Aero International September 2017

(Greg DeLong) #1
52 http://www.aerointernational.de 9/2017

IndustrIe & technIk


FotoS: S


onja brüggemann, F


rank littek


tallation, die dann für alle Flugzeuge eines
Typs gilt.
So muss der Buckel auf der Oberseite der
Flugzeuge, in dem sich die Antenne befin-
det, darauf geprüft werden, dass er Aero-
dynamik und Struktur des Flugzeugs nicht
stört. Hier mussten die Lufthansa-Technik-
Ingenieure beim Umbau der A320-Ma-
schinen der Lufthansa-Gruppe mit einem
Zulassungsflug nachweisen, dass keine Vi-
brationen oder andere Störungen durch die
Installation auftreten. Um das zu ermitteln,
wurden am ersten umzubauenden Flug-
zeug Vibrationssensoren angebracht und

Messungen vor dem Umbau und danach
durchgeführt. Auch eine eventuelle Störung
der Bordsysteme durch das Funknetz wird
geprüft.
Der Umbau am Flugzeug wird von Luft-
hansa Technik an verschiedenen Standorten
durchgeführt. Die erste Maschine der A320-
Flotte aus der Lufthansa-Gruppe wurde
in Berlin-Schönefeld umgerüstet, es war
eine A319 von German Wings. Mit diesem
Flugzeug wurden auch die Flugtests durch-
geführt, nach denen dann im Juni 2016 die
Zulassung erfolgte.
Eine solche Zulassung gilt aber nicht pau-
schal für eine ganze Flugzeugfamilie wie
in diesem Fall die der A320, sondern wird
sehr eng umrissen für genau definierte Kon-
figurationen der Maschinen vergeben. Das
liegt daran, dass die Flugzeuge häufig ein
unterschiedliches Alter haben, von verschie-
denen Tochterunternehmen der Lufthansa-
Gruppe sind und andere Einbauten und
Ausstattungen haben. So galt die Zulassung
in diesem Fall zunächst nur für eine kleine
Gruppe von Maschinen, sie wurde dann in
mehreren Stufen erweitert.

möglichst wenig löcher
Wenn ein Flugzeug zum Umbau im Hangar
steht, werden im ersten Schritt Verkleidun-
gen in der Kabine entfernt und dann Ka-
belbäume und mechanische Befestigungs-
punkte für den geplanten Einbau installiert.
Im nächsten Schritt folgt die Montage der
Antenne auf dem Dach des Flugzeugs. Da-
bei muss die Wand der Druckkabine durch-
bohrt werden. Das soll an so wenig Punkten
wie nur möglich geschehen. Die Struktur,
auf der sich die Antenne befindet, wird an

sieben Punkten befestigt. Zusätzlich muss
die Druckzelle an zwei weiteren Punk-
ten durchbohrt werden, um Kabel für die
Stromversorgung und die Signalübermitt-
lung nach außen durchzuführen.
Für die Lufthansa-Gruppe baut Lufthansa
Technik mehr als 100 Flugzeuge um. Betrof-
fen sind alle Maschinen der A320-Familie
von Lufthansa, Eurowings, Germanwings
und Austrian Airlines. Die Arbeiten laufen
derzeit und sollen bis Mitte 2018 abgeschlos-
sen sein. Um das Pensum zu schaffen, muss
der Ablauf sorgfältig geplant sein und an
verschiedenen Standorten parallel stattfin-
den. Die Umbauten werden zum Beispiel in
Berlin, Shannon, Sofia, Budapest und Malta
durchgeführt. Dazu nutzt man bevorzugt
die in regelmäßigen Zeitintervallen ohnehin
vorgeschriebenen C- und D-Checks, bei de-
nen Flugzeuge zur Wartung aus dem Flug-
betrieb genommen werden. Um die Flotte
bis Mitte 2018 termingerecht umzurüsten,
ist es aber zusätzlich nötig, auch Flugzeuge
speziell für den Internet-Einbau in die Werft
zu schicken.
Für Lufthansa Technik ist der Auftrag der
Lufthansa Gruppe nicht nur technisch kom-
plex, sondern auch eine logistische Meister-
leistung. Wenn er Mitte 2018 abgeschlossen
ist, sind europaweit Kapazitäten frei – zum
Beispiel für die Umrüstung von Flugzeugen
für das bodengestützte Internet des EAN-
Netzwerks, das bis dahin in Betrieb gegan-
gen sein soll. Dessen Antennenanlage ist
sehr viel kleiner: Die Antenne muss nicht
drehbar sein, sie wird unten am Rumpf an-
gebracht. Eine sorgfältige Zulassungserpro-
bung ist dennoch fällig.
Frank Littek

in der Kabinendecke
werden wlAn-Zugangs-
punkte installiert

schön klein: Die Antenne für das boden-
gestützte eAn-netz (rechts) ist nur so groß
wie eine getränkedose
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