Flugzeug Classic April 2017

(Dana P.) #1

TECHNIK Hawker Tempest


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kampf auszustechen. Trotzdem sitzt der
Respekt gegenüber der Tempest bei den deut-
schen Düsenjägerpiloten tief, sie zu unter-
schätzen endet meist tragisch. Wie ihre US-
Kollegen versuchen die Briten ebenfalls bald,
die »Rats«, wie sie die gegnerischen Jets
nennen, bevorzugt beim Start oder bei der
Landung abzupassen. Ein oft sehr riskantes
Unterfangen angesichts der massiven Flugab-
wehr, die sich auf und um die entsprechen-
den Flugplätze im Regelfall findet.

Auch nach Kriegsende gefragt
Im Februar 1945 stoßen weitere Tempest-Squa-
drons zur 2TAF, insgesamt sind es nun sieben.
Einen Monat später überschreiten die Alliier-
ten den Rhein; britische Bodentruppen drin-
gen unaufhaltsam nach Nordwestdeutschland

vor. Die Verbände der 2TAF folgen dicht auf
dem Fuß. Je enger jetzt die deutsche Luftwaffe
zusammengedrängt wird, desto mehr ihrer
Flugzeuge fallen auch der Tempest zum Opfer,
viele davon am Boden. Seinen letzten Luft-
kampf über Europa absolviert der Hawker-Jä-
ger am 3. Mai 1945. Als die Waffen schweigen,
schreibt man den Tempest-Staffeln alles in
allem 240 Luftsiege zu, darunter wenigstens
20 Me 262, einige Ar 234 und sogar eine

He 162. Im Gegenzug sind 155 Maschinen ver-
loren gegangen – grob die Hälfte durch Flak,
26 weitere im Luftkampf. Aus der 2TAF wird
am 15. Juli 1945 die British Air Force of Occu-
pation (BAFO). Für die nächsten drei Jahre
bleibt die Tempest Mk.V hier weitgehend un-
entbehrlich. Erst im Sommer 1948 setzt ihre zü-
gige Ablösung ein; die letzten Exemplare gibt
die BAFO im folgenden Mai ab.

Mk.VI als Rückversicherung
Gewichen sind sie unter anderem der Tem-
pest Mk.II (F.2) mit Sternmotor, die überdies
Schuld an der Entstehung der eher weniger
bekannten Mk.VI trägt. Deshalb zurück ins
Jahr 1944, wo deren Musterflugzeug am


  1. Mai erstmals abhebt. Entstanden ist es le-
    diglich als Notbehelf, um die vorhersehbaren


Lieferengpässe der Bristol-Centaurus-Stern-
motoren für die Tempest Mk.II abzufedern.
Zu diesem Zweck soll Napier den Sabre II,
der die Mk.V antreibt, weiter »aufbohren«.
Zeitnah wächst so der Sabre V mit 2340 PS
Leistung heran.
Als Versuchsträger wird der ursprüngliche
erste Prototyp der Tempest auserkoren, der
außerdem eine einteilige Schiebehaube erhält.
Wie sich zeigt, muss man den kraftvolleren

Antrieb stärker kühlen. Darum wandern un-
ter anderem die Lufteinläufe für den Vergaser
und den Ölkühler in die linke beziehungswei-
se rechte Flächenvorderkante, um Platz für ei-
nen vergrößerten Motorkühler zu schaffen.
Da die Mk.VI (später F.6) ausschließlich für
den Nahen und Mittleren Osten vorgesehen

Zwar verschwindet die Tempest Mk.V ab
1947 zügig aus der ersten Reihe, scheint
jedoch bald als Zielschlepper weiterhin
von Nutzen, um die allmählich in die Jah-
re gekommene Miles Martinet in dieser
Rolle abzulösen. Ein Jahr später wird des-
halb zunächst eine Maschine entspre-
chend als TT Mk.5 modifiziert, erprobt
und 1950 zum Einsatz freigegeben. Bis
Mai 1952 sind insgesamt 80 Flugzeuge
umgerüstet; die letzten davon stehen bis
Juli 1955 im Dienst. n

Tempest TT Mk.5 mit Winden- und
Schleppkabelbehälter Foto RAF

Zielschlepper TT Mk.5


Zwischen 1946 und 1950 befinden sich
viele Tempest Mk.VI/F.6 oft in durchaus
kriegsähnlichen Einsätzen – wie etwa
diese Maschine der No 8 Squadron, sei-
nerzeit stationiert in Khormaksar Foto RAF

240 Luftsiegeschreibt man der Tempest


Mk.V zu, darunter wenigstens 20 Me 262.

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