Fliegermagazin Juli 2017

(avery) #1
Operation gelungen: Nach dem Einbau mikromechanischer Fluglageinstrumente im Aspen Evolution
EFD1000 (links) sind die vakuumgetriebenen Kreiselinstrumente, ein Künstlicher Horizont und ein HSI,
nicht entsorgt worden, sondern auf die rechte Seite des Panels gewandert – Back-up auf hohem Niveau

Gib mir ein a! Die winzigen MEMS-Gyros in Form einer Stimmgabel werden in Vibration in einer Ebene
versetzt (links). Dreht man sie um die Drehachse, beginnen sie auch in der senkrecht dazu stehenden
Ebene zu schwingen (rechts). Aus der Messung dieser Schwingung, die durch die Coriolis-Kraft entsteht,
lässt sich die Drehbewegung ableiten und dann im Cockpit anzeigen. Fluglagesensoren haben für alle drei
Raumachsen mindestens zwei Sensoren: Einer misst die Drehrate, der andere die Beschleunigung

Moderne Kunst: ein MEMS-Gyroskop-Chip unter
dem Mikroskop. Im Zentrum sind acht Stimmga-
belähnliche Gyroskope zu erkennen Die Sensoren
sind so fein wie ein menschliches Haar und arbei-
ten praktisch verschleißfrei

Fotos: techInsIghts Inc, AlphA

Bet

A, AvIonIk s

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ne unkontrollierte Fluglage bringt. Je nach
System fällt dieser ohne die vorhandene Re-
ferenz des Künstlichen Horizonts und des
Kurskreisels auch aus. Erste Priorität hat
dann, die Fluglage mittels Wendezeiger und
Höhenmesser zu stabilisieren.
Wesentlich zuverlässiger und langfris-
tig auch günstiger ist eine neue Gyroskop-
Technologie, die Glascockpits und digita-
le Kreiselinstrumente für die Allgemeine

Luftfahrt überhaupt erst möglich gemacht
hat (siehe Seite 32). Verwendet werden da-
rin Dreh- und Beschleunigungssensoren,
die Micro Electrical Mechanical Systems
(MEMS) sind: Winzige Bauteile, die wie
Computerchips aufgebaut sind. Dort gibt es
keine anfällige Rotation von Massen, son-
dern nur winzige Vibrationen von Elemen-
ten, die so fein sind wie ein menschliches
Haar. Massenhafte und daher preissenken-

Praxis | Technik


de Verbreitung haben die Sensoren in den
Assistenz-Systemen moderner Autos ge-
funden, etwa bei Stabilitätsprogrammen
oder Auslösern von Airbags.

Verschleißfrei und billig
Äußerlich ähneln die MEMS-Gyroskope ei-
nem Computerchip, kaum größer als ein
Fingernagel. Im Inneren befinden sich vi-
brierende Elemente, die Stimmgabeln äh-
neln. Sie werden im Megahertz-Bereich
in Schwingung versetzt. Im Gegensatz zu
einem Massekreisel, der durch seine Träg-
heit im Raum nicht der Bewegung des Flug-
zeugs folgt, sind MEMS-Gyros fest mit dem
Flugzeug verbunden und messen dessen
Drehung: Ihre Schwingung verändert sich
durch die so genannte Coriolis-Kraft.
Pro Raumachse kommen jeweils zwei
MEMS-Sensoren zum Einsatz, die Drehrate
und Beschleunigung messen – so können
Fehler minimiert werden. Auch GPS-Daten
werden herangezogen, ebenso ein Magne-
tometer. Das komplette Bauelement, der
Attitude and Heading Reference Sensor,
kurz AHRS, liefert alle Daten für die Darstel-
lung von Künstlichem Horizont, Kurskrei-
sel und Wendezeiger samt Libelle in einem
digitalen Display.
Die Vorteile dieser Technologie sind
klar: MEMS arbeiten praktisch verschleiß-
frei; dank Massenproduktion kosten sie
nicht viel; die Ausfallsicherheit ist viel hö-
her als bei einem Vakuumsystem. Selbst
gegen Kunstflug und Tumbling sind sie
immun.

a)

b)

Dreh-
Achse

68 http://www.fliegermagazin.de #7.2017
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