese auch
an der Dose anliegen. Dann sind 12/14-Volt-
Adapter aus dem Kfz-Bedarf ungeeignet.
Vielseitigere Geräte vertragen eine Ein-
gangsspannung zwischen 12 und 35 Volt –

sparmöglichkeiten

Werden Tablet-PC oder Smartphone benutzt, können sie
nur den Teil des von außen zugeführten Stroms zum Aufla-
den des Akkus verwenden, der übrig bleibt, wenn der lau-
fende Betrieb abgedeckt ist. Je weniger dieser verbraucht,
umso mehr bleibt übrig. Und: Je mehr die Ladevorrichtung
liefern kann (bis zum erlaubten Maximum), umso mehr
steht insgesamt zur Verfügung. Es lohnt sich also, Strom
zu sparen – auch, weil das Gerät dann weniger heiß und
eine Notabschaltung wegen Überhitzung unwahrscheinli-
cher wird. Die wichtigsten Möglichkeiten: Mobilfunkteil,
WLAN und Bluetooth abschalten, wenn sie nicht gebraucht
werden. Ein externes GPS, per Bluetooth verbunden,
belastet das Gerät weniger als das eingebaute. Unbenutzte
Apps stoppen, die Helligkeit des Displays senken.

sie wird für den USB-Anschluss in jedem
Fall auf 5 Volt heruntergeregelt.
Viele Piloten kennen das Problem: Das
iPad hängt am USB-Adapter, verliert aber
im Betrieb mit der Navigations-App trotz-
dem langsam an Ladung. Ursache ist, dass
der Adapter einen zu geringen Ladestrom
liefert. iPads mit Retina-Display können
mit bis zu 2,4 Ampere Ladestrom versorgt
werden – liefert der Adapter weniger, wird
bei hohem Stromverbrauch (siehe Kas-
ten) der eingebaute Akku leergesaugt. Ein
iPhone gönnt sich dagegen nicht mehr als
1 Ampere – viele Adapter sind auf diesen
Wert ausgelegt. Die Werte für Tablet-PC und
Smartphones anderer Hersteller können in
den Datenblättern nachgeschlagen werden.

Störpotenzial
Praxisgerecht sind USB-Adapter mit min-
destens zwei Anschlüssen, die beide 2,4
Ampere liefern können. Allerdings: Irgend-
wann kommt auch die im Flugzeug verbau-
te Steckdose an ihre Grenzen. Mit wie viel
Ampere sie abgesichert ist, verrät das Hand-
buch des Flugzeugs – von 5 bis 10 Ampere
reichen übliche Werte. Der niedrigere wäre
mit zwei Retina-iPads an je einer 2,4-Am-
pere-Steckdose schon erreicht. Im elektri-
schen Schaltplan steht auch, ob die Dose ei-
ne separate Sicherung hat oder mit anderen
Bordgeräten elektrisch zusammenhängt.
Die würden auch ausfallen, wenn die Siche-
rung wegen Überlastung auslöst.
Alles andere als unwahrscheinlich ist
leider, dass ein USB-Adapter den Sprech-

funk an Bord stört. Öffnet im Sprechfunk-
gerät aus unerklärlichen Gründen der
Squelch, sodass immer wieder nerviges
Rauschen auf der Frequenz ertönt, ist der
Adapter eine mögliche Ursache. Dies kann
frequenzabhängig sein, also zum Beispiel
nur auf niedrigeren Frequenzen passieren.
Ob ein Gerät Probleme macht, hängt auch
vom Flugzeug ab und ist schwer vorher-

special a vionik


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