Aero International Mrz 2017

(Nancy Kaufman) #1
3/2017 http://www.aerointernational.de 77

Viele Lockheed Constel-
lation wurden zur Naviga-
tion mit einer Astrodome
genannten Kuppel oben am
Rumpf ausgestattet

tosende Geräusch leiser geworden. Kapitän
Smith hat das Flugzeug in einen Sinklug auf
10 000 Fuß gebracht und Kurs auf Gander
genommen. Die meisten Passagiere haben
vom Druckabfall im Cockpit kaum etwas
mitbekommen.


TOD BEIM STERNESCHIESSEN
Das bizarre Verschwinden des Navigators
beschätigt 1947 Presse, Justiz, Lutfahrt-
behörde und Öfentlichkeit. TWA lässt die
Astrodome-Öfnung mit einer sechs Milli-
meter starken Aluminiumplatte sichern, die
nur bei Verwendung des Astrodomes ent-
fernt wird; bei der Arbeit mit Sextant sind
spezielle Schultergurte zu tragen. Wenige
Jahre später haben sich Periskop-Sextanten
durchgesetzt, die statt eines Plexiglas-Dachs
nur ein winziges Loch benötigen.
Astronomische Langstrecken-Navigation
in der Lutfahrt hat Tradition – beson-
ders über Ozeanen, wo es keine Sichtmar-
ken am Boden gibt. Anfangs versuchen


Piloten es sogar ohne Sextant: Sie richten
sich nach Sternbildern oder peilen den
Polarstern an. Das geht nicht immer gut:
1928 ist die Junkers W 33 „Bremen“ auf dem
Weg von Irland nach New York, als die Crew
in Wolken keine Himmelskörper mehr
sieht, weit vom Kurs abdritet und die Ori-
entierung verliert. Die Mannschat – Pilot
Hermann Köhl, Copilot James Fitzmaurice
und Flugzeugbesitzer Ehrenfried Freiherr
von Hünefeld – beschließt, angesichts von
nur noch zwei Stunden Restkratstof notzu-
landen. Der große Wellblech-Vogel geht ein
gutes Stück vor seinem Ziel auf dem kana-
dischen Greenly Island im St. Lorenz-Strom
unsant zu Boden. Dennoch ehrte New York
die Pioniere des ersten Ost-West-Atlantik-
lugs mit einer Konfettiparade.
Sieben Jahre später sind Flugzeuge mit
Navigatoren und Sextanten im Linienein-
satz. Pan American Airways, kurz Pan
Am, baut von Miami und San Francisco
aus weltweite Langstreckenverbindungen Fotos: jean/airteam images, arCHiV (2)

Die KUPPeL aUF Dem
FLUgZeUgrUmPF
ermögLiCHte Freien BLiCK
aUF Den HimmeL

Ein Navigator mit Sextant
im Astrodome. An der Aufhängung
in Kuppelmitte lassen sich
schwerere Sextanten befestigen

Es war nicht leicht, die Kuppel
des Astrodomes aus Plexiglas
herzustellen, aber sie bot
eine ideale Kombination
aus Stromlinienform
und Rundumsicht

DIE GPS-REVOLUTION
in Zeiten, in denen jedes mobiltelefon
einen gPs-empfänger enthält, ist es
kaum vorstellbar, wie schwer es einmal
war, über lange strecken zu navigieren.
Dabei ist das ursprünglich für militäri-
sche Zwecke entwickelte global Positi-
oning system (gPs) erst seit mitte der
neunziger jahre einsatzbereit. Betreiber
ist die U.s. air Force; gPs stand aber von
anfang an auch der weltweiten öffent-
lichkeit kostenfrei zur Verfügung – wenn
auch bis zum jahr 2000 mit künstlich
verringerter Präzision. inzwischen ist
die weltwirtschaftliche Bedeutung einer
stets und überall verfügbaren Positi-
onsbestimmung auf mindestens wenige
meter kaum mehr zu überschätzen. in
der Luftfahrt ersetzt gPs mehr und
mehr die traditionelle Funknavigation,
auch bei schlechtwetter-anlügen.
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