Flugrevue - Februar 2017

(avery) #1
entsprechen sie in der Funktionsweise
weitgehend dem Hauptstromverfahren
im russischen RD-180, das als Treibstoff
Kerosin verwendet. Um den Schub von
2400 Kilonewton zu erreichen, muss das
BE-4 pro Sekunde etwa 800 Kilogramm
Treibstoff verbrennen. Zuvor muss das
Methan aber in die Brennkammer ge-
pumpt werden, gegen einen Druck von
140 Bar. Um die dafür nötigen Pumpen
anzutreiben, wird flüssiger Sauerstoff
mit etwas Methan vermischt und ver-

brannt. Dadurch entsteht heißes Gas un-
ter hohem Druck, mit dem eine Turbine
angetrieben wird, die wiederum die
Pumpe antreibt. Das Gas hat aber im-
mer noch einen hohen Anteil an unver-
branntem Sauerstoff, der anschließend
in die Brennkammer des Triebwerks ge-
leitet und mitverbrannt wird. Der heiße
Sauerstoff ist sehr korrosiv, was die
Konstruktion schwieriger macht.
Beim BE-3 kommen die heißen Gase
für den Turbinenbetrieb direkt aus ei-

nem kühleren Bereich der Brennkammer
des Triebwerks. Das führt aber zu einem
Verlust an Schubkraft. Die Technik des
BE-4 ist in den USA noch relativ neu.
Deshalb hat das Triebwerk auch nur den
halben Brennkammerdruck des RD-180.
Das reduziert die Ansprüche an die Bau-
teile und erlaubt eine kürzere Entwick-
lungszeit. Sollte das Triebwerk eines Ta-
ges mit dem gleichen Druck betrieben
werden können wie das RD-180, hätte
es bei gleicher Baugröße den doppelten

In Kent, Washington, produziert Blue Origin die
BE-4-Triebwerke. Die New Glenn soll künftig in einer
Fabrik in Cape Canaveral gebaut werden.

Das BE-4 (rechts) aus amerikanischer Produktion gilt als Kandidat,
das russische RD-180 der Atlas V zu ersetzen.

Das BE-4 soll nicht nur an der New Glenn zum Einsatz
kommen, sondern auch an der Vulcan von ULA.

Fotos: Blue Origin (3), NPO Energomash, ULA

76 FLUG REVUE F E BRUA R 2017 http://www.flugrevue.de

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