Aero International Mrz 2017

(Nancy Kaufman) #1
3/2017 http://www.aerointernational.de 71

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K


eine Chance, vergessen Sie’s!“ –
nicht nur einmal durte sich ho-
mas Aigner diesen Satz anhören.
Ein Filmteam, das während des ge-
samten Flugs im Cockpit mit dabei
sein sollte? Dort überall Kameras montiert
und jeden Handgrif der Piloten aufzeich-
net? Undenkbar! Die Fluglinien fanden an
der Idee des ehemaligen Fernsehmoderaors
anfangs gar keinen Gefallen. Als Aigner fast
schon aufgeben wollte, erinnerte er sich an
die Luthansa-Stewardess, die einmal Gast
in seiner Fernsehshow war. Die stellte den
Kontakt zum damaligen Chefpilot Jürgen
Raps her – und der war von Aigners Idee
begeistert.
Das war 2006. Und in diesen Wochen
feiert das von Aigner gegründete Unterneh-
men Pilotseye.tv sein zehnjähriges Jubilä-
um. Inzwischen ist es längst zur festen Grö-
ße bei Lutfahrtilmen geworden. Derzeit ist

Lebt seinen Traumberuf: Thomas Aigner
produziert mit Pilotseye.tv Cockpitlüge

Fotos: PilotsEyE

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WEit VoRNE


PILOTSEYE.TV
thomas aigner ermöglicht luftfahrtfans mit seinen Filmen, was
durch sicherheitsbestimmungen heute live fast unmöglich ist:
auf linienlügen die arbeit der Crews hautnah miterleben

der 19. Film in Produktion, im Mittelpunkt
wird diesmal der Airbus A350 stehen. Kon-
zept und Technik der Drehs hat Aigner im
Lauf der Jahre immer mehr verfeinert. Je-
der Film erzählt neben dem eigentlichen
Flug eine Geschichte: etwa über den Bau des
Kohlefaserjets Boeing 787 oder den Besuch
des Swiss-Pilotennachwuchs mit dem Air-
bus A330 in den USA.

A380-KAMERA ANGEZAPFT
Das Vertrauen der Airlines zu dem Filme-
macher ist im Lauf der Jahre stetig gewach-
sen: Mittlerweile erlauben es Flugzeug-
hersteller und Airlines sogar, dass er die
bordeigenen Kameras „anzapfen“ darf, etwa
die in der Seitenlosse der A380. So entste-
hen faszinierende Außenaufnahmen für sei-
ne Projekte. Und aus den ursprünglich sechs
im Cockpit montierten Kameras ist über
300 Kilogramm Ausrüstung geworden, die

bei jedem Flug mit an Bord geht. Sie muss
perfekt funktionieren, Reparaturen auf den
mehrtägigen Reisen sind schwierig. „Haben
Sie schon mal versucht, ein Multifunktions-
werkzeug mit Messerklinge an Bord eines
Linienliegers zu nehmen?“, fragt Aigner.
Über ein Jahr Planung und Organisation
benötigt jede der bis zu 140 Minuten langen
Filme von Pilotseye.tv. Rund 10 000 DVDs
gibt es in der ersten Aulage, im Bedarfsfall
wird nachproduziert. Denn selbst die aller-
ersten Produktionen werden nach wie vor
gekaut und inden heute noch ihre Fans.
Manche sind mittlerweile gar ein Zeitdoku-
ment, wie etwa der Film über die Landung
einer MD-11 von Luthansa Cargo auf dem
mittlerweile geschlossenen Flughafen der
auf knapp 3000 Meter Höhe gelegenen ecua-
dorianischen Hauptstadt Quito.
Aigner ist selbst kein Pilot, deshalb bat er
von Beginn an Fachleute aus der Lutfahrt-
branche, die Filme vor dem Verkauf auf Un-
stimmigkeiten zu prüfen, die nur Prois auf-
fallen. Auch Aero International war anfangs
in die Pilotseye.tv-Produktion eingebunden.
Das Redaktionsteam des damaligen Chefre-
dakteurs und heutigen Herausgebers Diet-
mar Plath bekam das Filmmaterial vorge-
legt, vor allem, um die fachlichen Inhalte zu
überprüfen. „Aero International war gewis-
sermaßen unser Geburtshelfer“, sagt Aigner.
Christof Brenner

Das Cockpit ist beim Pilots-
eye.tv-Dreh Arbeitsplatz für
Piloten und Kamerateam
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