Aero International Oktober 2017

(Chris Devlin) #1
10/2017 http://www.aerointernational.de 21

Die fakten


GründunG Juli1978
ErstfluG 28.April1979
sitz Berlin
iAtA-/iCAO-COdE AB/BEr
drEhkrEuzE Berlin-tegel
 düsseldorf
CEO thomasWinkelmann
MitArBEitEr 8607 1)
uMsAtz2016 3,79Mrd.Euro
 davonflugumsatz 3,34Mrd.Euro
ErGEBnis 2016  -781,9Mio.Euro
AlliAnz Oneworld
pAssAGiErE2016 28920991
AuslAstunG2016 84,3%
fluGuMsAtz2016
prOpAssAGiEr 115,46Euro
ziElE 85 1)
flOttE 144fluGzEuGE1+2)
BOEinG737-700 5
BOEinG737-800 9
Q400 20
AirBusA319 11
AirBusA320 61
AirBusA321 21
AirBusA330-200 17
1)standQ1/2017|2)Operativeflotte

dieluftfahrtgesellschaftWalter(lGW)
betreibtfürAirBerlindieQ400-flotte

nehmen. Sie könnte in die Leasingverträge
der Flugzeuge einsteigen oder diese kaufen.
Dabei will sie die Slots an den Flughäfen
bekommen, nicht aber die Tarifbedingun-
gen für Piloten und Flugbegleiter erben. Die
Sache ist sehr kompliziert. Denn die Slots
können laut EU-Verordnung nur dann über-
tragen werden, wenn das Unternehmen als
Ganzes oder in Teilen übernommen wird.
Das aber soll – siehe Mitarbeiter – genau
nicht passieren. Die Slots selbst stehen zwar
als Wert in der Air-Berlin-Bilanz, aber sie
dürfen nicht verkauft werden, denn in Eu-
ropa gibt es nur für den Flughafen London-
Heathrow einen Slothandel. Alternative: Air
Berlin verschiebt einen Teil der Flotte und
des Netzes zur LGW und verkauft alles als
Paket. Lufthansa will bis zu 90 ehemalige
Air-Berlin-Flugzeuge inklusive Slots haben
und künftig bei Eurowings einsetzen.


Was geschieht mit den Air-Berlin-Mitarbei-
tern?
Die Gehälter der Mitarbeiter werden bis zu
einer Grenze von rund 6200 Euro monatlich
für drei Monate vor der Bundesanstalt für
Arbeit übernommen. Die Angestellten müs-
sen aber mit baldigen Kündigungen rech-
nen. Eurowings hat bereits zahlreiche neue
Stellen ausgeschrieben. Um diese müssen
sich die ehemaligen Air-Berlin-Mitarbeiter
ganz normal bewerben. Denn Lufthansa
will den Eindruck eines Betriebsübergangs
vermeiden, bei dem sie gezwungen wäre, die
alten Air-Berlin-Gehälter zu zahlen. Sehr
viele Piloten und Flugbegleiter dürften neue
Arbeitsplätze finden, allerdings müssen sie


voraussichtlich große finanzielle Abstriche
machen.

Können die Kartellbehörden noch
dazwischengehen?
Sowohl das Bundeskartellamt als auch die
Europäische Kommission können eingrei-
fen, wenn sie glauben, dass der Wettbewerb
durch den geplanten Einstieg der Lufthansa
zu stark beeinträchtigt wird. Besonders kri-
tisch sind die innerdeutschen Verbindun-
gen, auf denen viele zu Monopolstrecken
werden könnten.

Was bedeutet die Pleite für die anderen
deutschen Airlines?
Neben der Lufthansa dürfte auch Condor
profitieren, und zwar selbst dann, wenn sie
keine Teile der Air Berlin übernimmt. Denn
es verschwindet ein großer und sehr lästi-
ger Konkurrent, der mit Überkapazitäten
die Preise kaputtgemacht hat. Allerdings
besteht für beide das Risiko, dass finanziell
stärkere Anbieter wie Ryanair und EasyJet
endlich ernst machen und in entstehende
Lücken stoßen.

Welche Flughäfen sind am meisten von der
Pleite der Air Berlin betroffen?
Die Flughäfen Düsseldorf und Berlin-Tegel
sind die größten Air-Berlin-Standorte und
damit auch am meisten gefährdet. Erfah-
rungsgemäß füllen sich die Lücken nach ei-
nem zeitweiligen Verkehrsrückgang jedoch
schnell wieder, denn an beiden Airports
übersteigt die Nachfrage nach Slots schon
jetzt deutlich das Angebot.
Free download pdf