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Teil des Ensembles keine Verwendung hat-
te. In der Folge verfielen die Immobilien.
Ab 1981 dachte man sogar über den Abriss
nach, bis sich der eigens gegründete Verein
zur Erhaltung der historischen Flugwerft
Oberschleißheim (»Werftverein«) dagegen-
stellte. Als dann das Deutsche Museum eine
Außenstelle ins Spiel brachte, um Teile sei-
ner stetig wachsenden Luft- und Raumfahrt-
sammlung unterbringen zu können, wurde
der Erhalt immer wahrscheinlicher. Der
bayerische Ministerpräsident und begeis-
terte Flieger Franz Josef Strauß machte sich
fortan persönlich für die Flugwerft stark.
Ab 1986 begannen die Arbeiten, etwa 50
Millionen Mark wurden verbaut. Am 12.
September 1992 war die Eröffnung, allein
an den beiden ersten Tagen kamen 40 000
Besucher.
Bis heute zählt man mehr als drei Milli-
onen, über 70 Flugobjekte aller Art werden
auf rund 6 500 Quadratmetern präsentiert.
Einzigartig sind etwa die komplett versam-
melten deutschen Senkrechtstarter von der
VJ 101 (derzeit noch in der Gläsernen Werk-
statt) über die Do 31 bis zur VAK 191 B. Fast
noch einen warmen Motor hat das einzi-
ge Exemplar des Faserverbund-Viersitzers
LFU 205, das nach knapp 50 Jahren Einsatz,
zuletzt beim Deutschen Zentrum für Luft-
und Raumfahrt (DLR), am 22. Juni seine letz-
te Landung vor der Flugwerft absolvierte.
A
us Besuchersicht profitiert die
Außenstelle des Deutschen Mu-
seums derzeit davon, dass auf der
Museumsinsel in der City die
»Neue Luft- und Raumfahrthalle« wegen
Umbaus und Neugestaltung noch bis Ende
2019 geschlossen ist. So kommt in Ober-
schleißheim die ganze Vielfalt der Samm-
lung zur Geltung (nur die Luftfahrt bis 1918
kann mit Einschränkungen weiter auf der
Museumsinsel besichtigt werden).
Vorübergehend zeigt die Flug-
werft auch besondere Schätze wie
Bf 109, Me 163 und 262.
Gleichermaßen vielfältig wie
attraktiv war das Programm des
Jubiläums-Fly-ins: Fachvorträge,
thematische Flugplatzwande-
rungen zur Geschichte von ED-
NX, eine fachkundige »Science
Show«, die beiden Finalistinnen
des Trainee-Programms »Die erste Deut-
sche im All«, ein Krankorb, aus dem man
in 55 Metern Höhe eine spektakuläre Aus-
sicht auf das architektonisch korrespondie-
rende Ensemble aus Flugwerft und Schloss
hatte, Fallschirmspringer, Rundflüge mit
Ju 52 und An-2, dazu über 50 historische
und aktuelle Leichtflugzeuge. Einen ganz
besonderen Überblick bot die Evolution
des Klemm-Flugzeugbaus – von eben jener
BMW-motorisierten Klemm L 25 a VI aus
dem Jahr 1927 über L 35, Kl 107 und deren
Nachfolger Bölkow Bo 207 zur Bo 208 Juni-
or, Bo 209 Monsun und zum Hubschrauber
Bo 105, abgerundet vom erwähnten Neuzu-
gang LFU 205, der mal als Bo 205 begonnen
wurde.
Das Lufttransportgeschwader 61 aus
Penzing, das noch 2017 im 60. Jahr seines
Bestehens aufgelöst werden soll, präsentier-
te die C-160 Transall »51+01« mit dem Gem-
sen-Wappen am Leitwerk. Dieses Flugzeug
hat es Museumsdirektor Wolfgang F. Heckl
offenbar besonders angetan, denn ange-
sichts der langen Schlangen interessierter
Transall-Fans sagte er auf offener Bühne ge-
genüber dem Piloten: »Die will ich haben!«
Die Maschine solle in der Region bleiben
und nicht an »irgendein Museum« gehen
oder gar verschrottet werden. Eine beson-
dere Besucherattraktion in Oberschleiß-
heim wäre eine Transall allemal!
1 | Besuchermagnet: C-160 Transall »51+01« aus
Penzing – bald ein Teil der Flugwerft-Sammlung?
2 | Altes und Aktuelles: Über 50 Leichtflugzeuge
kamen zum Fly-in nach Oberschleißheim
3 | Offene Schatzkammer: Segel- und Motorflug-
zeuge, Hubschrauber, Senkrechtstarter ...
4 | Historischer Platz: In den zwanziger und
dreißiger Jahren wurde hier auf U-12 geschult
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Foto: Deutsches MuseuM
http://www.fliegermagazin.de #9.2017 31