Aero International September 2017

(Greg DeLong) #1

wäre. 30 Destinationen stehen derzeit im
Angebot. Im Sommer, wenn die Tiroler von
Innsbruck in den Urlaub fliegen, wird es
derzeit schwierig: „2016 war nicht einfach.
Klassische Ziele wie Ägypten oder Tunesien
verzeichneten aufgrund der politischen Lage
große Einbußen“, erklärt Pernetta. Auch
das Dilemma von Air Berlin und deren ös-
terreichischer Tochter Niki hatten Auswir-
kungen – es gab Flugzeitenänderungen und
Flugstreichungen. Auf dem Linienflugplan
stehen vor allem europäische Großstädte
wie Frankfurt oder Wien, Amsterdam und
London.
Seit Jahren gibt es eine enge Zusammen-
arbeit mit dem Tiroler Tourismus. „Diese
Kooperation und die daraus resultierende
Wachstumsstrategie zeigt sich am Beispiel
von Transavia, Easyjet und British Airways,
die Innsbruck ins Streckennetz aufgenom-
men haben“, sagt Pernetta.


Kein FlughaFen ohne Baustelle
Deshalb ist auch ein Ausbau der Infra-
struktur unabdingbar: Gegenwärtig gehö-
ren dazu eine Vielflieger- und VIP-Lounge,
deren Fertigstellung für November geplant
ist. „Wir haben auf Grund der neuen Li-
nienflüge auch die Kundschaft, die eine
Lounge nutzt“, so Pernetta. Weiterhin steht


9/2017 http://www.aerointernational.de 37

Fotos:peter norz/

Flugha

Fen innsbruck, charly winkler, timo breidenstein/airteamimages; karte: jeppesen – nicht zur navigation geeignet

Knapp an der Martinswand:
im inntal muss die navigation beim
anflug hundertprozentig stimmen

airport porträt


ein neuer Verwaltungstrakt auf dem Bau-
plan. Zudem wurde die Arbeit an einem
Architekturwettbewerb begonnen, aus dem
ein Entwurf für einen Terminalneubau ent-
stehen soll. Das jetzige Gebäude stammt
noch aus der Zeit der Winter-Olympiade
1964 – auch wenn es natürlich dem techni-
schen Stand der Zeit angepasst wurde. Zirka
6800 Quadratmeter stehen zur Verfügung:
Haupthalle, Check-in, Gates, Ankunft – in

allen Bereichen, die Passagiere nutzen, wird
permanent modernisiert. Ob ein Terminal-
neubau mit integriertem Hotel sinnvoll ist,
wird geprüft, ebenso die Vision der eigenen
Autobahnanschlussstelle „Flughafen“ etwa
300 Meter südlich des Terminals.

innovative anFlugverFahren
Der Airport ist durch seine Topografie ein
Spezialfall für An- und Abflüge. So man-

der Flughafen innsbruck, icao-kürzel
lowi, liegt im engen, nur vier nautische
meilen breiten inntal, das von ost nach west
verläuft und von zwei- und dreitausender-
gipfeln umgeben ist. der Flughafen verfügt
über eine im internationalen vergleich
relativ kurze 2000-meter-piste. es gibt nur
teilweise einen parallelen rollweg, der in
beiden betriebsrichtungen nicht bis an
die pistenenden reicht, sodass vor dem
start und nach der landungen immer ein
zurückrollen auf der bahn notwendig ist,
das die piste blockiert. etwa sechs mei-
len westlich des platzes schwenkt das tal
richtung nordwesten und verengt sich. aus
dieser lage ergeben sich konsequenzen für
instrumentenanflugverfahren bei schlech-
tem wetter. die meisten Flughäfen nutzen
vorrangig die Funksignale eines bodenge-
stützen instrumentenlandesystems (ils),
das die Flugzeuge mit einem seitlichen
landekurssender und einem gleitpfad-
sender ohne sicht an den boden führt. im
standardbetrieb müssen piloten bei einer
mindestsicht von 550 metern in 60 metern
höhe über dem boden die anflugbefeuerung
erkennen müssen, um landen zu dürfen.
ist das nicht der Fall, wird durchgestartet
und ein Fehlanflugverfahren abgeflogen,
mit dem das Flugzeug frei von hindernissen
wieder an höhe gewinnt. besondere ils-

der anFlug


was Macht lowi anspruchsvoll?
verfahren erlauben sogar den anflug bis zu
0 meter sicht und 0 meter höhe. das ist in
innsbruck nicht denkbar. nicht einmal der
beim ils übliche gleitpfad zur vorgabe des
sinkflugs lässt sich aufgrund der gelän-
desituation verwirklichen; nur die seitliche
kursführung funktioniert. beim Fehlanflug
für den normalen approach auf die piste 26
wendet das Flugzeug in den wolken in einer
engen 180-grad-kurve nach links und steigt
dann richtung osten aus dem inntal hinaus.
damit dafür genug platz bleibt, beträgt die
mindestsichtweite 5000 meter; die pistenbe-
feuerung muss je nach Flugzeugkategorie
bereits zwischen 420 und 900 metern über
der Flugplatzhöhe in sicht sein. das wetter
darf im tal also nicht wirklich schlecht sein,
damit Flugzeuge noch landen können – pro-
blematisch gerade während der verkehrs-
stärksten monate im winter. als konsequenz
wurden durch die österreichische Flugver-
kehrskontrolle austrocontrol zusammen
mit dem Flughafen innsbruck neue an- und
abflugverfahren entwickelt, die gps-satel-
litennavigation mit dem bodengestützten
instrumentenlandesystem kombinieren.
hinzu kam ein neuartiges radarüberwa-
chungssystem (multilaterationsverfahren).
die verfahren wurden weltweit erstmals
eingesetzt und sind immer noch beispiel-
gebend. mit einer sondergenehmigung, die

ein spezielles training der crews erfordert,
können Fluglinien so mit hilfe von gps
auch den abgeknickten westlichen teil des
tals ohne sicht nach außen befliegen. das
innovativste der anflugverfahren, der „loc-
r-anflug“, kombiniert den konventionellen
anflug entlang des ils-landekurssenders
mit einem satellitengestützten Fehlanflug-
verfahren entlang definierter waypoints
westlich des Flugplatzes. damit reicht es
den crews nun bei einer sicht von nur 1500
metern je nach Flugzeugkategorie, dass sie
in 107 bis 257 metern höhe über dem Flug-
platz die anflugbefeuerung erkennen.

Das anflugverfahren kombiniert gps-
navigation und instrumentenlandesystem
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