Aero International Mrz 2017

(Nancy Kaufman) #1
3/2017 http://www.aerointernational.de 47

INDUSTRIE & TECHNIK


Fotos: LuFthansa techniK/JüRGen Mai (1), GReGoR schLäGeR (4)

exerziert wurde, habe ich schon viele Tage
verloren. Und jeder Tag zählt.“ In München
steht mittlerweile ein Reservemotor bereit,
der ohne Zeitverlust zu einer Maschine mit
Triebwerksschaden versandt werden kann.
Ein Motor selbst wurde bisher noch nicht
testweise gewechselt. Das wäre zu aufwändig.
hema war die A350 auch im Ingenieur-
wesen von Luthansa Technik. Dabei ging es
darum, zu lernen, was das neue Flugzeug an
Systemen und Systemauslegungen mit sich
bringt. Ausgewertet werden auch Erkenntnis-
se aus der Entwicklung der Maschine und der
Flugerprobung, um daraus Vorkehrungen für
die Arbeit bei Luthansa Technik abzuleiten.
Hat die Flugerprobung zum Beispiel ge-
zeigt, dass ein Bauteil sehr komplex ist und
leider auch fehleranfällig, ist es für den rei-
bungslosen späteren Flugbetrieb sinnvoll,
sich auf mögliche Reparaturen oder andere
Maßnahmen vorzubereiten. Das gilt auch
dann, wenn der Hersteller zusichert, dass das
Problem in naher Zukunt gelöst wird. Denn
eine Übergangszeit ist ja immer noch vorhan-
den. Konkret kann das zur Folge haben, dass
mehrere Bauteile vorab beschat werden.


Probeweise wurde
ein Triebwerk in
einen 777-Frachter
verladen

Auch die Wartung
der Trent-XWB-
Triebwerke muss
trainiert werden

Auch der Umgang mit den elektronischen
Daten, die von der Maschine während des
Flugs aufgezeichnet werden, ist ein hema
der Vorbereitung. Die Techniker haben die
Möglichkeit, Fehlermeldungen nach einer
Landung aus einem Speicher auslesen; beson-
ders dringende Informationen werden sogar
schon im Flug an die Basis übertragen.
Luthansa Technik nutzt bei Problemen
ein umfangreiches, computergestütztes Do-
kumentationssystem, sodass eine einmal
gefundene Lösung anderen Mechanikern
vorgeschlagen wird, wenn sie vor demsel-
ben Problem stehen. Im Ergebnis ist er dann
schneller am Ziel und das Flugzeug kann
schneller wieder im Liniendienst eingesetzt
werden.

FeHLeRSUCHe MIT ULTRASCHALL
Neu an der A350 ist der sehr weitreichende
Einsatz von Kohlefaserverbundstofen in der
Struktur des Flugzeugs. Auch dieser Faktor
musste in der Vorbereitung auf den Ein-
satz der A350 berücksichtigt werden, denn
bei diesem Material sind Schäden ot nicht
durch eine einfache Sichtkontrolle zu erken-

nen, wie das etwa bei Aluminiumblech der
Fall ist. Kommt es am Boden zum Beispiel
zu einer Kollision eines Bodenfahrzeugs mit
einem Flugzeug, kann dies ohne sichtbare
Verformung der Carbon-Struktur ausge-
hen. Dennoch muss die betrofene Stelle
anschließend auf einen möglichen Schaden
kontrolliert werden. Dazu verwendet Lut-
hansa Technik Ultraschallgeräte, die spe-
ziell für diese Aufgabe entwickelt wurden.
Auch sie sind an allen Destinationen stati-
oniert, an denen die A350 landet – und die
Techniker vor Ort sind für die Anwendung
der Geräte geschult.
Wenn für die Mitarbeiter von Luthansa
Technik die Arbeit an der neuen Maschine
dann schon bald zum Alltag gehört und sich
immer mehr Mechaniker mit dem neuen
Flugzeug auskennen, ist Dean Raineri schon
mit dem nächsten Projekt befasst: Mit der
Vorbereitung von Wartung und Reparatur
der Boeing 777X, die Luthansa bestellt hat,
wurde bereits begonnen – obwohl dieses
Flugzeugmuster noch nicht einmal seinen
Erstlug hinter sich hat.
Frank Littek

Lufthansa Technik hat in München
die Sitze der Premium-economy-
Klasse eingerüstet

Sicher ist
sicher: ein
Mitarbeiter
inspiziert das
Fahrwerk
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