2017-09-21 Fliegermagazin

(Tina Meador) #1
konnte. Geholfen haben ihm Studieren-
de der Fachhochschule Aachen, sein Sohn
Björn ist einer von ihnen. Im Rahmen von
Abschlussarbeiten im Studiengang Luft-
und Raumfahrttechnik berechneten sie
Motorträger. Drei der Jungs arbeiten mitt-
lerweile halbtags für Ultralight Concept,
zwei haben schon eine Pilotenlizenz, die
anderen denken über die Ausbildung nach.
Fliegen, was man selbst mitentwickelt hat:
eine Traumkombination.
Wie wendig sie ist ...! Als wir an diesem
heißen Sommertag östlich von Aachen
durch die Luft schlendern, bin ich von der
Ruderwirkung beeindruckt. Vier Querru-

der – da geht was. Auch Höhen- und Sei-
tenruder sind ordentlich bemessen, mit
Leichtigkeit hebeln sie das Flugzeug in die
gewünschte Lage, die Massen sind ja viel
kleiner als beim Original. Der Geschwindig-
keitsunterschied ist gar nicht so groß, ob-
wohl unser Motor nur 80 PS hat, 50 bis 65
weniger als einst. Bei einer Reiseflugdreh-
zahl von 4700 rpm lese ich 130 km/h ab.
Gibt man Vollgas, kommt der Rotax 912 auf
5300 rpm und die UL-Stampe auf 145 km/h.
Konzeptbedingt ist der Geschwindigkeits-
bereich freilich klein – mit 75 km/h haben
wir abgehoben, mit 80 sind wir am besten
gestiegen, und für den Landeanflug steht
»90« auf meinem Kniebrett.
Dabei fliegt die Maschine
auch noch unter 65 km/h. Als
ich beim Stallversuch immer
weiter ziehe, wird sie unru-
hig, durch Schütteln bekun-
det sie ihren Missmut zu flie-
gen, schließlich senkt sie die
Nase, ganz langsam, leich-
tes Abkippen nach rechts –
Knüppel neutral, Fahrt auf-
holen, und alles ist gut.
Bloß die Drehzahl nicht.
Die ganze Zeit will ich das
Gas zurücknehmen, muss

mir aber immer wieder sagen: Das ist nor-
mal bei einem Getriebemotor, die sind so.
Akustisch passt der Rotax zu einem Oldti-
mer, wie ein Superbike-Vierzylinder zu ei-
nem Chopper. Mit Direktantrieb würde der
Sound stimmen. So aber sehe ich »Out of
Africa« und höre Techno, eindeutig die fal-
sche Filmmusik.

S


chlussszene: In der Rechtsplatzrun-
de tangieren wir Orte, von denen
einer wie Oggersheim klingt, aber
Würselen heißt. Über die A44 hin-
weg geht’s zurück zu dem Platz, auf dem Ra-
oul in den Neunzigern als Hubschrauber-
pilot stationiert war, auf Agusta A109, fast
drei Jahre lang. Ob ihm damals je die Idee
gekommen ist, mal mit einer selbst produ-
zierten Stampe auf der »08« von Aachen-
Merzbrück zu landen? Das frage ich jetzt
besser nicht, denn wir sind schon über der
Schwelle, und ich sollte mich konzentrieren.
Alles scheint zu passen, die eingeschränkte
Sicht nach vorn, durch Raouls Kopf, stört
mich nicht, doch der Landestoß kommt
unerwartet früh. Tückisch, wenn man den
Bodenabstand eines Tandemsitzers verin-
nerlicht hat, der ebenfalls von hinten geflo-
gen wird, aber ein kürzeres Fahrwerk hat.
Was für eine miese La–n–dong! Der Spruch

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