Die Milliardärsrakete
Das private Raumfahrtunternehmen des Amazon-Gründers Jeff
Bezos will SpaceX Konkurrenz machen – mit großen, wieder-
verwendbaren Trägerraketen. Die erste soll noch vor Ende dieses
Jahrzehnts fliegen.
B
lue Origin will es wissen. Bis-
her hat die Firma von Jeff Be-
zos nur die kleine New-She-
pard-Rakete gebaut. Sie soll noch 2017
erstmals Menschen in einer Kapsel bis
an die Grenze zum Weltraum und zu-
rück bringen. Der nächste Schritt in der
Entwicklung heißt New Glenn. Es ist ei-
ne neue Rakete, mit der Blue Origin
noch vor 2020 zum ersten Mal in den
Erdorbit fliegen will. Und sie wird grö-
ßer, sehr viel größer sein. Die New She-
pard war noch einstufig mit einem einzi-
Von FRANK WUNDERLICH-PFEIFFER
gen BE-3-Wasserstofftriebwerk. Sein
Schub von 490 Kilonewton reicht für
den kurzen Flug mit einer kleinen Kap-
sel auf 100 Kilometer Höhe und die an-
schließende Landung völlig aus.
Wie viel größer die neue Rakete sein
wird, zeigt schon die Tatsache, dass das
BE-3-Triebwerk dort nur noch in der
dritten Stufe zu finden sein wird. Denn
Blue Origin entwickelt schon seit länge-
rer Zeit ein größeres Triebwerk unter
der Bezeichnung BE-4. Es wird mit Me-
than und flüssigem Sauerstoff betrieben
und soll mit 2400 Kilonewton fast den
fünffachen Schub liefern. Bekannt wur-
de das BE-4 bisher vor allem als Ersatz-
triebwerk für das RD-180 (FLUG RE-
VUE 10/2016). In der neuen Vulcan-
Rakete von United Launch Alliance
(ULA) könnte das russische Triebwerk
in der ersten Stufe durch zwei BE-4 er-
setzt werden.
Die erste Stufe der New Glenn wird
auch von BE-4-Triebwerken angetrie-
ben, und zwar werden es nicht weniger
als sieben sein. Das reicht aus, um eine
74 FLUG REVUE F E BRUA R 2017 http://www.flugrevue.de
Blue Origin
Raumfahrt