Aero International September 2017

(Greg DeLong) #1
54 http://www.aerointernational.de 9/2017

IndustrIe & technIk


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Minuten kann es dauern, bis
sich Wirbelschleppen hinter
einem Flugzeug auflösen.
Die Verwirbelungen sinken
üblicherweise mit einer Rate
von 400 Fuß pro Minute.

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Kilometer hinter einer A380
oder einer 747-8 können
sich Wirbelschleppen noch
bemerkbar machen

A


nfang des Jahres geriet
eine Bombardier Challen-
ger 604 in Schwierigkei-
ten, als sie im Reiseflug vermut-
lich von den Wirbelschleppen
einer A380 getroffen wurde.
Beide Triebwerke fielen aus, das
Flugzeug geriet außer Kontrolle
und stürzte 3000 Meter in die
Tiefe, bevor die Piloten die
Motoren wieder starten und die
beschädigte Maschine landen

konnten. Jetzt hat die europä-
ische Luftfahrtbehörde EASA
eine Sicherheitsinformation he-
rausgegeben, in der sie Piloten
und Fluglotsen neue Hinweise
auf den Umgang mit der Gefahr
gibt. Wirbelschleppen sind sich
drehende Luftwirbel, die an
Flügelspitzen entstehen – sie
sind umso stärker, je mehr Auf-
trieb der Flügel gerade erzeugt.
Das ist besonders im langsamen

Schon vor Jahren machte die NASA die Wirbelschleppe eines kleinen Agrarflugzeugs auf beeindruckende Weise sichtbar

Eine Challenger 604 geriet durch Wirbelschleppen außer Kontrolle

se, dem Grenzbereich zwischen
Tropo- und Stratosphäre, da
sich dort die Wirbelschleppen
besonders langsam auflösen.
Die EASA führt zahlreiche Sze-
narien auf, in denen eine Crew
mit Wirbelschleppen eines an-
deren Flugzeugs rechnen muss.
Häufig fliegt dabei der Verur-
sacher in derselben Richtung
vor dem Flugzeug, das wenig
später von den Wirbelschleppen
getroffen wird. Denkbar ist das
Auftreten aber zum Beispiel
auch, wenn sich ein Verur-
sacher in größerer Höhe auf
Gegenkurs befindet, sodass ein
Flugzeug in die herabsinkenden
Wirbelschleppen einfliegt. Bei
einem solchen Vorkommnis
rät die EASA Piloten davon ab,
auf die ersten Rollbewegungen
sofort mit Übernahme der Steu-
erung zu reagieren. Das würde
diese häufig verschlimmern. In
vielen Fälle würde der Autopilot
die Maschine wieder unter Kon-
trolle bringen können.
Frank Littek

Steig- und Landeanflug der Fall,
bei schweren Flugzeugen aber
grundsätzlich. Die möglichen
Folgen für ein anderes Flug-
zeug, das die Wirbel durch-
fliegt, reichen von Schlingern
und Rollen bis zu Kontrollver-
lust und Strukturschäden. Nach
Auskunft der EASA ist das
Risiko, auf Wirbelschleppen im
Reiseflug zu treffen, aufgrund
des dichteren Luftverkehrs
gewachsen. Schwere Flugzeuge
wie die A380 erzeugen beson-
ders starke Wirbelschleppen.
Sie sinken hinter dem Flugzeug
ab und können vom Wind
verlagert werden. Ein erhöhtes
Risiko besteht in der Tropopau-

UmgAng mit Wirbelschleppen

VertrAUen AUf den AUtopiloten

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