Aero International Mrz 2017

(Nancy Kaufman) #1

AIRPORT


EXTRA


J


eder, der öter liegt, weiß, wieviel
Zeit das kostet: Bei der Sicherheits-
kontrolle des Handgepäcks müssen
Laptops, Tablet-Computer und an-
dere Elektronik ebenso wie Flüssig-
keiten aus dem Handgepäck entnommen
und separat in das Röntgengerät geschickt
werden. Anschließend verstauen die Pas-
sagiere ihre Besitztümer wieder im Hand-
gepäck. Der Grund für den Aufwand ist
technisch bedingt: So sind zum Beispiel die
Akkublocks der Laptops für die Röntgen-
strahlen herkömmlicher Scanner undurch-
dringlich. Sie können also andere Gegen-
stände im Gepäck verdecken. Nun hat das
US-amerikanische Unternehmen Analogic
einen neuen Scanner entwickelt, bei dem auf
das Auspacken von Gepäckstücken verzich-
tet werden kann.
Das Gerät bedient sich einer Technik, die
aus der Medizin seit Jahren bekannt ist: die
Computer-Tomograie (CT). Dabei beleuch-
ten Röntgenstrahlen den zu untersuchenden
Gegenstand (oder Patienten) nicht nur von
einer Seite, sondern aus allen Richtungen.
Der Computer setzt daraus dann ein dreidi-
mensionales Bild zusammen.
Im Fall der Gepäckkontrolle ermöglicht
das zum Beispiel dem Bediener des Scanners,
das Bild eines Gepäckstück auf dem Display
zu drehen und so „hinter“ ein Laptop-Akku
zu schauen. Das ConneCT genannte Analo-
gic-Gerät ermöglicht es sogar, eine Tasche
virtuell auszupacken, also das Abbild eines
einzelnen Gegenstands aus dem Gesamtbild
des Koferinhalts zu entfernen und so die
Gegenstände genau zu untersuchen.
Eine Halbierung der Kontrollzeit ver-
spricht Analogic dank der Technik, weil auf
das aufwändige Aus- und Einpacken des
Handgepäcks verzichtet werden kann.
Gegenwärtig arbeitet das Unternehmen
an den nötigen Zertiizierungen durch die
Sicherheitsbehörden in aller Welt, darauf
soll die Markteinführung des neuen Scan-
ner-Modells folgen. Es wird auch in seinem
äußeren Design dem sich derzeit durchset-
zenden Anspruch gerecht, die Sicherheits-
kontrolle für die Passagiere in einen ange-
nehmeren Vorgang zu verwandeln – wobei
auch eine „schöne“ Umgebung helfen soll
(siehe auch Seite 38).

handgepäck-kontrolle
Die US-Firma Analogic hat Handgespäckscanner entwickelt, bei denen Flüssigkeiten und
Notebooks in der Tasche bleiben können. Das könnte die Dauer der Überprüfung halbieren

EINBLICK VON ALLEN SEITEN


FOTOS: ANALOGIC

Mit hilfe der
computer-
tomograie
entsteht ein
dreidimen-
sionales Bild
des gepäckin-
halts, sodass
gegenstände
von allen Seiten
betrachtet und
sogar virtuell
ausgepackt
werden können

analogics connect-Scanner geht jetzt in
die prüfung für die Zulassung durch Behörden

Allerdings ist Analogic alles andere als
neu in diesem Geschät: Die Firma wurde
1967 gegründet. Sie gehört zu den Pionieren
in der medizinischen Computer-Tomograie
und ist heute ein führender Hersteller von
Medizin- und Sicherheitstechnik. Firmen-
sitz ist Boston in den USA.
Neben medizinischen CT-Scannern hat
das Unternehmen bereits nach den Anschlä-
gen vom 11. September 2001 begonnen, drei-
dimensionale Scanner zu entwickeln, die bei
der Kontrolle von aufgegebenem Gepäck
zum Einsatz kommen. Schließlich ist dabei
eine manuelle Kontrolle durch Öfnen der
Kofer noch aufwändiger, weil der Passagier
nicht anwesend ist – das Sicherheitspersonal
muss diese Arbeit übernehmen, wenn zwei-
felhate Gegenstände erkannt werden. Diese
Geräte von Analogic sind heute in über 1000
Systemen weltweit im Einsatz.
Nun soll sich diese Erfahrung bei der
Handgepäckkontrolle weiter auszahlen.
Ein Modell der ersten Generation namens

Cobra CT ist bereits von den europäischen
Behörden zugelassen und zum Beispiel am
britischen Flughafen Luton im Einsatz. An
insgesamt zwei großen europäischen Flug-
häfen wurden bereits mehr als eine Million
Handgepäckstücke gescannt, ohne dass die
Passagiere Laptops oder Flüssigkeiten aus-
packen mussten.
Frank Littek

40 http://www.aerointernational.de 3/2017
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