Flugzeug Classic April 2017

(Dana P.) #1

ZEITGESCHICHTE Irmfried Zipser


32


sens der Maschine sowie die Drehzahlen für
Warmlauf und Start. Dann begann der erste
Einweisungsflug: Abheben und Schweben in
zwei Meter Höhe. Die Steuerung ist außeror-
dentlich empfindlich. Die Handhabung des
Pitches, die »kollektive Blattverstellung« (das
gleichmäßige Verstellen des Anstellwinkels
der Rotorblätter, mit dem der Hubschrauber
vertikal bewegt wird), ist mir völlig neu und
gänzlich ungewohnt. Anfangs hielt ich es für
völlig ausgeschlossen, die Maschine über ei-
nem bestimmten Punkt halten zu können.
Die Zusammenarbeit der Steuerorgane ist ei-
ne Hexerei!«

Alte Gewohnheiten
Es war und ist keine Hexerei. Nur eine völlig
andere Art des Fliegens, insbesondere für je-
manden, der von der »Fläche« kommt. Seine
Begeisterung wurde dadurch nicht gedämpft:

»Das unbeschreibliche Gefühl, sich in die Luft
zu erheben, wird mich immer glücklich und
frei machen.« Zugleich wurde ihm klar, dass
»diese Art von Fliegerei nichts mit dem be-
kannten Flächenflug zu tun hat«!
Der aber hing ihm nach. Das Ablegen alter
Reflexe und das Erlernen neuer fiel schwer:
»Ich stelle fest, dass ich kurz vor dem Aufset-

zen den Stick (Steuerknüppel) nach alter Ge-
wohnheit durchziehe.« Bei Spornradflugzeu-
gen wie der Ju 87 und der Fw 190 war das
richtig, da der Druck des Höhenruders das
Spornrad unten hielt. Doch bei einem Hub-
schrauber bewirkt man damit etwas anderes:
»Die Maschine schwebt dann rückwärts!«

Irmfried Zipser musste umlernen: »Stick
immer in Normalfluglage halten und mit
dem Pitch langsam nach unten drücken. Da-
bei immer auf die Drehzahl achten.« Doch
auch das war leichter gesagt als getan: »Ich
habe die Angewohnheit, sobald die Erde
rasch näher kommt, mit dem Pitch kurz anzu-
halten. Die Maschine steigt dann weg und die

Ruhe in den anderen Rudern wird durch ein
leichtes Schaukeln abgelöst. Daher Pitch ru-
hig und gleichmäßig nachdrücken, bis die
Kufen aufsetzen.« Und dann ist da noch der
Heckrotor, den Irmfried Zipser aus alter
Gewohnheit »Seitenruder« nennt; immerhin
bedient man beide mit Pedalen.

Das Gefühl, sich in die Luft zu erheben,


wird mich immer glücklich und frei machen.


Start mit der Bell 47 G-2 zum ersten Alleinflug.
Zipser war einer der ersten mit einem »Luft-
fahrerschein für Privathubschrauberführer«

Wie funktioniert die Taumelscheibe? – Unterricht in Theorie und
Praxis wechselten sich ab

Gebirgsfliegerausbildung in Sonthofen Ende Mai bis Anfang Juni 1957. Links
befindet sich Oberleutnant Zipser und neben ihm Fluglehrer Emil Müller
Free download pdf