Flugzeug Classic April 2017

(Dana P.) #1

OLDTIMER Pariser Luftfahrtsammlung


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OLDTIMER Pariser Luftfahrtsammlung


MUSEE DE L’AIR ET DE L’ESPACE


Schatzkammer


Die Neue Luft- und Raumfahrthalle des Deutschen Museums wird renoviert und bleibt


bis 2019 geschlossen – genau der richtige Zeitpunkt, um einer der umfangreichsten


Sammlungen von Weltkriegsfliegern in Paris einen Besuch abzustatten ... Von Stefan Schmoll


L


e Bourget – bei diesem Namen packt
nicht nur die Fans der Pariser Luftfahrt-
schau die Sehnsucht. Seit über 40 Jahren
ist der erste Flughafen von Paris auch die Hei-
mat einer der größten Luftfahrtsammlungen
des Kontinents. Rund 140 Luftfahrzeuge prä-
sentieren die Organisatoren derzeit in dem
Museum, mehr als 250 weitere haben sie in
den weitläufigen Räumen und Freiflächen
von Dugny, auf der anderen Seite des Flugha-
fens, gelagert. Fachmännische Teams restau-
rieren derzeit einige dieser Maschinen.

Terminal und Grande Galerie
Schon die Anfahrt nach Le Bourget ist ein Er-
lebnis. Nachdem man die modernen Hallen
des Messezentrums und das Flughafenpark-
haus hinter sich gelassen hat, öffnet sich der
Blick auf das historische Gebäude des ehema-
ligen Hauptstadtflughafens. Die ersten Flug-
zeuge landeten in Le Bourget bereits kurz
nach dem Ersten Weltkrieg. Vor 90 Jahren –
im Mai 1927 – wurde der Flugplatz weltweit
berühmt, als Charles Lindbergh nach seiner
erfolgreichen Atlantiküberquerung mit der
»Spirit of St. Louis« dort landete. Zehn Jahre
später eröffnete man das mehr als 200 Meter
lange Terminal im Art-Deco-Stil. Nachdem

sich in den 1970er-Jahren der Linienverkehr
mehr und mehr zu den Flughäfen Charles-
de-Gaulle sowie Orly verlagert hatte, wurde
das Gebäude in Le Bourget nutzlos.
Nach einem längeren Dornröschenschlaf
nutzten die Organisatoren den historischen
Bau vor 30 Jahren erstmals als Ausstellungs-
fläche des Museums. Davor präsentierten sie
die »fliegenden Kisten« aus den Anfängen
der Fliegerei im Süden von Paris. Vor vier Jah-
ren hatte man das Gebäude umfassend reno-
viert, sodass man es nun als größtes »Expo-
nat« der Sammlung bezeichnen kann.
In der Grande Galerie sind einige der welt-
weit ältesten erhaltenen Flugzeuge ausge-
stellt. Selbstverständlich gehört hierzu auch
eine Bleriot XI. Louis Bleriot konnte rund
800 Exemplare dieses Erfolgsmodells verkau-
fen, weil die Maschine im Sommer 1909 er-
folgreich den Ärmelkanal überwand. Nur
drei Jahre später überquerte Roland Garros in
einer Morane-Saulnier Typ H das Mittelmeer.
Auch dieser Flieger ist in der Galerie zu se-
hen. Wie auch die Bleriot besaß die Morane-

Saulnier noch keine Querruder, die Piloten
lenkten sie mittels Verwindungssteuerung.
Der voll verkleidete Rumpf des Einsitzers galt
seinerzeit als großer Fortschritt.

Entwicklung visuell
Welchen Entwicklungsschub die Luftfahrt-
technik nur wenige Jahre später durch den
Ersten Weltkrieg erfuhr, wird wenige Meter
weiter deutlich. Aus verdrahteten Einde-
ckern, welche sich mehr schlecht als recht in
der Luft bewegen ließen, entstanden Jagd-
flugzeuge und Bomber, die in mehreren Kilo-
meter Höhe operieren konnten. Mit der Cau-
dron G.IV aus dem Jahr 1915 präsentiert das
Museum eines der ältesten bis heute erhalte-
nen mehrmotorigen Luftfahrzeuge der Welt.
Der »urige« Anderthalbdecker verschwand
allerdings rasch von der Front und Versionen
wie die ebenfalls ausgestellte Breguet XIV er-
setzten ihn. Mit rund 8000 zwischen 1916
und 1928 gebauten Exemplaren war die Bre-
guet XIV einer der erfolgreichsten Typen der
damaligen Zeit.
Auch die deutsche Luftfahrttechnik ist in
der Grande Galerie von Le Bourget promi-
nent vertreten. Von den riesigen Zeppelinen
jener Zeit hat kein einziges Exemplar die Jahr-
zehnte überlebt. Die ausgestellte Gondel des

Hinter diesem 80 Jahre alten Terminal verbirgt
sich eine der ältesten und umfangreichsten
Flugzeugsammlungen Fotos Stefan Schmoll
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