Flugrevue - Februar 2017

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die verwenden das PW1100G, während
es hier das PW1500G ist“, erklärt Ger-
hard Ramcke. Der Hamburger ist seit
zwölf Jahren bei airBaltic und jetzt
Chefpilot auf dem neuen Muster. Wäh-
rend das Anlassen dieses Triebwerk-
styps üblicherweise Minuten dauern
kann, geht es hier zügig vonstatten, weil
die Motoren noch kurz zuvor liefen.
Um 4.13 Uhr, über zwei Stunden später
als geplant, hebt Flug BT9801 in Rich-
tung Stockholm ab. Die Startmasse
heute beträgt 57 Tonnen und liegt da-
mit zehn Tonnen unter der maximalen
Startmasse der CS300.

DER „REGIONALJET“ SCHAFFT
6100 KILOMETER STRECKE
Nach zwei Stunden Flug in Richtung Os-
ten geht über der Küste Neufundlands
die Sonne auf. Der hintere Teil der Kabi-
ne ist zum „Schlafabteil“ geworden,
während sich weiter vorn einige der ins-
gesamt 18 Mitflieger in der Galley tref-
fen oder hinter den Piloten stehen. Na-
türlich ist es einer der wichtigsten Vor-
züge eines Auslieferungsflugs, dass die
Cockpittür offen bleibt.
Die Route führt an der Südspitze
Grönlands vorbei. Aus 41 000 Fuß Höhe
leuchten verschneite Bergketten orange-
farben in der Wintersonne, und tiefe
Fjorde gleiten vorbei. Nach dreieinhalb
Stunden Tageslicht geht die Sonne be-
reits wieder unter, kurz darauf fliegt die

CS300 schon über Norwegen. Sie setzt
in Stockholm-Arlanda um 16.54 Uhr zur
Landung an, nach sechs Stunden, 40 Mi-
nuten und 39 Sekunden.
Die zurückgelegten 5800 Kilometer
liegen im Bereich des Machbaren der
CS300 auch mit einer vollen Ladung
Passagiere. Bombardier gibt die maxi-
male Reichweite mit 6112 Kilometern
an. airBaltic plant, ihr neues Glanzstück
im Linienverkehr an den Persischen

Golf einzusetzen, vermutlich nach Abu
Dhabi. Für diese Entfernung von 4300
Kilometern sind etwa fünfeinhalb Flug-
stunden zu veranschlagen. Das schafft
die CS300 in beide Richtungen, ohne
Zuladungsbeschränkung. Auf dem Pa-
pier gibt es bereits Gedankenspiele, die
CS100 – die airBaltic bisher nicht be-
stellt hat – mit 48 Sitzen der Business
Class auf der Route von Riga nach New
York zu betreiben.

Nächtliche Vorflugkontrolle. Das hochmoderne Triebwerk
PW1500G ist 50 Prozent leiser als herkömmliche Antriebe.

Roter Teppich beim ersten Linienflug
am 14. Dezember ab Riga.

Der schlanke Flügel und die markante
Nase kennzeichnen die C Series.

FR

Fotos: Bombardier (2), Spaeth

34 FLUG REVUE F e brua r 2017 http://www.flugrevue.de

Zivilluftfahrt


Erste CS300 ausgeliefert

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