Flugrevue Oktober 2017

(Tuis.) #1

geglückten Landung auf dem Salzsee
der Edwards AFB. Acht weitere Gleitflü-
ge folgten, um Daten über das Verhalten
des Vehikels zu sammeln.
Am 19. März 1970 begann die Test-
phase mit dem Raketenmotor. Damit
war es möglich, die X-24A auf Höhen
von rund 21 Kilometern zu bringen und
Geschwindigkeiten von Mach 1.6 zu
erreichen. Ein typischer Flugverlauf be-
stand nach dem Abwurf in etwa 13 Ki-
lometern Höhe aus einem Steigflug mit
konstantem Anstellwinkel und einer
anschließenden Beschleunigungsphase.
Nach etwa zweieinhalb Minuten war
der Treibstoff aufgebraucht, und es be-
gann die rund fünfminütige Gleitphase
zur Landung auf dem Rogers Dry Lake.
Im Oktober 1970 flog NASA-Pilot
John Manke erstmals ein Landeprofil,
das dem Anflug des zukünftigen Space
Shuttles bei der Rückkehr aus dem All


entsprach. Bei den Flügen, die noch bis
Juni 1971 gingen, wurde eine durch-
schnittliche Abweichung von 75 Metern
zum vorgegebenen Aufsetzpunkt nach-
gewiesen und damit das Shuttle-
Konzept ohne Hilfstriebwerke bestärkt.
Insgesamt kam für die X-24A dabei nur
eine Flugzeit von zwei Stunden und
54 Minuten zusammen.

X-24B ERHÄLT
VÖLLIG NEUE FORM
Nach dem Ende des PILOT-Programms
wurde die X-24A eingelagert. Aller-
dings arbeitete das Flight Dynamics La-
boratory der USAF in Wright Patterson
AFB bereits seit Längerem an neuen,
schlankeren Formen für Auftriebskör-
per. Sie sollten einen deutlich höheren
Auftriebsbeiwert, mehr Reichweite im
Gleitflug und bessere Manövrierfähig-
keiten bieten.

Eines dieser Konzepte – FDL-8 –
wollte man nun im Flug erproben.
Zunächst dachte man daran, eine bei
Martin Marietta vorhandene, aber nie
geflogene SV-5J (mit Jettriebwerk) um-
zubauen. Letztlich entschied man sich
jedoch dafür, die X-24A zu benutzen.
Die Zelle der X-24B hatte aber ein
völlig anderes Aussehen. Ab April 1972
wurde bei Martin Marietta in Denver
vor dem Cockpit eine sehr lange, schmal
zulaufende Nase montiert. Sie ging in ei-
nen 60 Grad gepfeilten, unten flachen
Flügelansatz über, der bis vor die Leit-
werke reichte. Von dort führten etwas
weniger stark gepfeilte Flügelansätze
außen bis zum Heck. An ihnen waren
separate Querruder befestigt.
Die Flugversuche der X-24B began-
nen am 1. August 1973 mit einem Gleit-
flug. Testpilot war dabei John Manke; er
führte am 15. November auch den
ersten Flug mit Raketenantrieb. In den
kommenden zwei Jahren folgten 24 Flü-
ge, bei denen Höhen bis 22 550 Meter
und Geschwindigkeiten bis Mach 1.75
erreicht wurden. Höhepunkte waren
dabei die Präzisionslandungen auf der
normalen Bahn in Edwards im August


  1. Der letzte Gleitflug erfolgte am

  2. November 1975.
    Im Juli 1974 gab die Air Force Pläne
    bekannt, auf der Basis der Aerodynamik
    des FDL-8-Konzepts ein Hyperschall-
    Testflugzeug zu entwickeln. Das Pro-
    gramm wurde allerdings im September
    1977 offiziell wegen Geldmangels ein-
    gestellt.


Mit der X-24B wurde eine völlig andere aerodynamische
Form erprobt. Konzipiert wurde sie von der USAF.


Als Antrieb diente das Raketentriebwerk XLR-11
mit vier Brennkammern.

FR

Fotos: NASA, Zeichnung: Michele Marsan

FLUG REVUE OKTOBER 2017 93

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