Flugrevue Oktober 2017

(Tuis.) #1
gen vorausgegangen waren. Ende des


  1. und Anfang des 20. Jahrhunderts
    waren erste Arbeiten russischer, ameri-
    kanischer und deutscher Pioniere wie
    Konstantin E. Ziolkowski, Robert H.
    Goddard und Hermann Oberth über die
    Notwendigkeit flüssiger Raketentreib-
    stoffe erschienen. Goddard befasste sich
    ab 1912 mit Raketen und Flügen in den
    Weltraum und wurde, wie die anderen
    auch, als Fantast abgetan. 1941 flog eine
    Rakete von Goddard für die US Navy
    2700 Meter hoch. Koroljow leitete ab
    1932 in der Moskauer GIRD (Gruppe
    zum Studium der Rückstoßbewegung)
    die Entwicklung der ersten russischen
    Flüssigtreibstoff-Raketen und ihre Starts
    auf dem Moskauer Gelände Nachabino.
    1934 erreichte der Typ GIRD-13 erfolg-
    reich Höhen bis zu 1,5 Kilometer.
    Mit der unter Wernher von Braun
    konstruierten A4/V2 war am 3. Oktober
    1942 in Deutschland von Peenemünde
    aus der erste Start einer größeren Rakete
    geglückt, die bis in 85 Kilometer Höhe
    vorstieß. Die Raketen bombardierten
    Städte in Frankreich, Belgien, den Nie-
    derlanden und England. 1945 wurde Pee-
    nemündedurch die Rote Armee einge-
    nommen. Von Braun und leitende Rake-
    tentechniker stellten sich in Tirol der
    US-Armee. 100 V2-Raketen, Produkti-
    onsanlagen und deutsche Techniker mit
    ihren Familien wurden in die USA und
    nach Russland gebracht. Ab 1946 wur-
    den in den USA A4-Raketen bis in 214
    Kilometer Höhe gestartet. In Russland
    gelang unter Leitung Koroljows 1947
    der erste V2-Start von Kapustin Jar aus.


MONDLANDUNG: DIESMAL
MACHENDIEUSADASRENNEN
Eine Sternstunde war am 12. April 1961
der erste Mensch im All: Der sowjeti-
sche Kosmonaut Juri Gagarin umrunde-
te die Erde im Raumschiff Wostok-1.
Das große Abenteuer, andere Himmels-
körper zu erreichen, hatten Amerika und
Russland bereits 1958 begonnen – mit
fast nur Pleiten, Pech und Pannen. Zehn
Jahre nach den ersten Mondstarts
umrundeten an Weihnachten 1968 drei
US-Astronauten in Apollo 8 als erste
Menschen den Mond und kehrten eben-
so wie die Besatzung von Apollo 10
wohlbehalten auf die Erde zurück. Mit
Apollo 11 landeten am 20. Juli 1969

DonaldSlayton(l.)undAlexejLeonowbeiderSojus-Apollo-Mission1975.

erstmals Menschen auf dem Mond. Neil
Armstrong und Edwin „Buzz“ Aldrin
sammelten Bodenproben und starteten
nach 21,5 Stunden Aufenthalt zum Ren-
dezvous mit dem Mutterschiff. Bis 1972
forschten insgesamt zwölf US-Astronau-
ten auf der Mondoberfläche.

AUS KONKURRENZ WURDE
ZUNEHMEND KOOPERATION
Russlands damalige Pläne, im N1-L3-
Programm Kosmonauten auf dem Mond
zu landen, scheiterten an der Riesenra-
kete N-1. Sie kam über unbemannte
Fehlstarts in Baikonur nicht hinaus.
Stattdessen wurde der Einsatz bemann-
ter Raumstationen forciert. Ab 1971
dienten die Sojus-Raumschiffe dem
Transport von Langzeit-Crews zu den
Raumstationen Salut, Mir und ISS und
zum Rückflug auf die Erde.
Schwerpunkt der bemannten US-
Raumfahrt waren von 1981 bis 2011
Kurzzeitflüge mit den wiederverwend-
baren Space Shuttles, zum Beispiel zum
Aussetzen und Bergen von Satelliten
und für Forschungen mit großen Nutz-
lasten wie dem wiederverwendbaren eu-
ropäischen Raumlabor Spacelab. Inter-
nationale Höhepunkte waren die Sojus-
Apollo-Mission 1975 und die Crews der
Shuttles und der Sojus mit Astronauten
aus insgesamt 40 Staaten an Bord. Im
Sonnensystem geben nun auf Planeten,
Monden, Asteroiden und Kometen
Missionen der USA, von Europa, Japan,
Indien und China den Ton an. FR

Fotos: ESA; NASA

Der Bau der ISS begann 1998,
hier ist ein Foto aus dem Jahr
2012 zu sehen.

88 FLUG REVUEOKTOBER 2017 http://www.lugrevue.de

60 Jahre Sputnik


Raumfahrt

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